Im Rahmen des heute auslaufenden Wettbewerbs “Meine Energiewende” sucht der Verband deutscher Sparkassen derzeit nach neuen Motiven für eine Anzeigenkampagne zum Thema Energieeffizienz – und lässt hierfür die Favoriten, aus denen eine Jury am Ende den Sieger küren wird, per Online-Abstimmung ermitteln. Bermerkenswert gut im Rennen (derzeit auf Platz 2 hinter den Veganern) liegt dabei der Vorschlag der Astro-Initiative “Sternenpark Schwäbische Alb”, mit der Lichtverschmutzung eines der Kernthemen dieses Blogs zum Motiv der Kampagne zu machen. Noch bis heute Abend kann man dem Vorschlag hier seine Stimme geben – eine kurze Anleitung zur Abstimmung findet sich hier. Für den “Frischen Wind” sprach ich mit einem der Initiatoren des Projekts, Dipl.-Ing. Matthias Engel, über den Vorstoß des Sternenpark-Teams.
Frage: Vor etwas mehr als einem Jahr haben wir uns für den “Frischen Wind” bei ScienceBlogs.de schon einmal über das Projekt “Sternenpark Schwäbischer Alb” unterhalten. Welche Fortschritte – oder auch Rückschritte – hat es seitdem auf dem Weg zum Sternenpark gegeben?
Wir konnten mit unserer ehrenamtlichen Sternenpark-Initiative in vielen Bereichen für das bisher stark unterrepräsentierte Thema Lichtverschmutzung sensibilisieren, z. B. mit unserer Ausstellung, mit Vorträgen und Zeitungsartikeln. Dazu kam die direkte Kontaktaufnahme mit Städten und Gemeinden, aber auch den Landkreisen der Region. Reduzierung der Lichtverschmutzung ist letztlich die Grundlage eines Sternenparks. Daher haben wir uns in letzter Zeit darauf fokussiert. Alle, die wir für die Vermeidung von Lichtverschmutzung gewinnen können, sind als Fortschritt zu sehen. Besonders freut uns natürlich, wenn wir ganze Gemeinen überzeugen können, wie z. B. den damaligen Bürgermeister von Römerstein und jetzigen Bundestagsabgeordneten Michael Donth, in dessen Gemeinde dann abgeschirmte und warmweiße Beleuchtung installiert wurde. Der Landkreis Reutlingen hat im Rahmen unseres Umweltpreises alle seine Gemeinden mit unserer Broschüre informiert, und einige weitere Landkreise haben unser Angebot ebenfalls genutzt. Als Rückschritt – oder zumindest als Ernüchterung – würde ich diejenigen Gemeinden sehen, die trotz besseren Wissens ungünstige Beleuchtung installieren oder einfach gar nicht reagieren. Ein Landrat meinte sogar, wir sollen unsere Werbung doch selber versenden, als wir ihm für seine Gemeinden unseren kostenlosen Ratgeber für umweltgerechte Beleuchtung angeboten haben. Ein Sternenpark ist und bleibt natürlich eine Perspektive, aber zunächst müssen die Voraussetzungen geschaffen werden und wir müssen für das Thema begeistern.
Frage: Beim Sparkassen-Wettbewerb “Meine Energiewende” liegt der Vorschlag des Sternenpark-Teams mit dem Titel “Licht und Beleuchtung immer zielgerichtet einsetzen” mit über 600 Stimmen derzeit weit vor den meisten anderen Bewerbern. Im Erfolgsfall könnte das Thema damit das Motiv der Energiewende-Anzeigenkampagne der Sparkasse werden. Was erhofft sich das Sternenpark-Team von dieser Aktion?
Es freut uns sehr, dass so viele für uns abstimmen. Vielen Dank dafür! Ein Erfolg beim dem Sparkassenwettbewerb würde der umweltgerechten Außenbeleuchtung eine bundesweite Plattform bieten und das Thema bekannter machen. Licht ist größtenteils positiv besetzt, anders als Lärm und Luftverschmutzung, und während man bei letzteren Themen schon lange sensibilisiert ist, dürften die negativen Auswirkungen von Licht den meisten Bürgern wenig bekannt sein. Auch ich habe mir vor einigen Jahren noch keine Gedanken darüber gemacht, aber sobald man sich mit der Thematik beschäftigt, ist klar, dass gehandelt werden muss, zumal es gar nicht so schwer ist, gut zu beleuchten.
