Im Rahmen meiner Arbeit für das ZIM-NEMO-Netzwerk TECLA (über die ich ja im Blog schon hier, hier und hier berichtet hatte), sitze ich derzeit über mehreren Förderanträgen, darunter einem Antrag, der in das F&E-Förderprogramm für kleine und mittelständische Unternehmen des Landes Sachsen-Anhalt eingebracht werden soll. Unter Ziffer 4.6 der Förderrichtlinie ist mir dabei heute diese erfreuliche Passage aufgefallen:

Mit anderen Worten: Forschende Unternehmen können mit einem Förderbonus rechnen, wenn sie die Ergebnisse der über die F&E-Richtlinie geförderten Projekte über wissenschaftliche Konferenzen oder – noch besser – Open Access-Datenbanken veröffentlichen. Der Fördersatz kann dadurch etwa für außeruniversitäre Forschungseinrichtungen von 50% um immerhin ganze 15% auf 65% angehoben werden. Bei einem Projektvolumen von 850.000 Euro für das Projekt, mit dem ich mich gerade befasse, machen diese 15% schon 127.500 Euro aus – ein mächtiger Anreiz für die Weiterverbreitung von Ergebnissen für alle beteiligten Unternehmen.

Das Land Sachsen-Anhalt setzt damit – zumindest im Ansatz – eine Forderung um, die schon seit Jahren von der Open Access-Community propagiert wird: Wenn der Steuerzahler schon die Kosten für Forschungsprojekte (zumindest teilweise) trägt, sollten neugewonnene Erkenntnisse ihm nach Projektabschluss auch zur Verfügung stehen – und zwar möglichst kostenfrei. Natürlich bleibt der Passus der Richtlinie noch hinter den Maximalforderungen zurück, da die Förderung nur teilweise (und nicht vollständig) von einer Veröffentlichung abhängig gemacht und eine Open Access-Veröffentlichung nur empfohlen (nicht aber zur Pflicht erklärt) wird.

Trotzdem eine Regelung, die ich vor dem Hintergrund der laufenden Open Access-Debatte nur begrüßen kann. Hut ab vor der Investitionsbank Sachsen-Anhalt und dem Landesministerium für Wissenschaft und Wirtschaft. Und vielleicht wird dann ja in der nächsten Fassung der Richtline zumindest eine teilweise Veröffentlichung der Ergebnisse über Open Access-Zeitschriften oder -Datenbanken bereits verpflichtend vorgeschrieben…

Wie sieht es eigentlich in anderen Bundesländern aus? Sind dem einen oder anderen hier Mitlesenden schon mal solche Vorgaben begegnet? Mir jedenfalls bislang noch nicht…

(Warum Open Access in der Wissenschaft so wichtig ist – via Astrodicticum Simplex)

Kommentare (16)

  1. #1 Sven Türpe
    20. November 2012

    Sind verlässliche und relevante Forschungsergebnisse nicht ohnehin open access, sobald sie in Lehrbüchern stehen?

  2. #2 Christian Reinboth
    20. November 2012

    @Sven Trüpe: Nicht unbedingt. Erstens dauert es in der Regel einige Jahre, bis sich neue Erkenntnisse bis in die Lehrbücher fortgepflanzt haben – und darüber hinaus muss man ja auch die Lehrbücher käuflich erwerben (bzw. eine entsprechende Ausbildung durchlaufen). Einer der Grundgedanken hinter vielen aktuellen Open Access-Kampagnen ist ja aber, dass Erkenntnisse und Ergebnisse aus steuerfinanzierter Forschung dem Steuerzahler möglichst ohne Mehrkosten zur Verfügung stehen sollten.

  3. #3 Alexander
    21. November 2012

    Ich weiß nicht wie das bei uns auf Landesebene ist (wir kriegen unsere Drittmittel von Bund und EU). Direkt hier am KIT haben wir aber ne ganze Reihe von finanziellen Vorteilen wenn wir Open Access veröffentlichen. So gibt es einen von der DFG mitgeförderten Publikationsfonds, der die Publikationskosten bei OA-Journals übernimmt. Dann gibt es Vereinbarungen mit verschiedenen Verlagen wie BioMedCentral, dass wir als KIT-Mitarbeiter kostenlos publizieren dürfen. Und wir haben einen Dokumentenserver, auf dem die Veröffentlichungen von KIT-Mitarbeitern verfügbar sind. Viele Journals erlauben ja, den Artikel auf nem eigenen Server zur Verfügung zu stellen. Der Vorteil hier ist, dass wir so eine Vernetzung mit den ganzen Bibliothekssystemen haben.

  4. #4 CM
    21. November 2012

    Vielen Dank für den Artikel! Ist Dir Ähnliches aus anderen Bundesländern bekannt?

