Seit dem vergangenen Jahr existieren in Deutschland bekanntlich drei von der International Dark Sky Association (IDA) anerkannte Sternenparks – Gegenden mit wenig Lichtverschmutzung, in denen man als Besucher noch einen nahezu natürlich dunklen Nachthimmel erleben kann: Der Naturpark Westhavelland, der Nationalpark Eifel sowie das Biosphärenreservat Rhön. In allen drei Gebieten bemüht man sich inzwischen um die touristische Vermarktung der Sternenpark-Designation. Obwohl es natürlich noch zu früh ist, um sich bereits ein Urteil darüber bilden zu können, inwiefern sich diese Bemühungen auch ausgezahlt haben, möchte ich an dieser Stelle trotzdem einige – äußerst ermutingende – Beobachtungen zur touristischen Vermarktung des Sternenparks Westhavelland festhalten, den ich kürzlich für eine Woche mit meiner Familie besuchen durfte. Aufgefallen sind mir dabei insbesondere drei Dinge:
1) Die Sternenpark-Auszeichnung ist in der Tourismusbranche bekannt und wird aktiv beworben: Aus reiner Neugier habe ich während unseres Trips durch das Westhavelland die Touristinformationen und Bundesgartenschau-Infopunkte in vier Orten (Strodehne, Havelberg, Rhinow und Rathenow) besucht und nach dem Sternenpark gefragt („Ich habe gehört, hier gibt es irgendeine Besonderheit mit dem Nachthimmel.“). Überall wusste man von der Sternenpark-Auszeichnung, überall gab es Dark Sky-Infomaterial, Flyer, Karten und terminliche Hinweise auf hobbyastronomische Veranstaltungen. Ebenso sah es in den von uns besuchten Restaurants und Geschäften aus, in denen sich die Gelegenheit für eine kurze Nachfrage ergab: Nirgendwo konnte man uns keine Auskunft geben – und nirgendwo wurde der Sternenpark nicht gelobt.
2) Die touristischen Anbieter berichten von positiven Erfahrungen: In Strohdene übernachteten wir – unsere Tochter war begeistert – auf einem tollen Ferien-Bauernhof und genossen unter anderem eine Pferdekutschfahrt rund um den Ort. In diesem Zusammenhang berichtete unser Vermieter davon, dass das Sternenpark-Konzept bei ihm zunächst auf Skepsis gestoßen sei. Wer würde schon das Westhavelland besuchen wollen, nur um den Nachthimmel zu beobachten? Nach nur einem knappen Jahr hat sich diese Bewertung inzwischen vollständig umgekehrt: Auf seinem Hof hätten mittlerweile schon mehrfach Hobby-Astronomen übernachtet, darunter ein Astrofotograf, der sich seine Pferde für Nachtaufnahmen mit Tieren auslieh. Bei einem Nachbarn sei sogar schon einmal ein Astrofotograf für einen ganzen Monat eingezogen.
Inzwischen werben er und andere Vermieter im Ort bereits ganz aktiv mit der Sternenpark-Auszeichnung im Internet sowie auch in gedruckten Werbematerialien. Ein Ferienwohnungs-Vermieter in Stechow-Ferchesar hat sich sogar die URL https://www.sternenpark-havelland.de für Werbezwecke gesichert und mit dieser Seite inzwischen die offizielle Webseite des Sternenparks https://www.sternenpark-westhavelland.eu bei Google-Suchen vom ersten Platz verdrängt – ein Vorgehen, das vielleicht ein wenig unfein ist, letztlich aber verdeutlicht, welcher Wert dem Sternenpark-Titel von den touristischen Akteuren vor Ort beigemessen wird.
3) Es hat sich bereits ein äußerst umfangreiches „Rahmenangebot“ zum Sternenpark entwickelt: Neben einer Sternenpark-Ausstellung auf der (übrigens äußerst besuchenswerten) Bundesgartenschau, die dieses Jahr im Westhavelland stattfindet, stießen wir auf Termine für ein ScienceFiction-Hörspielkino unter dem Sternenhimmel, auf „Sternenbrot“, „Sternentaler“ und „Milchstraßenkuchen“ in Bäckereien sowie auf Infotafeln zur Bedeutung des Sternenparks in mehreren umliegenden Kommunen. Und auch das bereits vor der Sternenpark-Auszeichnung bestehende regionale Angebot für Freunde von Astronomie und Raumfahrt kann sich sehen lassen – so findet man etwa im Optikpark Rathenow das weltweit größte Schupmann-Medial-Fernrohr, während man im Lilienthal-Centrum in Stölln in einer sehenswerten multimedialen Ausstellung tief in die Geschichte der Luft- und Raumfahrt eintauchen kann.
Alles in allem war ich schwer beeindruckt, wie viel „touristisches Leben“ sich in gerade einmal einem Jahr rund um den Sternenpark entwickelt hat und wie gut das Thema „Nachtschutz“ von den touristischen Akteuren angenommen wird. Setzt sich diese positive Entwicklung fort, könnte das Westhavelland perspektivisch zu einer Vorzeigeregion für die touristische Vermarktung des Nachthimmels werden – und damit (hoffentlich) auch in anderen Regionen entsprechende Ideen stimulieren und Impulse liefern.
Übrigens: Auch hier im Harz schreitet die touristische Vermarktung des (noch) dunklen Himmels weiter voran, wie der nachfolgend eingebundene Filmbeitrag über ein hervorragend besuchtes „Nachtkonzert“ an der Sternwarte Sankt Andreasberg im Rahmen der 29. Niedersächsischen Musiktage belegt…
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