Frage: Was müsste sich bei der Planung und Wartung von kommunaler und städtischer Beleuchtung aus eurer Sicht ganz grundsätzlich ändern?
Den größeren Erfolg in der öffentlichen Wahrnehmung hat man leider bisher mit immer hellerer und andauernder Beleuchtung, auch wenn weniger, aber dafür qualitativ bessere Beleuchtung oft absolut ausreichend wäre. Die Lichtverschmutzung dürfte den meisten kommunalen und städtischen Planern bekannt sein, aber sie steht meist weit hinter der Effizienz, der CO2-Einsparung und dem übermächtigen Sicherheits-Argument zurück. Dabei kollidieren diese Aspekte gar nicht mit der Vermeidung von Lichtverschmutzung, denn die Vermeidung von sinnloser Lichtabstrahlung in den Nachthimmel und die Umwelt macht es auf der Straße nicht dunkler, und durch ihre reduzierte Blendung erhöht sie sogar die Sicherheit. Hier kommt dazu, dass man mit den sparsamen LEDs wesentlich heller beleuchten kann, ohne mehr Energie zu verbrauchen – aber das Problem von falschem Licht an falschem Ort bleibt. Daher ist es wichtig, konsequent auf die Vermeidung von Lichtverschmutzung zu achten und diese Thema nicht hinter vorgeschobenen Argumenten zu verstecken.
Frage: Viele Menschen verbinden mit zielgerichteter und verringerter Beleuchtung ein Gefühl der Bedrohung und der Gefährdung. Was entgegnet ihr, wenn ihr mit solchen Befürchtungen konfrontiert werdet?
Für manche mag das so wirken, wenn plötzlich nicht mehr die gesamte Umgebung in Licht getaucht ist. Aber das ist nun einmal nicht die Aufgabe einer Beleuchtung, denn diese soll nur dort hinstrahlen, wo Licht benötigt wird. Einfaches Fluten mit Licht ist weder sinnvoll noch fortschrittlich. Es wird immer Leute geben, denen es nicht hell genug ist – wo soll man da die Grenze ziehen? Um lichtverschmutzungsarme Beleuchtung wird letztlich kein Weg herum führen, wenn man verantwortungsvoll beleuchten möchte. Am besten kann man so etwas natürlich an einer realen Beleuchtungssituation zeigen, aber oftmals ist ein direkter Vergleich nicht möglich. Da muss man auf die gesamte Breite der Argumente bauen.
Frage: Dass euer Projekt es unter die Top Ten schafft, scheint beim derzeitigen Stimmenstand recht wahrscheinlich zu sein – dann aber wird ja noch eine Jury aus den zehn besten Vorschlägen den Sieger auswählen. Mal angenommen, auch diese Wahl fällt – wollen wir es hoffen – auf den Sternenpark Schwäbische Alb. Mit welchen Plakat- oder Anzeigenmotiven könnte man denn möglichst viele Menschen zum Nachdenken über gute Beleuchtung bringen? Reicht ein toller Sternenhimmel da aus?
Ein schöner Sternenhimmel dürfte für die meisten nur ein netter Bonus sein und reicht als Argument allein kaum aus – und er ist auch nicht das einzige Argument für umweltgerechte, lichtverschmutzungsarme Beleuchtung. Offensichtlich für alle dürfte das Energie-Argument sein: Sinnlose Lichtabstrahlung kostet letztlich unnütz Ressourcen und Geld. Hier kann man durch zielgerichte Beleuchtung richtig sparen. Darauf zielt auch unser Beitrag zum Energiewende-Wettbewerb. Beschäftigt man sich weiter mit dem Thema, so ist die Gesundheitsbeeinträchtigung durch falsche Beleuchtung sicher maßgeblich und auch die Auswirkungen auf Tiere und Pflanzen, also auf das Ökosystem. Aber bei einem Plakat würden wir uns auf den Energieaspekt konzentrieren, vielleicht mit der Darstellung sehr schlechter Beleuchtung und im Vergleich dazu ein Beispiel, wie man es richtig macht: Beleuchtung nur dort, wo nötig und nur dann, wenn notwendig und nur so stark wie wirklich nötig. Sie sollte voll abgeschirmt sein und eine warmweiße Lichtfarbe mit geringen Blauanteilen haben.
https://www.meine-energiewende.de/abstimmen/ |
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