Eine etwas bedrückende Statistik zum HORIZON 2020-Forschungsfördersystem der Europäischen Union kommt diese Woche von der European University Association (EUA). Diese geht davon aus, dass bei der Erstellung von später abgelehnten HORIZON-Anträgen an europäischen Hochschulen bislang Gelder “verbrannt” wurden, die in Summe bis zu 50% der Gesamtfördersumme entsprechen, die überhaupt via HORIZON ausgereicht wird. Jeder bewilligte HORIZON-Fördereuro ginge somit mit ungefähr 50 Cent Verlust bei den erfolglos antragstellenden Hochschulen einher – Geld, welches in vielen Fällen ja auch in aus dem Haushalt finanzierte Forschung oder in bessere Lehre hätte investiert werden können.
“The EUA says some proposals may cost €100,000 (US$111,000) to put together, others €10,000, and estimates that the cost of all proposals made so far adds up to the equivalent 30%-50% of the money allocated. It strongly recommends that institutions take a strategic approach to proposals, really thinking about where their strengths are, whether they have the right support staff in place to advise them on how best to make a proposal for any particular stream. The EUA’s advice to national policy-makers is to be aware of the costs of failed applications, find and fund ways or expertise to help institutions think strategically, and put pots of money aside to fund some of the top quality proposals that don’t get accepted.”
Die EUA zieht daraus – korrekterweise – den Schluss, dass HORIZON-Fördermittel keine Kürzungen in der nationalen Grundfinanzierung der Hochschulsysteme ausgleichen können. Darüber hinaus stellt sich ja eigentlich aber auch die Frage, ob das System der Mittelvergabe an sich einen effizienten Umgang mit für die Forschung bereitgestellten Steuermitteln darstellt. Liegt die EUA mit ihrer Schätzung richtig, würden an den europäischen Hochschulen bis 2020 rund 40 Milliarden Euro an (hauptsächlich Personal-) Mitteln aufgewendet, um die 80 Milliarden Euro an HORIZON-Fördermitteln zu beantragen – und hinzu kommen dann ja eigentlich auch noch die Kosten für die vergabe- und beihilferechtlich korrekte Verwaltung der Fördermittel durch die Empfänger sowie die Kosten für die Kontrolle eben dieser Verwaltung.
Das gibt – sollten die Schätzungen nahe an der Realität liegen – allerdings doch zu denken. Da die Chancen für einen Zuschlag bei vielen EU-Programmen auch bei formal korrekten und inhaltlich brauchbaren Anträgen mit 5 bis 10 % gering sind, Länder und Bund – zumindest in Deutschland – aber zunehmend empfehlen, aufgrund schrumpfender eigener Töpfe einen EU-Förderweg zu wählen, fließt unvermeidbar viel Arbeitszeit in Anträge für Projekte, die niemals realisiert werden können. Es dürfte sich daher lohnen, schon heute über neue Mechanismen der Allokation von Forschungsmitteln auf europäischer Ebene für die nächste Förderperiode nach 2020 nachzudenken. Neben dem Losverfahren fände ich insbesondere die Idee einer “Gießkannenverteilung” auf alle Hochschulen überdenkenswert – auf diesem Weg könnten immerhin die 50 Cents je Euro aus den nationalen Budgets ebenfalls in Projekte (anstatt in deren Beantragung) oder auch in neue Hochschul-Vollzeitstellen investiert werden…
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