In den Besucherstatistiken des “Frischen Winds” gibt es dieser Tage einen eher kuriosen Ausreißer: Ein alter Artikel aus 2009, in dem ich mich mit der seltsamen Empfehlung der ÄrzteZeitung auseinandergesetzt hatte, eine D-12-Aloe-Potenz als homöopathisches Mittel bei “wässrigen Durchfällen” und “blutigem Stuhl” einzusetzen.

Dass dieser Artikel nach zwei Jahren nun plötzlich wieder Leser findet, lässt mich vermuten, dass zahlreiche EHEC-Verunsicherte das Netz via Google nach homöopathischen Mittel gegen die Darmerkrankung durchforsten – die – was mich selbst äußerst positiv überrascht hat – offenbar noch von niemandem angeboten werden. Ich möchte mich an dieser Stelle daher Christian Specht anschließen, der bei der Durchsicht seiner Google-Referrer ebenfalls über zahlreiche Suchanfragen zu EHEC-Globuli gestolpert ist – und jeden, der hier auf der Suche nach entsprechenden Mitteln aufschlägt nachdrücklich darum bitten, einen Arzt aufzusuchen, sollten Symptome wie blutige Durchfälle oder blutiges Erbrechen auftreten.

Wer dagegen nach Informationen über EHEC sucht, sei auf diese Kurzzusammenfassung bei dem ScienceBlogs-Kollegen von WeiterGen sowie die Scilogs verwiesen, wo sich Sebastian Reusch und Sören Schewe in mehreren Artikeln mit dem EHEC-Ausbruch befasst haben (besonders empfehlenswert: diese täglich aktualisierte Linkliste).

HOMEOPATHY / Self medication #1

Foto: HOMEOPATHY / Self medication #1 (Pierre Beteille)

Und damit wünsche ich noch einen schönen Sonntag…

Kommentare (20)

  1. #1 tada
    29. Mai 2011

    https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/45747/Bis_zu_30_000_Tote_pro_Jahr_durch_Krankenhausinfektionen.htm

    Montag, 9. Mai 2011
    Berlin – In Deutschland sterben nach Angaben von Hygiene­experten bis zu 30.000 Patien­ten pro Jahr an Kranken­haus­infektionen – doppelt so viele wie bisher angenommen. Das geht aus einer gemein­samen Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Kranken­haushygiene, der Gesellschaft für Hygiene, Umweltmedizin und Präventivmedizin sowie des Bundesverbandes der Ärzte des Öffentlichen Gesund­heitsdienstes für den Gesund­heitsausschuss des Bundes­tages hervor.
    […]
    Statt der bisher angenommenen 400.000 bis 600.000 Infektionsfälle müssen von „einer Mindestzahl von 700.000“ Infektionen ausgegangen werden.
    […]
    Nach Schätzung des vzbv wäre bei strikter Hygiene etwa die Hälfte der Infektionen vermeidbar.

    Tolles Bild, danke 🙂
    Diese Panik zeigt wieder eindeutig wie dringend unsere Medien umgestaltet werden müssen, es gibt viel viel wichtigere Probleme.

  2. #2 Tut nicht's zur Sache
    29. Mai 2011

    … wie dringend unsere Medien umgestaltet werden müssen …

    Geht’s noch? Schon mal was von Artikel 5 des Grundgesetzes gehört? Das Problem mit der medialen Berichterstattung zum Thema liegt wohl eher in einer fehlenden Aufklärung durch offizielle Stellen (besser: Regierungspositionen). Ein aufgeklärtes Volk lässt sich aber leider nicht so gut und einfach regieren, wie eine Masse panischer, verängstigter Lemminge.

  3. #3 Sören
    29. Mai 2011

    Immer dieser Senf, dass die oben uns doof halten…ich kann es bald nicht mehr hören. Vielleicht liegts einfach daran, dass momentan tatsächlich noch einiges im Unklaren ist bezüglich der Quelle und sich dadurch natürlich einiges an Gerüchten ansammelt…

  4. #4 Tut nicht's zur Sache
    29. Mai 2011

    Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht. Deshalb: immer schön kritisch und wachsam bleiben. Trotz und/oder gerade wegen der Panikmedien.

