Die Causa Guttenberg ist ja seit Tagen Thema in der wissenschaftlichen Blogosphäre. Mit Prof. Dr. Oliver Lepsius, dem Inhaber des Lehrstuhls für Lehrstuhls für Öffentliches Recht, Allgemeine und Vergleichende Staatslehre an der von Universität Bayreuth hat sich nun erstmals ein Vertreter der betroffenen Fakultät ausführlich vor der Presse erklärt.

Ein Statement, dass man in der Debatte auf jeden Fall zur Kenntnis nehmen sollte:

“Die Leute wissen was sie tun. Wir reden ja hier nicht über einen Studenten im zweiten Semester, der in einer Patchwork-Kultur groß geworden ist. Wir reden über jemanden, der eine Arbeit abgibt am Ende eines langjährigen Promotionsverhältnisses, nach jahrelangen Gesprächen mit dem Betreuer. Natürlich gibt es Studenten in Anfangssemestern, die noch nicht den wissenschaftlich korrekten Umgang mit Texten kennen. Den bringen
wir ihnen bei. Aber wir reden hier ja über einen ganz anderen Fall.”


Anbei noch ein kleiner Linktipp für alle mitlesenden Parteifreunde, die sich ebenfalls daran stören, dass die für den Wissenschaftsbetrieb wichtige akademische Integrität von Teilen der Union derzeit so kleingeredet wird:

CDU-Mitglieder für akademische Integrität | Wirb ebenfalls für deine Seite

Kommentare (15)

  1. #1 Wolfgang Flamme
    27. Februar 2011

    “Wir sind alle entsetzt. Wir sind einem Betrüger aufgesessen – und die Universität hat daraus die Konsequenzen gezogen und ihm den Grad aberkannt.
    Niemand hätte sich vorstellen können, mit welcher Dreistigkeit hier ein Plagiat eingereicht … wird.”

    Frei übersetzt heißt das dann wohl: “Wir sind naive, inkompetente Trottel, die nicht merken, wenn man uns nach Strich und Faden verscheissert. Um das zu übertünchen, empören wir uns besonders lautstark.”

  2. #2 Wolfgang Flamme
    27. Februar 2011

    Nachschlag:

    “Wir haben gesehen, daß die Qualitätsstandards streng überprüft werden, Plagiate aufgededeckt werden. Wir wünschten, wir hätten sie früher aufgedeckt, aber sie werden aufgedeckt. Solche Leute haben keine Chance. Und es werden die Konsequenzen gezogen. Die Gremien der Universität haben schnell und solide gehandelt.

    Der Lepsius ist IMO ein genauso schlimmer Täuscher wie der Guttenberg, aus akademischer Sicht aber noch viel schädlicher.

  3. #3 Christian Reinboth
    27. Februar 2011

    @Wolfgang Flamme: Ich kaufe Prof. Lepsius die Empörung ehrlich ab – dass an der Uni selbst schwere Fehler gemacht wurden, lässt sich wohl nicht bestreiten, er selbst dürfte als Nachfolger von Guttenbergs Doktorvater damit allerdings wenig zu tun haben und wird sicher nicht begeistert darüber sein, dass nun ausgerechnet sein Lehrstuhl angeschossen ist. Über die Aussage, die Gremien der Universität hätten schnell und solide gehandelt, kann man sicherlich streiten; meines Erachtens haben sie mit dem Entzug zwar schnell und richtig gehandelt, haben sich aber eher unsolide auf die durch den Minister öffentlich vorgegebene “Rückgabe-Linie” eingelassen und auf einen öffentlichen Kommentar zu einer möglichen Täuschungsabsicht verzichtet, was eine IMHO unzureichende Vorgehensweise ist. Aber vielleicht kommt ja noch etwas nach und die Äußerungen von Prof. Lepsius sind als eine Art von vorweggenommenem Abschlussbericht der Prüfungskommission zu betrachten…

    Bei den Wissenslogs gab es zum universitären Vorgehen eine gute Analyse:

    https://www.wissenslogs.de/wblogs/blog/sprachlog/kultur/2011-02-24/die-lex-guttenberg-und-die-ehrlichkeit-der-wissenschaft

  4. #4 Hagen
    27. Februar 2011

    Ganze 25 CDU-Mitglieder sind auf Facebook also für wissenschaftliche Integrität. Vielleicht die falsche Partei für einen Wissenschaftler???

