Eine in den 60er Jahren in Walkenried gefundene Gedenktafel aus dem 18. Jahrhundert zeigt neben einer lateinischen Inschrift auch den doppelgesichtigen römischen Gott Janus. Im Text versteckt sich eine codierte Jahreszahl mit großer Bedeutung für die Region – das Jahr, in dem der Frieden Einzug in Walkenried hielt.

Ich bekenne freimütig, dass mir meinen „Brot- und Butter”-Wissenschaften – der Photonik und der Betriebswirtschaftslehre – obgleich mich Themen wie etwa die Lichtverschmutzung oder die Farbort-Selektion auch nach etlichen Jahren weiterhin sehr faszinieren, manchmal der “romantische Kern” zu fehlen scheint, der geisteswissenschaftlichen Fächern wie den Sprach- oder den Geschichtswissenschaften innewohnt. Umso mehr freut es mich, wenn ich etwa im Rahmen meiner nebenberuflichen Tätigkeit für den Landesmuseumsverband oder meiner ehrenamtlichen Arbeit für die Ortsgeschichtliche Sammlung Walkenried hin und wieder in Gestalt faszinierender musealer Exponate mit diesen in Kontakt komme.

Von einem dieser Exponate, dessen Entschlüsselung und dessen historischer Einordnung soll in diesem Post die Rede sein. Historiker, denen die Geschichte des Siebenjährigen Krieges vertraut ist und denen auch Chronogramme nicht fremd sind, können den Artikel getrost überspringen – alle anderen Leser sind auf einen kleinen historischen Ausflug eingeladen, der vielleicht (hoffentlich) auch einmal wieder „Lust auf Museum” macht…

Eine meiner ehrenamtlichen Tätigkeiten für die Ortsgeschichtliche Sammlung Walkenried besteht in der schönen Aufgabe, Digitalisate besonders interessanter Ausstellungsstücke anzufertigen, und diese (via die Software Adlib) zu inventarisieren sowie – seit kurzem – auch in das Portal museum-digital (über das ich schon einmal im Blog zum Historikertag 2010 berichtet hatte) einzuspeisen. Als eines der allerersten Exponate hatte ich mir ein besonderes Stück aus der Zeit des Siebenjährigen Krieges (1756 – 1763) vorgenommen, welches mich schon lange fasziniert: Eine nur zufällig entdeckte und gerettete hölzerne Gedenktafel, auf der sich eine Abbildung der doppelgesichtigen römischen Gottheit Janus sowie ein lateinischer Text mit einer codierten Jahreszahl – ein sogenanntes Chronogramm – befinden. Dieses (für eine Publikation zur besseren Lesbarkeit leicht bearbeitete) Foto zeigt die ungewöhnliche Abbildung sowie den um diese gruppierten Text.

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Bevor ich etwas zur Bedeutung der Abbildung und des Textes schreibe, muss ich zunächst ein paar Worte zum eben schon erwähnten Begriff des Chronogramms verlieren. Bei einem Chronogramm handelt es sich um einen – meist lateinischen – Text, in dem eine Zahl – meist eine mit dem Inhalt des Textes in Verbindung stehende Jahresangabe – über die Buchstaben codiert ist, die römischen Ziffern entsprechen (d.h. I, V, X, D, C, M). Die Buchstaben werden meist besonders betont, etwa durch Großschreibung oder farbliche Hervorhebung. Für die „Entschlüsselung” eines Chronogramms gelten folgende einfache Grundregeln:

  • Alle Buchstaben, die gleichzeitig römischen Ziffern entsprechen, haben eine Bedeutung, d.h. es gibt keine I, X oder D, die bei der Entschlüsselung nicht zu berücksichtigen wären, selbst wenn die charakteristische Hervorhebung fehlt. Dies führt mitunter zu leicht „verunglückt” wirkenden Texten und Reimen, die eben darauf zurückzuführen sind, dass bestimmte Worte aufgrund der enthaltenen Zeichen unbedingt im Text vorkommen mussten oder keinesfalls mehr darin auftauchen durften.
  • Jede Hervorhebung hat eine Bedeutung. Wird etwa ein U hervorgehoben, welches natürlich keiner römischen Ziffer entspricht, so ist es als V zu interpretieren.
  • Zur Entschlüsselung der im Text codierten Jahreszahl werden die einfachen Zahlwerte der einzelnen Ziffern addiert. Damit weicht man von der üblichen Lesart römischer Zahlen ab, die bekanntlich auf einem festen Regelsatz für die Addition und Subtraktion hintereinandergestellter Ziffern basiert, d.h. II = 2 aber IX = 9 (anstatt etwa I + X = 11). Beim Chronogramm geht man genau andersherum vor, die Buchstabenfolge IX wäre hier also als 11 zu lesen.