  5. #5 Christian Reinboth
    21. November 2012

    @CM: Leider nicht – deshalb hatte ich ja selbst im letzten Absatz des Artikels gefragt, ob jemand schon mal ein solcher Passus begegnet ist. Ich kenne mich ja nur mit Anträgen beim Bund oder in unserem Bundesland aus – und da kannte ich dieses Verfahren bislang noch nicht…

  6. #6 CM
    21. November 2012

    Ich werde in den nächsten Tagen selber mal recherchieren – was mit Kind auf dem Arm so seine Zeit dauern kann.

    Denn das Thema hat den Aspekt, das Publikationen natürlich gerade für das Marketing forschungsorientierter Mittelständler eine tolle Sache sind. Und gerade hier hat ZIM an Boden verloren (pers. Eindruck).

    Und entschuldige – Deine Nachfrage hatte ich wohl “überlesen” …

    Gruß,
    Christian

  7. #7 Alexander
    21. November 2012

    Also ich hatte was zur Förderung bei uns am KIT geschrieben, das scheint aber im Spam zu hängen – mehr als 1 Link im Kommentar.

  8. #8 Christian Reinboth
    21. November 2012

    @Alexander: Habe den Kommentar aus dem Spamordner befreit (irgendwie scheint mir die Spamprüfung mit dem Wechsel auf WordPress rigider geworden zu sein). Schön, dass Open Access bei euch so klar gefördert wird. Gibt es bei euch auch einen unmittelbaren finanziellen Bonus für OA-Publikationen – wie im Beispiel mit 15% mehr Projektgeldern?

  9. #9 Christian Reinboth
    21. November 2012

    @CM: Um mal als Gesellschafter einer GmbH zu sprechen, die gleichzeitig An-Institut einer Hochschule ist: Für unser Geschäft waren gemeinsame Publikationen mit der Hochschule bisher immer nur von Vorteil und nie von Nachteil. Ich habe schon mehr als einen Kunden, der ursprünglich mal durch ein Paper oder einen Konferenzvortrag auf unsere Arbeit aufmerksam geworden ist. Auch dazu sollte sich vielleicht mal bloggen…

  10. #10 CM
    22. November 2012

    Also, in RLP gibt es die “Stiftung Innovation” des Landes, die es u. a. Unternehmen ermöglicht Anträge zu schreiben – auch mit Zielen der Grundlagenforschung, wenn das Vorhaben “gemeinnützig” ist, wobei Publikationen gerne gesehen werden. OpenAccess wird nicht explizit erwähnt.

    Fortsetzung folgt.

    bzgl. “Kooperationsblogpost” – schöne Idee, würde gerne gelesen!

    Gruß,
    Christian

  11. #11 Sven Türpe
    24. November 2012

    Aus den Büchern wandert das Wissen in die Wikipedia, dann ist es nicht nur open, sondern auch kostenlos. Nebenbei wirkt dieser Weg in die Öffentlichkeit als Filter, der aus dem Rauschen der fortwährenden innerwissenschaftlichen Diskurse die wesentlichen Erkenntnisse extrahiert.

    Was wollen wir mit dem allgemeinen Kostenloszugriff auf Diskussionen unter Wissenschaftlern eigentlich erreichen? Nützlich ist so eine Texthalde nicht.

  12. #12 Statistiker
    24. November 2012

    Na, angepisst, weil Du in anderen Foren mit Deinen Beleidigungen abgeblitzt bist????????

  13. #13 Statistiker
    24. November 2012

    Im Übrigen empfehle ich die Lektüre der BHO, falls das was sagt. Gesetze sind ja äußerst schwierig für BWler…….

  14. #14 Statistiker
    24. November 2012

    Weiterhin halte ich es für völlig angebracht, jemanden Forschungsgelder zu verweigern, der nur religiöse und fundamentalistische, demokratiefeindliche und rassistische Motive verfolgt.

  15. #15 Christian Reinboth
    24. November 2012

    @Sven Trüpe: Die Diffusion in die Wikipedia dauert mir in manchen Fällen zu lange. Wenn ich mich beispielsweise darüber informieren will, welche aktuellen Erfahrungen in der Medizin mit der Nutzung von digitalen Dokumentationssystemen bestehen, wäre es unklug solange zu warten, bis entsprechende Inhalte in der Wikipedia auftauchen. Darüber hinaus wäre ja niemand gezwungen, eine Open Access-Texthalde auch zu nutzen – Texte im Internet fressen ja kein Brot, und wenn sie letztendlich nur einer überschaubaren Menge von Wissenschaftlern etwas nutzen, wäre trotzdem schon viel gewonnen…

    @Statistiker: Mit dem falschen Fuß aufgestanden? Falls ja, nur zur Orientierung: Dies ist nicht das richtige Forum für wirre, zusammenhanglose Rants. Diese bitte einfach woanders ablassen. Danke.

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