  5. #5 Sim
    27. Februar 2011

    @ Hagen

    Wo ist der Zusammenhang?

  6. #6 gret
    27. Februar 2011

    Der Fall von Guttenberg zeigt wieder einmal, um was es in einer
    hypersozialen Welt von höheren Primaten wirklich geht: nicht um Wissenschaft oder Bücher, sondern um Führung, Führung,
    Führung, Führer (“Machiavellische hypersoziale Intelligenz”).
    Guttenberg als geborener “Führer” hat ein perfektes
    hypersoziales Hirn — was “das geBILDete Volk” ja auch spürt.

    Wissenschaft ist letztlich eh nur blosse Technik — der
    Rest ist Rhetorik (siehe Giambattista Vico, 1710).

    Gaddafis Sturz zeigt auch wieder einmal, dass alle Bücher letztlich
    nie funktionieren können (Gaddafis grünes Buch, Guttenbergs Buch, etc.) — bis auf Facebook und Fuckbook, natürlich.
    Darum hat Guttenberg recht.

    Und: nach 2 Jahren ist in der Wissenschaft eh schon alles verjährt (und die Gedächtnisse
    von heute sind SEHR kurz).

    Leider gibt es ja immer noch keine “Gesellschaft” und Zivilisation OHNE Politiker,
    Juristen, Hausärzte, (etc.)…

    Übrigens (auch an Oliver Lepsius): Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Affe vor der Tastatur per Zufall gerade einen Text von Shakespeare eintippt, ist ja auch grösser als Null… (p > 0).

    Allein schon aus diesem Grund wird Guttenberg (als hypersozial perfekter höherer
    Primat) juristisch freigesprochen werden müssen (denn per Zufall hat er gerade unbewusst plagiiert, p > 0) — selbst dann, wenn er den “Dr.”-Titel aus hypersozialen Gründen
    einfach nur als Sprungbrett hypersozialerweise gebraucht (“missbraucht”) hat…

  7. #7 gret
    27. Februar 2011

    Der Fall von Guttenberg zeigt wieder einmal, um was es in einer
    hypersozialen Welt von höheren Primaten wirklich geht: nicht um Wissenschaft oder Bücher, sondern um Führung, Führung,
    Führung, Führer (“Machiavellische hypersoziale Intelligenz”).
    Guttenberg als geborener “Führer” hat ein perfektes
    hypersoziales Hirn — was “das geBILDete Volk” ja auch spürt.

    Wissenschaft ist letztlich eh nur blosse Technik — der
    Rest ist Rhetorik (siehe Giambattista Vico, 1710).

    Gaddafis Sturz zeigt auch wieder einmal, dass alle Bücher letztlich
    nie funktionieren können (Gaddafis grünes Buch, Guttenbergs Buch, etc.) — bis auf Facebook und Fuckbook, natürlich.
    Darum hat Guttenberg recht.

    Und: nach 2 Jahren ist in der Wissenschaft eh schon alles verjährt (und die Gedächtnisse
    von heute sind SEHR kurz).

    Leider gibt es ja immer noch keine “Gesellschaft” und Zivilisation OHNE Politiker,
    Juristen, Hausärzte, (etc.)…

    Übrigens (auch an Oliver Lepsius): Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Affe vor der Tastatur per Zufall gerade einen Text von Shakespeare eintippt, ist ja auch grösser als Null… (p > 0).

    Allein schon aus diesem Grund wird Guttenberg (als hypersozial perfekter höherer
    Primat) juristisch freigesprochen werden müssen (denn per Zufall hat er gerade unbewusst plagiiert, p > 0) — selbst dann, wenn er den “Dr.”-Titel aus hypersozialen Gründen
    einfach nur als Sprungbrett hypersozialerweise gebraucht (“missbraucht”) hat…

  8. #8 Wolfgang Flamme
    28. Februar 2011

    @Christian

    Die Fakultät winkt das mit Applaus durch und ist dann furchtbar empört, wenn’s nicht zutrifft?