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Chronogramm in der Pfarrkirche St. Magnus in Bad Schussenried (Foto: Andreas Praefcke)

Eine besondere Form des Chronogramms liegt vor, wenn die Texte in einem bestimmten Versmaß abgefasst wurden. Liegt etwa ein Hexameter (Sechsmaß) vor, spricht man von einem Chronostichon, folgt dagegen ein Pentameter (Fünfmaß) auf ein Hexameter, so wird das Chronorgamm als Chronodistichon bezeichnet. Chronogramme finden sich an sehr viel mehr Stellen, als man vielleicht vermutet: Wenn man etwa einmal mit offenen Augen die typischen Schriftzüge über den Türen alter Gebäude betrachtet (besonders aus dem 17. oder dem 18. Jahrhundert, in denen Chronogramme sehr populär waren), so entdeckt man sicher schnell das eine oder andere Chronogramm, welches einem zumeist etwas über das Jahr der Grundsteinlegung oder der Bauvollendung verrät. Eine wirklich umfangreiche Liste teils extrem kunstvoller Chronogramme findet sich in der Wikipedia, darunter auch dieses einfache Chronogramm, das uns als Beispiel für die Entschlüsselung dienen soll:

saLVe sanCta Mater

Dieser ebenfalls lateinische Text findet sich im Chorraum der Wallfahrtskirche Maria Weinberg in Eberau im Burgenland und bedeutet übersetzt „Sei gegrüßt, heilige Mutter”, was sich wiederum – wie bei einer katholischen Wallfahrtskirche nicht anders zu erwarten – auf die biblische Jungfrau Maria bezieht. Vier Buchstaben – L, V, C und M – sind hervorgehoben. Diese entsprechen zugleich auch vier römischen Ziffern:

Ziffer I V X L C D M
Zahlenwert 1 5 10 50 100 500 1000

Zählt man diese Ziffern zusammen, so erhält man 5 (L) + 50 (V) + 100 (C ) + 1000 (M) = 1155, was wiederum dem Jahr entspricht, in welchem der Chorraum geweiht wurde.

Auch bei der Inschrift auf der 1968 in Walkenried entdeckten Gedenktafel – die wohl auch heute noch auf dem Dachboden der früheren Försterei Höllstein liegen würde, wäre nicht der Walkenrieder Claus Eggert bei Aufräumarbeiten zufällig über sie gestolpert – handelt es sich – lateinische Inschrift, passendes Versmaß (Chronodistichon), hervorgehobene Buchstaben – zweifellos um ein Chronogramm. Bevor wir zur darin enthaltenen Jahreszahl und deren Bedeutung kommen, sehen wir uns aber erst einmal die Übersetzung des Textes an.

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IanUa nUnC IanI CLaUsa est
anno hoCCe saLUtIs
paX et WaLCkreDae saLVatorqUe DeUs
[de wird hier sinngemäß zu deus ergänzt]

Die Januspforte ist nun geschlossen
In diesem Jahre des Heils
Frieden auch in Walkenried und Gott ist der Erretter

Die Nennung der Januspforte sowie die Abbildung des doppelgesichtigen römischen Gottes Janus auf der Tafel verraten bereits, dass hier vermutlich das Ende einer kriegerischen Auseinandersetzung zelebriert werden sollte: Die Tore des vermutlich durch Kaiser Numa Pompilius im 7. Jahrhundert vor Christus erbauten römischen Janustempels standen über Jahrhunderte stets offen, solange sich irgendwo auf der Welt noch römische Truppen im Kriegseinsatz befanden. Nur wenn im gesamten Reich Frieden herrschte – was nicht allzu häufig vorkam – wurde die Januspforte geschlossen – ein eindeutiger Hinweis darauf, wie der Rest der Inschrift zu interpretieren ist.

