Seit der durchwachten Nacht auf Mittwoch, gehen mir im Hinblick auf den Ausgang der US-Wahl vor allem drei Dinge durch den Kopf, die ich hier gerne – unzusammenhängend – mit euch teilen möchte.

Erstens: Der internationale Klimaschutz muss vollkommen neu aufgestellt werden

Eine Trump-Präsidentschaft mag zwar nicht das Ende der Welt bedeuten – für die weltweiten Klimaschutzbemühungen ist das Wahlergebnis jedoch eine Zäsur. Sowohl auf der Basis von Trumps Versprechungen im Wahlkampf (u.a. Rückkehr zur Kohlewirtschaft und Ausbau der Keystone-Pipeline) als auch angesichts der lautstarken “Klimaskeptiker” in seinem engeren Wahlkampfzirkel (allen voran Jeff Sessions und Rudy Giuliani) ist davon auszugehen, dass die Vereinigten Staaten sich in den kommenden Jahren aus dem Kampf gegen den Klimawandel zurückziehen werden. Da die politische Entmachtung der US-Demokraten absolut ist – sie verlieren nicht nur das Weiße Haus, sondern verpassen auch die Mehrheit im Kongress und im Senat, was mittelfristig wiederum mehr konservative Berufungen an den Supreme Court nach sich ziehen wird – dürfte der Energie- und Umweltpolitik einer Trump-Administration kaum nennenswerter Widerstand entgegenschlagen.

Die US-Klimaziele der Zukunft werden somit wohl von Leuten wie James „Solange es noch schneit, gibt es keine globale Erwärmung“ Inhofe und Sarah „Drill Baby, drill“ Palin formuliert werden (die derzeit übrigens ernsthaft als Umweltministerin im Gespräch ist). Je nachdem, wie radikal die Kehrtwende in den USA letztendlich ausfällt, wird sich der Rest der Welt umorientieren müssen. Wenn die größte Wirtschaftsmacht aus dem Klimaschutz aussteigt – und die zweitgrößte Wirtschaftsmacht ihr dabei möglicherweise folgt – ist das Zwei-Grad-Ziel nicht zu halten, ganz egal wie viele Energiesparbirnen wir hierzulande einschrauben oder wie viele Fensterläden wir energetisch sanieren. Es dürfte sich damit die Frage stellen, ob die Ressourcen, die wir derzeit noch in den Klimaschutz investieren, nicht zunehmend in die Klimaanpassung gesteckt werden müssten – eine Frage, die nicht nur hierzulande noch für emotionale Diskussionen (besonders mit vielen überzeugten Klimaschützern) sorgen wird.

Zweitens: Die Niederlage der Demoskopen ist ein neues „Literary Digest Desaster“

Die legendäre Fehlprognose der Zeitschrift “Literary Digest”, die 1936 einen Erdrutschsieg des Republikaners Alfred Landon über Amtsinhaber Franklin D. Roosevelt voraussagte („Landon in a landslide“) gehört heute zum Standardrepartiore jedes Grundkurses in Statistik, Markt- oder Meinungsforschung. Sie dient dort insbesondere zur Illustration zweier Prinzipien: (1) Auch ein besonders großer Stichprobenumfang ist kein Garant für die Aussagekraft einer Erhebung, wenn die Erhebungsmethodik strukturell fehlerbehaftet ist. (2) Selbstselektive Umfragen sind für Wahlprognosen grundsätzlich nicht zu gebrauchen. 80 Jahre später darf sich nun eine neue Generation von Statistikern mit der durchaus spannenden Frage befassen, was diesmal falsch gelaufen ist. Die gerade in den deutschen Medien vielfach geäußerte Mutmaßung, hier habe der Effekt der sozialen Erwünschtheit – ein Proband gibt aus Scham keine ehrliche Antwort, sondern antwortet so, wie es gefühlt von ihm erwartet wird – zugeschlagen, teile ich ausdrücklich nicht: Der Effekt ist seit Jahrzehnten bekannt, wurde umfassend erforscht und findet daher auch Eingang in jede professionelle Prognostik.