    So, muss los. Gurkensalat ist fertig und steht auf dem Tisch. Ist allerdings aus dem eigenen Garten. Sicher ist sicher. 😉

  5. #5 Sebastian R.
    29. Mai 2011

    Wer richtige Informationen möchte, bekommt sie auch. Der einzige Hacken an der Geschichte ist, dass man dazu selber seine Finger krümmen und verlässliche Quellen suchen muss. Das ist in 5 Minuten erledigt und deswegen kann ich es nicht nachvollziehen, wenn man die Schuld u.a. auf die Regierungspositionen schiebt. Außerdem – und das spricht Sören ja an – weiß man derzeit noch nicht mit 100%iger Sicherheit, wo der EHEC herkommt und bis dahin sollte man also erst Recht den Ball flach halten und nicht allzuviel mutmaßen. Damit füttert man schlussendlich nur die Trolle und die trolligen Printmedien, die Tag für Tag Sensations- und Panikmachschlagzeilen bringen. Die Bild-Zeitung ist z.B. eben erst darauf gekommen, dass das hämolytisch-urämische Syndrom auch das Gehirn in Mitleidenschaft ziehen kann. Zudem kann man wunderbar auf dem Bildblog nachlesen, wie man den ganzen Krieg Bauern und Gemüsehändler vs. den Rest der Welt hätte vermeiden können.
    Wer also schlau ist und das sollten sich ALLE endlich mal aneignen, liest und glaubt nicht alles das, was man ihm so in der Medienlandschaft präsentiert, sondern legt noch selber Hand und Verstand an und informiert sich selber noch einmal.

  6. #6 Jan von nebenan
    30. Mai 2011

    Neeeein! Nun macht auch noch die Tagesschau Werbung. Und ausgerechnet für die “Homöopathen ohne Grenzen” :-\

    Sehr geiles Statement eines Aktivisten: “Und wir sind absolut überrascht, wie gut die Homöopathie hier hilft, denn die Leute sind noch sehr rein, sie leben mit der Natur und sind noch sehr sensibel vom Organismus her.” Der “ganzheitliche Ansatz” darf natürlich auch nicht fehlen. Aber, man höre und staune, “bei Diabetes oder Aids” stoße die H. an ihre Grenzen.

    Link: https://www.tagesschau.de/ausland/homoeopathen100.html

    PS: Okay, das ist zu diesem Artikel etwas OT, aber ich musste mal irgendwie darauf aufmerksam machen 😉

  7. #7 Kopp
    30. Mai 2011

    Eine gute Idee, Christian, das Thema hier abzufangen.

    Bei Blut im Stuhl oder Blut im Erbrochenen ist immer dringend ein Arztbesuch angesagt!

    Keine Homöopathie bei EHEC!

    Ich erschrak heute auch, als ich davon las, dass irgendwo Eltern ihre Kinder wegen eines EHEC- Verdachts (blutiger Stuhl oder -Kotzerei?) selbst mit Antibiotika behandelt hatten.

    Finger weg von Selbstmedikation!
    Eine Therapie ohne ärztliche Diagnose kann total am Problem vorbeigehen, bzw. resistente Keime zur Folge haben.

    EHEC hin oder her: Wenn Dein Kind Blut spuckt oder scheißt, ab zum Arzt!
    Das gilt natürlich auch für Erwachsene. Blut in Stuhl, Urin oder Erbrochenem ist grundsätzlich eine ernstzunehmende Sache. Ein Arzt kann helfen.

    Sorry für den Fettdruck, aber manchmal brauchen Menschen einen Push.

  8. #8 BreitSide
    30. Mai 2011

    Jan: genau das wollte ich grad auch posten, danke!

  9. #9 Luther Blisset
    30. Mai 2011

    Realität gefällig, liebe Mitlesende?
    Homöopathen ohne Grenzen verteilen Mittel gegen Malaria.

    Keine
    weiteren
    Fragen.

    Oh, doch, eine Frage: wie kann man denen das “Handwerk” legen? Juristen! Wo seid ihr, wenn man euch braucht?

