Während meines Urlaubs im schönen dänischen Städtchen Ribe hatte ich die Gelegenheit, das eine oder andere dänische Museum zu besuchen – und war bass erstaunt darüber, dass man in Dänemark offenbar andere Vorstellungen davon hat, was ein “Museum” bieten soll.
Klar, die gerade mal drei Museen in und um Ribe, die ich während der kurzen Urlaubswoche abklappern konnte, sind kein repräsentatives Sample der dänischen Museumslandschaft, von daher kann ich hier natürlich nicht mehr als meinen subjektiven Eindruck wiedergeben. Die spürbare Ausrichtung auf das sensorische Erleben der Ausstellung sowie auf die Bedürfnisse spezieller Zielgruppen – insbesondere von Kindern und Jugendlichen – haben mich trotzdem so beeindruckt, dass ich mir einen Blogpost mit einigen Eindrücken nicht verkneifen kann.
So verfügt beispielsweise das Museet Ribes Vikinger in Ribe über einen museumseigenen “Spielplatz”, in dem es zwar keine Rutschen und Schaukeln, dafür aber eine sandbedeckte “Ausgrabungsstätte” gibt, über die man sich mit Pinseln und Spitzkellen hermachen kann – da hätte man mich in jüngeren Jahren sicher nicht so schnell wegbekommen…
Mit “Kristine und Rolf – zwei Kinder aus dem Mittelalter” bietet das Museum sogar eine eigene Unterausstellung an, die nur auf Kinder bzw. Familien ausgerichtet ist und – so war zumindest mein Eindruck – museumspädagogisch hervorragend betreut wird (einige Bilder kann man sich hier auf der Webseite des Museums ansehen).
Interessant fand ich auch den Versuch, den Besuchern Repliken der Exponate zum Erfühlen und Ertasten zur Verfügung zu stellen, wie zum Beispiel hier im Museet Ribes Vikinger über diese Schubladen, die sich unter zahlreichen Ausstellungsvitrinen befanden. Der Besucher bekommt auf diese Weise einen ganz anderen Bezug zum Objekt, der über das klassische visuelle bzw. audiovisuelle Erleben hinausgeht.
Und dann diese lebensgroßen, teilweise begehbaren Dioramen (oben: Ziegelei aus dem 13. Jh., unten: Ehefrau mit Mönch) – fantastisch. Wobei ich mich frage, ob man so etwas in Deutschland überhaupt anbieten könnte, oder ob da Vandalismus zu befürchten wäre…
Auffällig fand ich auch die ganz augenscheinlich hervorragende finanzielle Ausstattung der Einrichtungen. So finden sich beispielsweise im Vadehavscentret zahlreiche dieser schönen Leuchttafeln, zudem bietet das Museum eine spektakuläre Multimedia-Show zur Geschichte von Sturmfluten wie der Zweiten Marcellusflut von 1362 oder der Burchardiflut von 1634, bei der man von allen Seiten aus Projektoren und Monitoren berieselt wird. Das entsprach zwar schon nicht mehr ganz meiner eher traditionellen Vorstellung eines Museums – da sich aber Event-Bausteine und klassische Ausstellung in allen drei Museen die Waage halten, hat man als Besucher jederzeit die Möglichkeit, in einen “ruhigen” Ausstellungsraum zu wechseln.
Überhaupt ging mir die Frage “Und für so etwas haben die tatsächlich das nötige Kleingeld?” in den Austellungen ganz unwillkürlich immer wieder durch den Kopf. In den Besucherzahlen schlägt sich der Eventcharakter der Museumsbesuche jedenfalls wieder: Alle drei Museen waren – und das unter der Woche – besuchermäßig voll ausgelastet.
Ein echtes museales Highlight – wenn auch nicht ganz dem klassischen Bild eines Museums entsprechend – ist übrigens das Ribe VikingeCenter, ein Freilichtmuseum in Lustrup, in dem auf einer Fläche von über vier Quadratkilometern das historische Ribe aus der Zeit um 800 n.Chr. rekonstruiert wurde. Hier kann man – zumindest nach eigener Erfahrung – problemlos einen ganzen Tag verbringen, ohne das überhaupt zu bemerken (oben: Dorfzentrum, mitte: Opferstätte, unten: Handwerkerstube).
Wer also in Dänemark unterwegs ist, sollte sich die vielfältige Museumslandschaft nicht entgehen lassen. Warum übrigens gerade die Gegend um Ribe ganz unabhängig von den dortigen Museen ein auch landschaftlich und kulturhistorisch äußerst empfehlenswertes Reiseziel ist, verrät ein Klick in meinen Flickr-Account…
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