Eigentlich fehlt mir diese Woche – wieder mal – die Zeit, mich vernünftig um das Blog zu kümmern – diesen aktuellen Vorgang in meiner unmittelbaren Nähe wollte ich jetzt aber doch nicht unkommentiert lassen: Die BASF zieht die fälligen Konsequenzen aus den andauernden Angriffen und schließt mit sofortiger Wirkung ihre Gentechnik-Sparte in Gatersleben.
Nach Jahren politischer Attacken – sogar hier im beschaulichen Wernigerode wird ja schon seit einiger Zeit mit Monsanto-Kritik um Wählerstimmen geworben – Demonstrationen, “Feldbefreiungen” (Vorsicht: Link geht zu Organisator) und Feldzerstörungen haben die mitteldeutschen Gentechnik-Gegner etwas erreicht, an dem Grün-Rot in Baden-Württemberg noch arbeitet: Die Mitte Deutschlands ist auf dem besten Weg zur gentechnikfreien Zone:
„Schwerer Rückschlag für die deutsche Pflanzenforschung: Wegen der breiten Ablehnung der Gentechnik in der Landwirtschaft verlagert der Konzern BASF diese Sparte komplett in die USA. Die Zentrale der Pflanzengentechnik werde von Limburgerhof in den US-Bundesstaat North Carolina verlegt, teilte BASF mit. Davon ist auch ein BASF-Forschungsunternehmen in Gatersleben betroffen. Der Standort mit 57 Mitarbeitern wird aufgegeben.”
Damit fallen nicht nur 57 gutbezahlte Arbeitsplätze in einer strukturschwachen Region weg, sondern es stehen auch noch 57 hochqualifizierte Wissenschaftler auf der Straße, die sich sehr wohl überlegen werden, ob sie mit ihren Familien und ihrem – im steuerfinanzierten Studium erworbenen – Know-How nicht gleich ihrem Arbeitsplatz in die USA hinterherziehen – oder sich zumindest mittelfristig auf eine Karriere außerhalb Deutschlands orientieren. Im Gegensatz zum Präsidenten des Bauernbundes, der – wie weiland Erich Honecker den DDR-Flüchtlingen – den Forschern „keine Träne nachweint”, zeigt sich Sachsen-Anhalts Landwirtschaftsminister Hermann Onko Aikens im Gespräch mit der MZ betroffen:
„Ich bedaure den Abzug und halte ich für kein gutes Signal für den Forschungsstandort Deutschland. Ob wir uns den Verzicht auf solche Technologien leisten können, wird die Zukunft zeigen.” Nötig sei eine ideologiefreie Diskussion, wenn die Probleme der Welternährung gelöst werden sollen.
Die Gentechnik-Gegner werden das vermutlich anders sehen.
Hungern mussten sie ja wahrscheinlich auch noch nie.
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