  10. #10 Randifan
    31. Mai 2011

    Bei der Homöopathie gibt es alle möglichen Mittelchen gegen jedes Wehwehchen. Katholische Ärzte empfehlen gegen Homosexualität homoöpathischer Mittel aus hochprozentigen Platin.
    https://www.heise.de/tp/artikel/34/34851/1.html

  11. #11 Georg Hoffmann
    2. Juni 2011

    @Randifan
    Das habe ich auch heute gelesen. Homooepathie gegen Homosexualitaet. Von der schoenen Aliteration mal abgesehen: Mit unwirksamen Mittel gegen eine nicht existierende Krankheit… da ist man fast versucht zu sagen: Vielleicht hilfts ja?

  12. #12 margot
    2. Juni 2011

    Die Wissenschaftler hatten schon immer die schlechtesten Karten.

    Diese Deippen wissen nicht mal, woher der EHEC Erreger kommt…

    Dabei gibt es doch Google Maps, oder? Aber die sind genau so schlecht, leider…

    Und so lange sowieso alle Troittel lieber Fussball gucken…

  13. #13 Mike
    3. Juni 2011

    Jetzt kommt die Zeit von Pizza, Pasta und aller anderen heiss zubereiteten Speisen, denn über 70 Grad Celsius zerbruzelt der böse EHEC Bazillus-Mutant zur Wirkungslosigkeit.

  14. #14 Randifan
    3. Juni 2011

    Kein einziger Homöopath wagte es, sich mit den EHEC-Bakterien zu infizieren und mit homöopathischen Mitteln zu behandeln, obwohl demjenigen Ruhm und Geld winken würden.

  15. #15 margot
    3. Juni 2011

    Die synthetischen Biologen basteln schon lange an neuen E.coli Stämmen herum…
    Kein Wunder, wenn da mal was aus dem Labor entkommt…
    Die Labordichte in Norddeutschland ist ja extrem hoch…

    Lasst uns fleissig weiterbasteln!!!!!!

  16. #16 Dr. Kerner
    4. Juni 2011

    Natürlich wird jetzt viel Geld verdient, dennoch sollte man der Seuche schnellstmöglich die Verbreitungsgrundlage entziehen und die liegt bei den Erntesklaven in Spanien!

    https://marbella-2000.de/allg.-nachrichten/35/148-illegale-afrikaner-verseuchen-gurken-
    am-lkw.html

  17. #17 rolak
    4. Juni 2011

    Kerner, Du rassistischer Vollhonk – Du hast nicht, wie in Deinem Pamphlet behauptet, einen Artikel in einem Fachblatt bei Springer-Medizin veröffentlicht, sondern einen Kommentar auf der Springer-site abgesetzt.

  18. #18 PKV
    5. Juni 2011

    Manche Sachen sind einfach zu ernst, um sie nur mit Plazebos zu bekämpfen…

  19. #19 Christian Reinboth
    6. Juni 2011

    Was hier am Wochenende wieder für quarkige Kommentare dazugekommen sind… Anstatt über böse Biologen und illegale Wanderarbeiter zu schimpfen, sollten wir angesichts des EHEC-Ausbruchs vermutlich lieber mal unseren Antibiotika-Konsum überdenken…

    https://www.guardian.co.uk/commentisfree/2011/jun/05/deadly-ecoli-resistance-antibiotic-misuse

  20. #20 junia
    8. Juni 2011

    Mit Homöopathie wird das wohl nicht funktionieren, es sei denn, es wirkt wie ein Placebo. Da wäre dann die Frage: Wirken Placebos? Und wenn ja, wie?

    In Bonn haben sie jetzt herausgefunden, warum viele Ehec-Erkrankungen so schwer verlaufen. Der Gerinnungsfaktor ist gestört, und es bilden sich Blutgerinnsel, die die Durchblutung des Gehirns und der Nieren verhindern. Man behandelt das mit Bluttransfusionen.

    Frage an Mediziner: Könnte Heparin wirken? Oder haben sie das schon ausprobiert?