    Wollen wir sowas zum Standard erheben zB bei Buchprüfungen, Strafverfolgung, Ingenieursleistungen?

  9. #9 Gelmir
    28. Februar 2011

    Ich hab´mir jetzt gerade das Video mit Prof. Lepsius angeschaut und nehme ihm seine Betroffenheit (und auch seine Wut) über diesen Fall durchaus ab.
    Was mir bis jetzt aber wohl entgangen ist, wie konnte diese “Collage” (wie Prof. Lepsius es so schön nennt), überhaupt den Prüfungsprozess an der Uni Bayreuth unbeschadet überstehen, wie konnte sowas (wofür Prof. Lepsius jeden Studenten ausgelacht hätte – seine Worte) auch noch mit “Summa Cum Laude” bewertet werden?

  10. #10 Christian Reinboth
    28. Februar 2011

    @Gelmir: Dem heute veröffentlichten Statement von Peter Häberle entnehme ich, dass er aufgrund seines Vertrauensverhältnis zu seinen Doktoranden offenbar nicht auf die Idee gekommen ist, dass mit der Arbeit etwas nicht in Ordnung sein könnte. Sicher sind ja auch zumindest die Ausarbeitungen des wissenschaftlichen Dienstes auf einem hohen inhaltlichen Niveau, so dass ich mir durchaus vorstellen könnte, dass der Doktorvater jetzt aus allen Wolken fällt. Dass nicht standardmäßig im Internet nach doppelten Texten gesucht wurde, ist allerdings eine Lücke im Qualitätsmanagement – es war schon anno 2005 bei meiner Diplomarbeit absolut Usus, Abschlussarbeiten grundsätzlich mit Plagiatsoftware zu testen. Warum das in Bayreuth anders ist, ist mir auch ein ziemliches Rätsel.

  11. #11 Norbert Nickles
    1. März 2011

    Die gesetzliche Verjährungsfrist bei Taten, die mit einer Freiheitsstrafe von 5-10 Jahren bedroht sind, ist 10 Jahre. Bei 1-5 jahren Gefängnis ist die verjährungsfrist 5 Jahre. 3 Jahre bei allen übrigen Taten. Ich halte es für ungesetzlich, dass jemand wegen Abschreibens nach über einem Jahrzehnt dermassen belangt und behelligt wird !

  12. #12 Gelmir
    1. März 2011

    @Christian Reinboth
    Ich weiß nicht, für mich läuft das irgendwie auf grenzenlose Schlamperei oder bewußtes wegschauen hinaus.
    Hoffentlich wird da noch etwas Klarheit geschaffen, auch wenn das für die Uni Bayreuth desaströs werden könnte.

  13. #13 Gelmir
    1. März 2011

    @Christian Reinboth
    Ich weiß nicht, für mich läuft das irgendwie auf grenzenlose Schlamperei oder bewußtes wegschauen hinaus.
    Hoffentlich wird da noch etwas Klarheit geschaffen, auch wenn das für die Uni Bayreuth desaströs werden könnte.

  14. #14 Name (erforderlich
    4. März 2011

    Nur zur Info: this video is no longer available due to a copyright claim by BAYERISCHER RUNDFUNK.

  15. #15 Martin
    8. März 2011

    Ich muss auch sagen, dass es zwar richtig ist, dass Gutenberg falsch gehandelt hat und dafür die Konsequenzen tragen muss, aber viel zu wenig wird meiner Meinung nach auf die Uni Bayreuth geschaut. Denn dort wurde er schließlich mit cum laude(!) ausgezeichnet und keiner will gemerkt haben, dass der überwiegende Teil der Arbeit abgekupfert war….das ist unglaubwürdig!! Ich finde, da sollte genauer nachgeprüft und auch die verantwortlichen Personen zur Rechenschaft gezogen werden!! Das entschuldigt nicht sein Vergehen, nur um das nochmal klarzustellen, aber es ist schnell ein Buhmann gefunden und andere “MIttäter” kommen einfach durch, das finde ich schade….