“Ich will keine Zuwandererfamilien, die sich bin in die dritte Generation weigern, die Spra- che des Landes korrekt zu lernen, in dem sie leben!” Mit diesem recht unmissverständlichen Satz forderte die BILD-Zeitung ihre Leser im November dazu auf, eine Bundestags-Petition für die Aufnahme der deutschen Sprache ins Grundgesetz zu zeichnen. Inzwischen gibt es eine – unterstützenswerte – Gegenpetition, für die ich heute ausdrücklich werben möchte.
Ins Leben gerufen wurde sie von Scilogs-Blogger Anatol Stefanowitsch (vom Sprachlog), der hier die Petition selbst und hier die Hintergründe erläutert. Bis dato hat die Petition 2.703 Mitzeichner gefunden – bis zum 03. März besteht also noch die Chance, die Zahl von 5.165 Mitzeichnern der Ursprungs-Petition zu übertreffen.
Ich persönlich finde es nicht gut, alles ins Grundgesetz zu schreiben. Wir haben Anträge auf Kultur, auf Sport, auf die Frage der Familien, auf die deutsche Sprache jetzt, und wir müssen aufpassen, dass das jetzt nicht inflationiert. – Angela Merkel
Warum man mitzeichnen sollte? Nun, an dieser Stelle könnte man viel darüber schreiben, dass die Festlegung der Sprache im Grundgesetz einen Symbolcharakter ohne direkte Rechtsfolgen hätte. Darüber, dass sich ein Sprachpassus im Grundgesetz nicht auf die Sprachpraxis der EU-Behörden auswirken würde. Darüber, dass zwischen der Amtssprache und der Umgangs- bzw. der Geschäftssprache zu unterscheiden ist – während sich erstere gesetzlich festlegen lässt (und hier ist die Stellung des Deutschen unangreifbar über das BVwVfG, das SGB und das GVG verankert), ist letztere juristisch nicht zu reglementieren.
Vielleicht ja auch darüber, dass sich weder der Gebrauch von Anglizismen noch der anderer Fremdwörter in Reklame oder Umgangssprache per Gesetz verbieten lässt. Oder darüber, dass es weder juristisch möglich noch wünschenswert wäre, Mitmenschen vorschreiben zu können, in welcher Sprache sie sich auf dem Schulhof oder in der Schlange im Postamt zu unterhalten haben. Darüber, dass die Stellung des Deutschen – und zwar weder als Amts- noch als Umgangssprache – in unserem Land in keinster Weise bedroht ist.
Man könnte – allerdings haben andere Blogger diese Argumente an anderer Stelle schon sachkundiger dargelegt, so dass ich mich in diesem Blog nicht wiederholen muss (siehe beispielsweise hier, hier oder hier). Aufschlussreich finde ich dagegen einen Blick ins öffentliche Forum des Petitionsausschusses, in dem die Verfechter und die Gegner eines Sprachpassus seit Wochen miteinander debattieren. Wie Jörg schon geschrieben hatte, offenbaren sich hier leider die Vorstellungen zumindest einiger Petitionsgegner, deren Argumente sich wie folgt zusammenfassen lassen: (1) Wir müssen die deutsche Sprache noch schnell gesetzlich verankern, bevor wir in 20 Jahren alle Türkisch lernen müssen und (2) Wie kann sich eigentlich jemand mit dem Namen Stefanowitsch erdreisten, überhaupt eine Petition zur deutschen Sprache einzureichen? Fangen wir mal mit Punkt Eins an…
Wenn man sieht wie häufig eine andere als die deutsche Sprache auf Schildern von Läden ect. steht, dann kann man nur den Kopf schütteln üder solch eine Petition. In den Großstädten gibts Läden, die Produkte komplett in anderen Sprachen verkaufen. Ich als Deutscher will alles lesen können, was in diesem Land geschrieben wird. [Klick]
Die deutsche Sprache ins Grundgesetz zu übernehmen, wurde erst seit neuerer Zeit nötig, da so viele Einwanderer nach wie vor ihre mitgebrachte Muttersprache sprechen. Wenn man sich auf Schulhöfen herumhört, bekommt man je nach Ort massenweise russische und türkische Sätze um die Ohren, als würde man sich sonstwo befinden. [Klick]
