„Frauen sind im Wissenschaftssystem nach wie vor deutlich unterrepräsentiert – mit jeder Qualifikationsstufe steigend. Das ist nicht nur ein gravierendes Gerechtigkeitsproblem, es drohen dadurch auch bedeutende Innovations- und Qualitätseinbußen in Forschung und Lehre. Wir wollen Hochschulen und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen verpflichten, Zielquoten mindestens dem Kaskadenmodell entsprechend zu bestimmen. Wenn diese nicht erfüllt werden, soll das Folgen für die Mittelvergabe haben. Auch die institutionelle und die projektgebundene Forschungsförderung wollen wir an gleichstellungspolitische Verpflichtungen knüpfen, um so mittelfristig mindestens 50 % Frauen auf allen Ebenen zu haben.“ – Seite 113
„Wir wollen das Grundgesetz ändern, um das Kooperationsverbot in der Bildung aufzuheben und die Zusammenarbeit in der Wissenschaft zu erleichtern. Unser Ziel ist eine Ermöglichungsverfassung für bessere Bildung und Wissenschaft. Um beide Zukunftsfelder zu stärken und Chancengerechtigkeit zu fördern, braucht es einen kooperativen Bildungsföderalismus, eine echte Verantwortungspartnerschaft zwischen Bund, Ländern und Kommunen sowie eine neue Kooperations- und Vertrauenskultur.“ – Seite 115
„Patientinnen und Patienten sollen auch Angebote der besonderen Therapierichtungen wahrnehmen können. Dazu muss die Komplementärmedizin Nachweise zur Wirksamkeit erbringen. Es sind geeignete Methoden zum Wirksamkeitsnachweis für die Komplementärmedizin als auch andere medizinische Bereiche (z.B. Physio- oder Psychotherapie) zu entwickeln. Dafür sind öffentliche Forschungsgelder zur Verfügung zu stellen.“ – Seite 125/126
LINKE
(Link zum Vollprogramm – “100% sozial”)
- Die Bundesrepublik soll zum „Forschungsland Nummer 1“ im Bereich der Energieforschung ausgebaut werden.
- Für staatliche Hochschulen soll eine verbindliche Frauenquote von 50% auf allen Karrierestufen eingeführt werden.
- Vereinbarungen im Bereich der Forschungskooperation zwischen Hochschulen und Unternehmen sollen grundsätzlich offengelegt werden.
- Militärische Forschung an staatlichen Hochschulen soll grundsätzlich ausgeschlossen werden.
- In den neuen Bundesländern soll es auch weiterhin gesonderte Programme für die Forschungsförderung geben.
- Staatliche Einrichtungen wie etwa Kommunalverwaltungen und Krankenhäuser sollen die Möglichkeit erhalten, Forschungsleistungen von Hochschulen nachfragen zu können.
„An allen Universitäten soll mit einer Zivilklausel militärische Forschung ausgeschlossen werden.“ – Seite 34
„DIE LINKE fordert eine verbindlich sanktionierte Quotierung in Wissenschaftseinrichtungen, die einen Mindestanteil von 50 Prozent für Frauen auf jeder Karrierestufe gewährleistet.“ – Seite 38
Piratenpartei
(Link zum Vollprogramm – “Wir stellen das mal infrage”)
- Die Exzellenzinitiative des Bundes soll beendet und die freiwerdenden Mittel in eine bessere Grundfinanzierung aller Hochschulen investiert werden.
- Subventionen für Tierversuche sollen gestrichen und freiwerdende Mittel statt dessen für die Erforschung alternativer Methoden eingesetzt werden. Sobald wissenschaftlich erprobte Alternativen für Tierversuche vorliegen, sind diese aus der öffentlich geförderten Forschung auszuschließen. Darüber hinaus sollen durch Tierversuche erzielte Erkenntnisse möglichst breit publiziert werden, um Wiederholungsversuche zu vermeiden.
- Die Patentierung von Gensequenzen (und von Geschäftsmodellen) soll verboten werden.
- Die Sicherheitsforschung in Deutschland soll durch das Einbinden von Parteivertretern, Opferverbänden und NGOs in Entscheidungs- und Vergabeverfahren demokratisiert werden.
„Forschung sollte ebenso wie Bildung möglichst wenigen Beschränkungen unterliegen – sei es die naturwissenschaftliche Forschung oder Forschung im Rahmen der Zeitgeschichte.“ – Seite 37
„Die finanzielle Bevorzugung einzelner Forschungsfelder aufgrund ihrer wirtschaftlichen Verwertbarkeit, wie zum Beispiel bei der Exzellenzinitiative, gefährdet Freiheit und Vielfalt der Forschung. Innovation findet auch in den Bereichen statt, die nicht im Fokus des medialen (und ökonomischen) Interesses liegen. Aus diesem Grund lehnt die Piratenpartei kurzfristige Projektförderung ab und setzt sich für eine verbesserte langfristige Sockelfinanzierung der Hochschulen ein.“ – Seite 46
Kurzfazit
Von meiner Seite (auch wenn ich da sicher nicht völlig objektiv urteile) vielleicht ein Wort zum Wahlprogramm der Grünen: Bereits zur letzten Bundestagswahl im Jahr 2009 hatten wir hier auf den ScienceBlogs sowie auf dem Blog des Grünen-Politikers Till Westermayer eine spannende Debatte zur Frage, ob die Grünen an sich als forschungsfeindliche Partei zu betrachten sind. Dies war schon damals nicht der Fall und ich würde eine so pauschalisierte Aussage nach wie vor ablehnen. Trotzdem komme ich nicht umhin zu bemerken, dass die Wahlprogramme der „linken“ Parteien – und dabei eben insbesondere das der Grünen – der Wissenschaft schon ganz schön die Zügel anlegen wollen: Verbindliche Frauenquoten, Forschungsverbote oder schwere Einschränkungen in etlichen Bereichen (Atomenergie, Forschung mit militärischem Nutzen, Tierversuche) einerseits und Ankündigungen von Förderung ideologisch gewollter Forschung (Gendertheorie, Komplementärmedizin etc.) anderseits.
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