Heute hatte ich die tolle Chance, den Venustransit – das letzte Ereignis dieser Art bis zum Jahr 2117 – gemeinsam mit etlichen Hobby- und Profi-Astronomen im idyllischen Bergort Sankt Andreasberg im Oberharz zu beobachten. Ein paar visuelle Eindrücke dieses “public viewing” sowie ein paar besonders schöne Transitfotos wollte ich euch nicht vorenthalten.
Ein glückliches Händchen hatten wir heute auf jeden Fall schon einmal bei der Wahl des Beobachtungsortes – der Sankt Andreasberger Jordanshöhe. Die hier zu findenden Harzer Bergwiesen bieten eine absolut faszinierende Kulisse für ein Naturschauspiel wie den Venustransit. Das Foto wird dem Anblick (insbesondere nach Sonnenaufgang) nicht im Ansatz gerecht. Wer also den Harz besucht – eine Bergwiese sollte man gesehen haben…
(für alle Fotos gilt: ein Klick öffnet das Bild im Großformat)
Da die Wiesen – richtigerweise – unter erhöhtem Schutz stehen, haben wir unser Equipment dann natürlich auch nicht direkt auf der Wiese, sondern auf dem Schotterweg hinter dem Schullandheim (schöne Strecke für morgendliche Spaziergänge) aufgebaut. Dank einer gut organisierten Beschilderung trudelten die ersten Interessenten schon gegen 4:45 Uhr ein.
Dann hieß es: Alle Teleskope werden gen Sonnenaufgang gerichtet…
…und um kurz nach 5:00 Uhr war es dann soweit: Die Sonne ging über dem zwischen Braunlage und Schierke gelegenen Wurmberg auf. Dank fehlender Wolken auf Ebene des Horizonts konnten wir das Schauspiel (der Venustransit befand sich hier bereits in seinem letzten Drittel) für etwa 25 bis 30 Minuten gut beobachten, bevor uns die Sicht von den sich zuziehenden Wolken genommen wurde. Die guten Sichtbedingungen sorgten für sichtlich gute Stimmung bei den knapp 15 versammelten Sternenguckern.
Auf dem etwas größeren Teleskop im obigen Foto fertigte Michael Klapprodt vom Sternwarten-Verein dann auch gleich die ersten Fotoaufnahmen vom Venustransit an.
Dank zahlreicher aufgebauter Beobachtungsgeräte – hier sieht man etwa Michael Koch, unseren Experten für Astro-Elektronik, an seiner EM-200-Montierung – hatten alle Besucher die Chance, den Venustransit gut sichtbar zu genießen. Daneben wurden natürlich auch zahlreiche Fotos geschossen, wobei meinem Onkel Oliver Maiwald – den ich am Tag zuvor glücklicherweise noch zum Besuch auf der Jordanshöhe überreden konnte – zwei besonders schöne Schnappschüsse gelangen: Der Sonnenaufgang mit laufendem Venustransit über der Skischanze auf dem Wurmberg (ja, genau die Skianlage, die demnächst – mit allen Folgen für die Amateurastronomie in der Region – im Winter nachts beleuchtet werden soll).
Fantastisch.
Nach gut 25 Minuten ungetrübter Beobachtungsfreude verkroch sich die Sonne dann leider hinter der aufziehenden Wolkenfront, so dass uns die Sicht weitgehend genommen wurde. Das ließ uns immerhin die Zeit, schon mal die ersten Bilder auszuwerten und einen warmen Schluck Kaffee zu genießen – und für eine kleine Schleichwerbeanlage für Florians (wirklich lesenswertes, auch wenn ich heute erst bis zum zweiten Kapitel vorgedrungen bin) Buch KRAWUMM! und seine “Ein KRAWUMM! geht um die Welt”-Serie…
Nicht benötigt haben wir natürlich die Rotlichter, die bei etlichen Sternenfreunden trotzdem routinemäßig mit dabei waren. Wann beobachtet man auch schon mal tagsüber…?
Gegen 6:15 Uhr haben wir uns dann angesichts der sich immer mehr verdichtenden Wolken nach und nach von der Jordanshöhe verzogen, wobei ich den schönen (wenn auch frühen – der Wecker klingelte um 3:30 Uhr) Morgen mit einem gemütlichen Frühstück in der “Astro-Pension” TANGO ausklingen lassen konnte, währenddessen schon mal gemeinschaftlich die ersten Transit-Aufnahmen am mitgebrachten Netbook ausgewertet wurden.
Kaum wieder im Büro angekommen, erreichte mich dann übrigens noch dieses schöne Transit-Foto, aufgenommen von unserem Sternwarten-Vorsitzenden Utz Schmidtko. Der konnte zwar aus beruflichen Gründen nicht nach Andreasberg fahren, bekam den Transit aber trotz Wolkenverhangs auch im fernen Großburgwedel noch gut vor die Linse.
Kurzum: Ein rundherum gelungener Beobachtungsmorgen, der allerhöchstens noch etwas länger als eine halbe Stunde hätte andauern dürfen. Aber angesichts der tollen visuellen Eindrücke gibt es nun wirklich keinen Grund zur Klage. Besonders gedankt sei an dieser Stelle nochmal Utz Schmidtko, Wolfgang Rathje und Hartmut Lumma für die Organisation, Michael Klapprodt und Oliver Maiwald für die Transit-Fotos sowie natürlich Lothar Höche, Michael Klein und Reiner Lehr für die Teleskoptechnik. Weitere Fotos vom Transit und von unserer Beobachtungsaktion werde ich in den nächsten Tagen dann noch im Flickr-Account der Sternwarte Sankt Andreasberg einstellen – mal sehen, ob mir der eine oder andere Sternenfreund nicht noch ein paar tolle Schnappschüsse zukommen lässt…
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