Meiner Einschätzung nach spräche somit sogar einiges dafür, den Versuch zu wagen und die Möglichkeiten von Fachhochschulen zur Betreuung eigener Promovenden zu stärken. Dies kann ja durchaus in kleinen Schritten geschehen – beispielsweise dadurch, dass man den FHs bei kooperativen Promotionsverfahren zwischen Unis und Fachhochschulen das Recht einräumt, den fachlichen Erstbetreuer zu stellen. Oder auch dadurch, dass man das Promotionsrecht zunächst nur einigen ausgewählten und besonders forschungsstarken FHs zugesteht und die Resultate über einige Jahre beobachtet. Von einer pauschalen Verweigerung unter Ausklammerung der Bologna-Ziele halte ich dagegen wenig bis gar nichts.

Wer eine gut formulierte Gegenmeinung (Erhalt der fachlichen Differenzierung der Hochschullandschaft) zu meinen Überlegungen lesen möchte, der sei an dieser Stelle auf diesen Artikel von Christoph Ehrenberg auf academics.de verwiesen. Ansonsten interessiert mich natürlich die Meinung der geschätzten Leserinnen und Leser, die sich ja vermutlich aus Vertretern beider akademischer Welten zusammensetzt: Würdet ihr ein (vollständiges oder eingeschränktes) Promotionsrecht für (alle oder einige) Fachhochschulen begrüßen oder ablehnen – und warum?

Ein kurzer Hinweis in eigener Sache: Bitte unterstützt das erste Crowdfunding-Projekt der/meiner Hochschule Harz hier mit eurer Stimme: https://www.sciencestarter.de/silverclips
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Kommentare (8)

  1. #1 Matthias Haupt
    Wernigerode
    19. November 2013

    Hallo Christian, es gibt durchaus auch DFG-Förderungen an FHs. Das ist mittlerweile auch kein Unterscheidungskriterium mehr. Gerade dieses Jahr haben wir selbst davon stark profitiert. Der Unterschied mag noch im Gesamtbudget liegen. Der hat aber natürlich direkt etwas mit der Größe des Fachbereichs, Institutes oder der Fakultät zu tun. Den FHs fehlt im Wesentlichen der akademische Mittelbau. Wir brauchen ja nur die Kennzahlen: Mitarbeiter und Budget zwischen der HS Harz und der TU Clausthal vergleichen. Dort sind schon eklatante Unterschiede feststellbar, obwohl sich die Studentenzahlen kaum unterscheiden.

  2. #2 Christian Reinboth
    19. November 2013

    Hallo Matthias – Du hast natürlich Recht, die Formulierung “nur eine geringe Rolle” statt “keiner Rolle” wäre im Hinblick auf die DFG angebracht gewesen – immerhin haben wir an unserer HS mindestens zwei(?) Professoren, die schon eine DFG-Förderung erhalten haben – und stellen ja außerdem den einzigen FH-Prof im zentralen Apparateausschuss. Gemessen an dem DFG-Fördervolumen der Unis sind die FHs hier aber trotzdem zweite Reihe – und klar, natürlich liegt das am fehlenden akademischen Mittelbau. Und dass der fehlt liegt wiederum an der fehlenden Grundfinanzierung dieses Mittelbaus – unter anderem durch Promotionsstellen….

    Das wäre ein Thema, das man durchaus auch mal von Seiten des Bundes (Kooperationsverbot) anfassen sollte. Und Du bist schließlich eh das lebende Beispiel dafür, dass eine qualitativ hochwertige naturwissenschaftliche Promotion auch an einer FH realisierbar ist – in diesem Fall natürlich noch mit Erstbetreuung durch einen Uni-Prof.

  3. #3 R. Grothmann
    Eichstätt
    19. November 2013

    Die Unterschiede zwischen FH und Uni erklären sich doch aus dem Bildungsanspruch. Die FH speist sich traditionell aus der Praxis, also der Wirtschaft und die Uni eher aus einem autonomen Wissenschaftsbetrieb. Man mag letzeren als Elfenbeinturm verunglimpfen, aber mir erscheint der Ansatz immer noch, ja immer mehr notwendig als Gegenpol gegen die zunehmende Verflechtung von Industrie und Bildungsstätte.