Ich kann mir nicht vorstellen, daß bei der Bevölkerungsentwicklung in ca 20 bis 30 Jahren nicht erste ernsthafte Versuche unternommen werden, das türkische als gleichberechtigte Amtssprache einzuführen. Und dann ist es von der Gleichberechtigung zur Dominanz nur noch ein kurzer Schritt! Insofern wäre eine Verankerung im GG ein letzter Rettungsdamm, bevor uns – vorgersehbar – die Flut zur Gänze überrollt! [Klick]
Keiner soll sich darauf berufen, -ich nix verstehhhh. Wer auf „Dauer” in der Bundesrepublik Deutschland lebt, der muß der deutschen Sprache mächtig sein. Wer dazu nicht bereit, soll dahin gehen wo er her kommt, um das mal ganz klar aus zudrücken. [Klick]
Klar und deutlich. Bevor wir zum zweiten Punkt kommen sei noch angemerkt, dass es sich hier um diejenigen Kommentare handelt, welche die Moderatoren des Bundestags-Forums nicht gelöscht haben, eine ganze Reihe weitaus unhöflicherer Äußerungen wurde bereits “wegen Unsachlichkeit” aus dem Netz genommen.
Als besonderen “Witz” an der Sache kann man es bezeichnen, dass der Petent hier selbst kein Deutscher ist. Ein Schelm, wer böses dabei denkt. [Klick]
Da der Antrag offensichtlich von einer Person gestellt wurde, die selbst nicht Deutscher ist, weis man schon, woher der Wind weht. [Klick]
Wer eine solche Petition einreicht, hat offensichtlich nicht viel am Hut mit dem Land, mit der Kultur in der er lebt. [Klick]
[S]o jemand arbeitet an einer deutschen Universität und wird von Steuergeldern bezahlt…..das ist einfach unfassbar. [Klick]
Wenn jemand, dessen Name offensichtlich auf einen Migrationshintergrund schließen lässt, sich gegen den mittlerweile leider notwendig gewordenen Schutz der Deutschen Sprache per GG wehrt, entsteht schon ein etwas seltsamer Beigeschmack. [Klick]
Jemand, der unsere Landessprache ableht, sollte sich zu Hause wohler fühlen. [Klick]
Was für eine verwirrte Person setzt sich stundenlang hin und schreibt eine solche Petition? Wir leben in Deutschland und unsere Sprache ist Deutsch. Deutsch ist unsere Muttersprache und gehört ins Grundgesetz. [Klick]
Ihr Name verrät, dass Sie nicht aus Deutschland sind. Warum sollten gerade Sie sich als Aussenstehender in deutsche Angelegenheiten einmischen? Soll ich auch mal nach Russland gehen und denen vorschreiben, dass es doch nicht sein kann, dass sie ihre Sprache rechtlich verankern wollen? [Klick]
Wie oben bereits geschrieben (und verlinkt) gibt es zahlreiche sachliche Gründe, die dafür sprechen, die Petition von Anatol Stefanowitsch zu zeichnen. Wer einen weniger sachlichen Grund braucht, möge sich dies vor Augen führen: Sollte die deutsche Sprache tatsächlich im Grundgesetz verankert werden – was würden Leute wie die oben zitierten Kommentatoren aus diesem Umstand alles ableiten und ihren Mitmenschen aufoktroyieren wollen?
Ja, letztendlich sind beide Petitionen reine Symbolpolitik, denn weder wird der Bundestag die Aufnahme der deutschen Sprache ins Grundgesetz beschließen, noch macht es Sinn anzunehmen, dass er beschließen könnte etwas nicht zu beschließen. Gerade wegen des Symbolwerts wäre es aber schön, wenn am Ende mindestens ebenso viele Mitbürger die Stefanowitsch-Petition unterzeichnen würden, wie auch die BILD-gesponsorte Ursprungs-Petition unterzeichnet haben. Also: zeichnen (und vielleicht auch gleich noch ein Fan auf Facebook werden und so den Freundeskreis auf die Petition aufmerksam machen).
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