Auf welche Auseinandersetzung sich der Text bezieht, verrät dem Betrachter die codierte Jahreszahl. Die Plakette im Museum gibt diese mit 1759 an, womit die Inschrift in die Zeit des Siebenjährigen Krieges (1756 – 1763) einzuordnen wäre. Da ich die Zahl für das Eintrag zur „Walkenrieder Friedenstafel” bei museum-digital nicht einfach nur abschreiben, sondern selbst nachvollziehen wollte, habe ich mich neulich an der Entschlüsselung versucht, wobei ich sämtliche hervorgehobenen U regelkonform als V mitgezählt habe:

IanVa nVnC IanI CLaVsa est
1+5+5+100+1+1+100+50+5= 268

anno hoCCe saLVtIs
100+100+50+5+1= 256

paX et WaLCkreDae saLVatorqVe DeVs
10+50+100+500+50+5+5+500+5= 1225

= 268 + 256 + 1225 = 1749

Man sieht schon: Es fehlen zehn Jahre. Aber wieso? Da der für das Stück verantwortliche Kurator glücklicherweise ebenfalls auf den Namen Reinboth hört, konnte ich nachfragen und mir erläutern lassen, worin mein Irrtum bestand. Wer die Abbildung der Tafel aufmerksam betrachtet hat, hat meinen Fehler vielleicht schon entdeckt – ich hatte eine der Grundregeln der Chronogramm-Dekodierung sträflich missachtet und einem eindeutig hervorgehobenen Buchstaben – dem W von „WaLCkreDae” – keine weitere Aufmerksamkeit geschenkt, da es sich bei einem W nicht um eine römische Ziffer handelt und Ortsnamen im Lateinischen bekanntlich ohnehin stets großgeschrieben werden. Es gilt aber: Eine Hervorhebung durch Großschreibung geschieht in einem Chronogramm – in dem ja auch die sonstigen Regeln der Ortografie nur bedingt gelten – eben niemals zufällig. Und tatsächlich – sieht man sich das W genauer an, so erkennt man, dass es sich um zwei ineinandergeschobene V handelt.

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Damit ist klar, wo die zehn fehlenden Jahre stecken. Es ergibt sich:

IanVa nVnC IanI CLaVsa est
1+5+5+100+1+1+100+50+5= 268

anno hoCCe saLVtIs
100+100+50+5+1= 256

paX et VVaLCkreDae saLVatorqVe DeVs
10+5+5+50+100+500+50+5+5+500+5= 1235

= 268 + 256 + 1235 = 1759

Und damit wären wir nun also doch noch beim Jahr 1759 angekommen, das offenbar für die Menschen in Walkenried eine besondere Bedeutung gehabt haben muss. Die Zahl verweist bereits auf den Kontext des Siebenjährigen Krieges; einer komplexen Auseinandersetzung, welche sich zwischen den Jahren 1756 und 1763 an einer Vielzahl von Schauplätzen – unter anderem in Indien und Nordamerika – abspielte, und deren Vorgeschichte fast ebenso kompliziert wie die des Ersten Weltkrieges ist. Im Kern des Konfliktes steht der Streit zwischen Preußen unter Friedrich II. und Österreich unter Kaiserin Maria Theresia um das zuvor von Preußen annektierte Schlesien sowie der Konflikt zwischen Frankreich unter König Ludwig XV. und Großbritannien unter König Georg II. um Kolonien in Nordamerika.

Ein kompliziertes System aus Bündnissen und alten Feindschaften sowie politischen Taktierereien führt im Jahre 1756 zum Ausbruch des Konflikts zwischen den beiden Machtblöcken mit Österreich, Frankreich, Russland, Schweden und Spanien auf der einen sowie Preußen, Großbritannien und Portugal auf der anderen Seite. Mitglied des preußischen Blocks war auch das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel, zu dem auch das Fürstentum Blankenburg sowie das Stiftsamt Walkenried gehörten. Dem Herrscher über dieses Gebiet – Herzog Ferdinand von Braunschweig – kommt im Rahmen des Siebenjährigen Krieges als Heerführer und Vertrautem Friedrichs II. eine gewichtige Rolle zu. Unter anderem spricht die Geschichtsschreibung Ferdinand von Braunschweig einen wesentlichen Anteil am Sieg der preußischen Seite bei der Schlacht von Prag am 6. Mai 1757 sowie dem Sieg gegen das französische Heer in der Schlacht bei Minden am 1. August 1759 zu.*