    Ich möchte in einem zweiten Absatz hinzu fügen, dass ich die praxisnahe Ausbildung der FH ebenso für nützlich, notwendig und passend halte. Auch einen Annäherung der Institutionen ist in vielerlei Hinsicht wünschenswert. Damit meine ich den Übergang von geeigneten Studenten und Forschern in beide (!) Richtungen, aber auch den Austausch von Lehrmethoden, ohne den eigenständigen Ansatz aus den Augen zu verlieren.

    Ob aber der Anspruch der FH für die Ausbildung von Doktoranden ausreicht, muss diskutiert werden. Letztlich ist es eine Frage danach, was wir unter einen Doktor der Wissenschaften verstehen wollen. Und das ist eine Frage der Fächertradition, in die hineinzureden man nicht leichtsinnig wagen sollten. Am liebsten wäre mir für die FH ein eigener Doktortitel, der klar macht, dass der Titel von einer FH stammt. Das könnte ja dann auch ein Qualitätsmerkmal werden!

  4. #4 Matthias Haupt
    Wernigerode
    19. November 2013

    “Und Du bist schließlich eh das lebende Beispiel dafür, dass eine qualitativ hochwertige naturwissenschaftliche Promotion auch an einer FH realisierbar ist – in diesem Fall natürlich noch mit Erstbetreuung durch einen Uni-Prof.”

    Danke für die Blumen Christian! (Ist aber eine ingenieurswissenschaftliche Promotion 🙂 )

  5. #5 Falk
    19. November 2013

    Vielleicht sollte man sich vor Augen halten, um welche Abschlüsse es sich handeln wird. An den FHs liegt der Schwerpunkt bei den Ingenieuren, den BWLern und anderen angewandten Wissenschaften (Angewandte Informatik, Grafik und Design, Sozialpädagogik etc), Gerade der “Elfenbeinturm”bereich der Unis (Geisteswissenschaften, Grundlagenforschung) wird nicht berührt werden. Die Frage ist also eher: Kann ein Dr.Ing. nur an einer TU seine wissenschaftliche Ausbildung beenden, oder auch an einer FH? Dann zu behaupten, an der TU gäbe es deutlich weniger Verflechtungen mit der Industrie und dort würde praxisferner geforscht, halte ich für gewagt: Ich habe dazu keine Statistiken (die sollte es aber geben), kann aber aus Anekdoten zumindest ein Beispiel eines Dr.Ing. nennen, der seine Forschung dafür direkt in den Laboren eines Industrieunternehmens unternahm. Der obige Einwand in dieser Richtung ist für mich also nicht sehr kräftig.

  6. #6 weyoun
    19. November 2013

    Wir wäre es damit, FHs vergeben in Zukunft nur Dr.Ing Titel(als Bsp. für den Technik Bereich) Universitäten Dr.rer.nat.( wie es bei macnhen Nat.Wissenschaften der Fall ist). Das kann dann noch für Maschbau an Unis noch ein wneig ausgeweitet werden. Aber letzten endes bleibt der universitäre Standesdünkel bewahrt

  7. #7 Ludger
    20. November 2013

    Christian Reinboth:
    Sämtlichen Fachhochschul-Professoren – die fast alle selbst eine Promotion und teilweise ja auch eine Habilitation durchlaufen haben – […]

    Ich glaube, dass das Problem im Zitat schon benannt wurde.
    PS. Ich versuche einfach mal, ob der Kommentar den Serverumzug übersteht.

  8. #8 Statistiker
    22. November 2013

    Wieder mal ein klassischer Versuch, privatfinanzierten Einrichtungen die Kohle in den A**** zu schieben…… wie üblich verursacht von diesem C*******