Aufgrund der zunehmenden Lichtverschmutzung nimmt die Zahl der Gegenden, in denen man in der Nacht noch einen fast natürlich dunklen Sternenhimmel genießen kann, leider beständig ab. Das von der UNESCO und der Starlight Initiative unterstützte Projekt „One star at a time” arbeitet an einer Katalogisierung guter Beobachtungsplätze – und benötigt hierbei eure Unterstützung.
Während der vergangenen zwei Jahre habe ich in diesem Blog viel über das Problem des Lichtsmogs bzw. der Lichtverschmutzung und die Grundsätze ökologisch verträglicher Beleuchtung – wie beispielsweise den Verzicht auf Bodenleuchten oder auch Skybeamer – geschrieben. Einer der längeren Blogposts aus dem vergangenen Jahr befasste sich mit der Frage, wer eigentlich über die Vergabe von Dark Sky Parks bzw. Sternenparks bestimmt – jenen Gebieten, die sich aufgrund geringen Lichtsmogs, guter Zugänglichkeit und vor-Ort-Förderung des populärwissenschaftlichen Zugangs zur Astronomie in besonderer Weise als Standorte für (hobby-)astronomische Beobachtungen eignen.
Die ältesten und bekanntesten dieser „Sternenschutzgebiet”-Auszeichnungen (Dark Sky Park, Dark Sky Community und Dark Sky Reserve) werden bekanntlich von der IDA, der International Dark Sky Association vergeben, hinzu kommen die Urban Star Parks und Starlight Preserves der Royal Astronomical Society of Canada (RASC), die ausschließlich in Kanada zur Anwendung kommen. Mit der Starlight Initiative kam dann 2007 eine dritte Gruppierung hinzu, die ebenfalls Sternenpark-Titel (darunter so wohlklingende wie Starlight Heritage Sites oder auch Starlight Landscapes) verleihen wollte, bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt allerdings noch keinen solchen Titel vergeben hat. Eben jene Starlight Initiative unterstützt – gemeinsam mit den Astronomers without Borders und der UNESCO – nun ein weiteres Sternenpark-Konzept – den StarPark des Projekts „One star at a time” – das ganz auf Internet-Crowdsourcing setzt und sich damit recht radikal von anderen Konzepten abhebt. Grund genug, sich die StarParks hier im „Frischen Wind” genauer anzusehen…
Im Gegensatz etwa zum begehrten IDA-Titel des Dark Sky Parks, dessen Erlangung einen hunderte Seiten umfassenden Antrag und einen oft jahrelangen Prozess der Antragstellung erfordert, lässt sich der StarPark-Titel ziemlich leicht reklamieren: Eine Registrierung auf der Projektwebseite und die Ausfüllung eines mehrseitigen Online-Fragebogens sowie die Angabe einiger Messwerte zur Lichtverschmutzung (dazu ein andermal mehr) reichen für die Antragstellung bereits vollkommen aus. Damit ist klar, dass der StarPark nicht in Konkurrenz zu den bisherigen Sternenpark-Designationen treten kann (oder soll); vielmehr geht es den Machern darum, Profi- und Hobby-Astronomen auf der ganzen Welt einen einfachen Weg zu unterbreiten, gute Beobachtungsplätze zu melden und zu beschreiben, um sie über eine gemeinsame Karte der gesamten Astro-Community zur Verfügung zu stellen.
Wer häufiger im „Frischen Wind” mitliest weiß, dass ich mich nebenberuflich im Vorstand der Sternwarte Sankt Andreasberg engagiere, die sich unter anderem dafür einsetzt, dass der Nationalpark Harz – in dem sich noch großflächige Gebiete finden, die fast natürlich dunkle Beobachtungsverhältnisse bieten – irgendwann einmal von der IDA als Dark Sky Park anerkannt wird. Zahlreiche Aktionen unserer Sternwarte – wie etwa das Symposium zum Thema Lichtverschmutzung im April diesen Jahres sowie das jährlich stattfindende Sankt Andreasberger Teleskop-Treffen (über das hier und hier auch schon in den Scilogs berichtet wurde) zielen bereits in diese Richtung ab – und so war es nur konsequent, dass wir uns mit dem designierten Sternwarten-Grundstück auf der Sankt Andreasberger Jordanshöhe auch am StarPark-Projekt beteiligen wollten. In der vergangenen Woche bin ich – trotz der überquellenden Papierstapel auf meinem Schreibtisch – nun endlich dazu gekommen, den Antragsprozess abzuschließen – und voliá: Es lebe der Sankt Andreasberg StarPark.
Wer sich mal durch die anderen 44 noch auf der Seite registrierten StarParks klickt, wird neben offenbar wirklich guten Beobachtungsplätzen wie diesem und diesem auch eher seltsame Eintragungen wie diese oder diese finden – ein klarer Indikator dafür, dass die Projektgruppe an der einen oder anderen Stelle irgendwann noch redaktionell nachjustieren muss; aber auch ein Ansporn an alle versierten Astronomen, die StarPark-Karte und das StarPark-Verzeichnis durch die Eintragung und Beschreibung eigener Beobachtungsplätze inhaltlich aufzuwerten. Wer also einen tollen Standort für astronomische Beobachtungen kennt, über Englischkenntnisse und einige Lichtsmog-Kennwerte (etwa Messungen mit dem Sky Quality Meter oder dem von Günther Wuchterl entwickelten LightMeter) verfügt, ist hiermit dazu aufgefordert, diese der Welt nicht länger vorzuenthalten, sondern sie stattdessen dem StarPark-Netzwerk hinzuzufügen. Als kleine Inspiration kann dabei vielleicht unser Antrag für den Standort Sankt Andreasberg dienen:
Name: Sankt Andreasberg StarPark
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