Über Braunschweig-Wolfenbüttel sind somit auch das Fürstentum Blankenburg sowie das Stiftsamt Walkenried indirekt in den Konflikt verwickelt, unter dem die Bevölkerung insbesondere im Jahr 1759 schwer zu leiden hat. In diesem Jahr forderte der kaiserliche Generalmajor Baron von Riedt die hohe Summe von 10.000 Talern an Kontributionen vom Stiftsamt Walkenried ein und ließ mehrfach Plünderungen durch kaiserliche Truppen in den Dörfern des Stiftsamts zu. Dabei wurden auch der Walkenrieder Oberamtmann Heyland sowie der Walkenrieder Arzt Spangenberg als Geiseln verschleppt – beide wurden jedoch wieder freigelassen, als die kaiserlichen Truppen sich endgültig aus dem benachbarten Fürstentum Blankenburg zurückziehen mussten. Man vermutet, dass die Tafel anlässlich der Rückkehr der Verschleppten angefertigt wurde – wo sie jedoch angebracht war, von wem sie angefertigt wurde und wie sie in die Försterei kam, ist nach wie vor unbekannt.

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Eine zeitgenössische Darstellung der Schlacht zwischen preußischen und österreichischen Truppen bei Cossdorff am 20. Februar 1760 (Quelle: Wikipedia).

1759 – „in diesem Jahre des Heils” endeten also die Entbehrungen für die Einwohner von Walkenried – ein Grund zur Freude, festgehalten auf einer hölzernen Tafel mit Januskopf und lateinischer Inschrift. Die Januspforten des Siebenjährigen Krieges sollten sich jedoch erst 1763 mit dem Frieden von Hubertusburg endgültig schließen. Einem Frieden, der scheinbar ohne Sieger und ohne Besiegte bleibt, führt doch der Friedensvertrag dazu, dass alle Staaten sich wieder in ihre Grenzen vor Ausbruch des Krieges zurückziehen. Tatsächlich jedoch hatte sich Preußen am Ende des Krieges als militärische Großmacht etabliert – und Frankreich sich zur Deckung der Kriegsausgaben so tief verschuldet, dass der Grundstein für eine zwei Jahrzehnte andauernde Finanzkrise gelegt war, an deren Ende die Französische Revolution stehen sollte, die der Monarchie in Frankreich ein blutiges Ende setzte.

Auch die Lebensgeschichte der dabei auf der Guillotine hingerichteten franzöischen Königen Marie Antoinette („Sollen sie doch Kuchen essen”) ist übrigens eng mit dem Ausgang des Siebenjährigen Krieges verknüpft: Als Tochter der österreichischen Kaiserin Maria Theresia sollte ihre Heirat mit dem französischen Thronfolger das im gemeinsamen Kampf gegen Preußen geschmiedete Bündnis zwischen Österreich und Frankreich auf Dauer erhalten.

Gut ein Jahr vor ihrer Hinrichtung hatte eine schriftliche Erklärung Karl Wilhelm Ferdinands von Braunschweig, in dem den Revolutionären mit militärischer Gewalt gedroht wurde, sollte die französische Königsfamilie getötet werden, den Sturm der Revolutionäre auf den von der Schweizergarde verteidigten Tulierienpalast ausgelöst, in den sich die königliche Familie nach ihrer mißglückten Flucht aus Frankreich zurückgezogen hatte. Genau 23 Jahre zuvor hatte eben dieser Karl von Braunschweig – der Neffe Ferdinands von Braunschweig – als junger Soldat bei Minden das erste Mal eine Schlacht miterlebt – eben jene Schlacht, deren Ausgang im „Jahr des Heils” 1759 den Rückzug der kaiserlichen Truppen aus Blankenburg endgültig besiegelte und damit auch Walkenried den Frieden brachte…

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Der Sturm auf den Tulierienpalast am 10. August 1792, dargestellt in einem Aquarell des französischen Künstlers Jean Duplessis-Bertaux (Quelle: Wikipedia).

Und damit schließt sich der weit geschlagene Kreis zwischen großer und kleiner Geschichte wieder. Viele tausend Exponate, die auf ähnlich faszinierende Weise mit Ereignissen von weltgeschichtlicher Bedeutung verbunden sind, warten noch in den Heimatmuseen und Ortsgeschichtlichen Sammlungen, die sich praktisch überall in unserem Land finden lassen. Es lohnt sich also immer, diese einmal zu besuchen und genauer hinzusehen (Gastbeiträge über tolle Funde werden gerne angenommen) – gleiches gilt natürlich auch für die „Haustür- und Giebelsprüche”, denen sich mit ein wenig Kenntnis des römischen Ziffernsystems oft eine Information entlocken lässt, die den anderen Passanten verborgen bleibt…

Verwendete Quellen

Reinboth, Friedrich & Reinboth, Walther: Walkenrieder Zeittafel: Abriß der Orts- und Klostergeschichte; Heft 16 der Schrifenreihe des Vereins für Heimatgeschichte Walkenried und Umgebung e.V., Eigenverlag, Walkenried, 1999.

Siegmund, Johannes Jürgen: Zisterzienserstift Walkenried, herausgegeben vom Verein für Heimatgeschichte Walkenried und Umgebung e.V., Walkenried, 1977.

Reinboth, Friedrich & Reinboth, Michael (Hrsg.): Walkenrieder Lesebuch; Heft 36 der Schriftenreihe des Vereins für Heimatgeschichte Walkenried / Bad Sachsa und Umgebung e.V., Papierflieger-Verlag, Clausthal-Zellerfeld, 2011.

* Kleines historisches Easter Egg für alle Freunde der gepflegten Verschwörungstheorie: Ferdinand von Braunschweig-Wolfenbüttel war Mitglied zahlreicher halbgeheimer und geheimer Organisationen seiner Zeit und brachte es zeitweise zum Großmeister der schottischen Freimaurer-Logen, zudem war er einer der ersten Mitglieder der von Adam Weishaupt gegründeten Illuminaten. Nicht nur deshalb eine faszinierende historische Figur, deren nähere Betrachtung allerdings den Rahmen dieses Blogposts sprengen würde…

Unterstützt das Thema OpenAccess beim Zukunftsdialog

Noch bis zum 15. April kann beim Zukunftsdialog der Bundesregierung über die Zukunft dieses Landes diskutiert werden. Ich bitte alle Leser, meine Vorschläge zu den Themen “Mehr Open Access in der Forschung” sowie “Bessere Arbeitsbedingungen an deutschen Hochschulen” durch einen einfachen Klick (ohne Registrierung möglich) zu unterstützen.
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Kommentare (17)

  1. #1 MartinB
    5. März 2012

    Hab zwar nix kluges zu sagen, aber wollte trotzdem ein Lob loswerden: Interessanter Text und eine seltsame Idee, diese Chronogramme (eine Motivation, die Jahreszahl so zu verschlüsseln, gab es ja wohl nicht oder?).

  2. #2 Christian Reinboth
    5. März 2012

    @MartinB: Vielen Dank! Die Motivation hinter derartigen Chronogrammen scheint mir in der Tat nicht die Verschlüsselung im Sinne der “Geheimhaltung” einer Jahreszahl zu sein, sondern vielmehr der Reiz, exakt die Ziffern, die für eine bestimmte Jahreszahl erforderlich sind, in einem Text unterzubringen, der inhaltlich Sinn macht und zudem noch bestimmten formalen Regeln (Hexameter, Pentameter etc.) folgt. Dahinter stecken mehr Mühe und Gehirnschmalz, als man auf den ersten Blick vielleicht vermuten würde, weshalb die “Ehre” eines eigenen Chronogramms nur besonderen Ereignissen und Persönlichkeiten zuteil wurde… In gewisser Weise ist es eine Kombination aus mathematischer und sprachlicher Spielerei – etwa so wie die Suche nach palindromischen Sätzen, die vorwärts wie rückwärts gelesen den gleichen Wortlaut aufweisen. Oder auch nach Ambigrammen.

  3. #3 MartinB
    5. März 2012

    Danke, ich hatte überlegt, ob es da vielleicht irgendeinen interessanten Aberglauben dahinter gibt, aber das ist dann wohl nicht so.

  4. #4 Christian Reinboth
    5. März 2012

    @MartinB: Nicht dass ich wüsste, auch der Wikipedia-Artikel und die wenigen Webseiten, die mir bislang zur Thematik begegnet sind, schweigen sich diesbezüglich aus, von daher dürfte es nicht verkehrt sein, Chronogramme als Wort- und Zahlenspiel etwa analog zu Ambigrammen zu betrachten. Wenn es da doch noch mehr geben sollte und jemand, der mitliest, etwas weiß – da wäre ich auch sehr interessiert…

  5. #5 rolak
    5. März 2012

    Da ich die Chronogramme schon länger kenne (sie waren zwar nicht sein Ursprung, trugen aber zu meinem bisher ungebrochenen Interesse für Kodierungen, insbesondere unauffälligen, bei), finde ich am post die Nutzung als Einstieg in ein historisches Thema besonders interessant

    Beigebracht wurde es uns in der Schule nicht als Mittel für Geheimbotschaften, sondern als Kunstform (gibts ja nicht nur in Latein und Deutsch).

  6. #6 BreitSide
    5. März 2012

    xxx

  7. #7 KommentarAbo
    6. März 2012

  8. #8 Eckbert
    6. März 2012

    Ich als Geisteswissenschaftler vermisse manchmal die Rationalität und Nüchternheit der Naturwissenschaftler… 🙂
    Davon abgesehen: Danke für diesen Ausflug in die Geschichte – wieder was gelernt, super!

  9. #9 engywuck
    6. März 2012

    interessantes, mir bisher unbekanntes Thema.

    zum bgebildeten Bad Schussenrieder Text: ich komme auf 1744 als Jahreszahl – oder habe ich mich verzählt?

  10. #10 rolak
    6. März 2012

    Auch wenn meine Augen noch nicht so besonders wach sind es nach Versteigerung aussieht, engywuck: Biete einen mehr, hier ergibt die Sammlung 1745.

  11. #11 rolak
    6. März 2012

    wie gesagt: s/sind es/sind und es/

  12. #12 Geoman
    6. März 2012

    Wirklich schöner Beitrag – endlich mal wieder eine lesenswerte, mit viel Empathie geschriebene Geschichte und keine Pressemitteilungen klonende Nachricht auf Scienceblogs. Wohl nicht ganz zufällig hat das jener Kommentator als erster entdeckt und formiert, der selber in der Regel auch ganz lesbare und fundierte Geschichten hier auf SB schreibt.

    Zu Sinn und Hintergrund der Chronogramme habe ich folgenden Text gefunden:

    https://www.uni-muenster.de/imperia/md/content/arabistikislam/publikationen/bauer/chronogramm_1_bauer.pdf

  13. #13 Christian Reinboth
    7. März 2012

    @engywuck + rolak: Also ich komme auf

    V + V + I + M + I + I + I + V + V + I + I + I + I + I + C + D + I + C + V + X

    5 + 5 + 1 + 1.000 + 1 + 1 + 1 + 5 + 5 + 1 + 1 + 1 + 1 + 1 + 100 + 500 + 100 + 5 + 10

    = 1744

    Übersehe ich irgendwo ein I?

  14. #14 rolak
    7. März 2012

    Oha, 2:1, da erhöhe ich mittels eines Doppelkommentares 😉

     4I 3V 0X 0C 0D 1M : aVgVnIs ss MagnI norbertI honorIbVs
    5I 1V 0X 0C 0D 0M : sVbhIs InsIgnIIs
    1I 1V 1X 2C 1D 0M : saCratae aeDes pICtae atqVe eXornatae
    ---------------------
    10I 5V 1X 2C 1D 1M oder auch 1745

    Übersehe ich irgendwo ein I?

    Jein bzw mal nein mal ja: Rausgeschrieben hast Du alle, nur beim ‘Übersetzen’ das letzte unterschlagen.

  15. #15 Christian Reinboth
    7. März 2012

    @rolak: Stimmt – das letzte I ist in der Rechnung irgendwie abhanden gekommen. Also 1745. I stand corrected.

  16. #16 Dagmar Behrendt
    8. März 2012

    Leider nicht online zugänglich, aber vermutlich in jeder wissenschaftlichen Bibliothek einsehbar: Sebastian Scholz: Ein Chronogramm im St. Galler Klosterplan?, in: Deutsches Archiv für die Erforschung des Mittelalters 64, 2008, S. 109 ff.

  17. #17 Geoman
    12. März 2012

    @ Dagmar Behrendt

    Über den St. Galler Klosterplan:

    “Die Paläographen berichten, dass es sich um ein auf der Reichenau entstandenes Werk zweier Verfasser handele, die in alamannischen und karolingischen Minuskeln geschrieben haben. Von der Reichenau sei der Plan nach St. Gallen geschickt worden, wobei der Widmungsbrief nur von einem Gozbert ohne Abtstitel spricht: „Bei dem Plan kann man folglich wohl eher von einer ‚Übung‘ im weitesten Sinne sprechen. Denn auch als Bauplan diente er nicht” [Berschin].”

    aus: Illig, Heribert (2009): Fehlende Kreuzgänge und Benediktiner – Entwicklung von Bautyp und Orden

    https://www.fantomzeit.de/?p=1216