Eine plausiblere Erklärung scheint mir derzeit das strukturelle „undersampling“ von Personengruppen zu sein, die in der Wählerschaft sonst unterrepräsentiert sind. Da die Demoskopen wissen, dass nur etwa die Hälfte der Wahlberechtigten an einer Wahl teilnimmt (das war auch dieses Jahr wieder so: 46% Nichtwähler, 26% Trump, 26% Clinton), ist ihr Ziel nicht eine repräsentative Erhebung unter allen Wahlberechtigten, sondern vielmehr eine repräsentative Erhebung unter denjenigen Wahlberechtigten, die am Ende auch tatsächlich zur Wahl gehen. Dies führt dazu, dass Gruppen, die sich sonst eher weniger stark an Wahlen beteiligen, auch in den Prognosen weniger stark berücksichtigt werden – was aber natürlich nur so lange funktionieren kann, wie nichts die „Wahlmüdigkeit“ dieser Gruppen ändert. Genau das scheint mir dieses Jahr passiert zu sein – da gleichzeitig jedoch die Wahlbeteiligung im Verhältnis zu 2012 nicht zugenommen hat, würde dies bedeuten, dass in diesem Jahr mehr „traditionelle“ Wähler zu Hause blieben, während gleichzeitig mehr „Wahlmüde“ zu den Urnen strömten. Ob dieser Effekt letztendlich der ausschlaggebende Faktor für das demoskopische Versagen gewesen ist, wird nun sicher Gegenstand zahlreicher Untersuchungen werden – als Statistiker bin ich hier ehrlich gespannt.

Drittens: Mit populistischen Erfolgen ist auch zur Bundestagswahl zu rechnen

Der Wahlerfolg Trumps unterstreicht, was sich auch schon in anderen Wahlergebnissen der vergangenen Jahre abgezeichnet hat: Ein Teil der wählenden Bevölkerung in den westlichen Industriestaaten ist offen für einen gewissen faktenresistenten „Bauchgefühl“-Populismus – selbst wenn man dafür westliche, christliche oder sonstige Werte verleugnen muss, die die gleichen Wählergruppen sonst bei jeder Gelegenheit wie eine Monstranz vor sich hertragen. Auch für die Stabilität unseres eigenen politischen Systems stellt diese Entwicklung eine grundsätzliche Bedrohung dar, wie insbesondere die Wahlerfolge der AfD in den vergangenen Monaten gezeigt haben. Hier in Sachsen-Anhalt mussten wir im März dieses Jahres erleben, dass AfD-Kandidaten, die über keinerlei politische Erfahrung oder aber geeignete berufliche Qualifikationen verfügen und die im Grunde nicht mal Wahlkampf betrieben haben (einer der größten Vorwürfe gegen Trump aus den eigenen Reihen war ja das fehlende „ground game“, das ihm aber offenbar wenig geschadet hat), Direktmandate im Landtag erringen konnten.

Der teils unbegründete, teils aber leider auch begründete Frust vieler Bürgerinnen und Bürger mit der etablierten Politik, ist auch in unserem Land erheblich. Ein Kreuz für eine „politische Abrissbirne“, der man zwar wenig zutraut, die aber wenigstens das verhasste „System“ erschüttern würde, erscheint da vielen als attraktive Alternative. Hierauf müssen wir uns zur Bundestagswahl in zehn Monaten schon heute mental vorbereiten und darüber nachdenken, wie das weitere gedeihliche Zusammenleben in diesem Land langfristig gesichert und die Macht des Populismus wirksam begrenzt werden kann.

Kommentare (19)

  1. #1 Dr. Webbaer
    10. November 2016

    Nur ganz kurz ergänzt:
    ad 1)
    Die Staaten werden i.p. Problematik “ansteigender atmosphärischer CO2-Level” kürzer treten und die Zahlmeisterrolle zu vermeiden suchen, schlicht auch deshalb, weil durch Sparen, durch sozusagen protestantisches global-gemeinsames Sparen hier ohnehin nicht viel zu machen ist, was die absehbare Erderwärmung betrifft.
    ad 2)
    Meinungsforschungsinstitute werden demnächst verstärkt einrechnen müssen, dass das Wahl- oder Staatsvolks (vs. Bevölkerung) zunehmend nicht mehr willens ist offen seinen Wahlentscheid vorab in Umfragen kund zu tun.
    Auch aus Angst vor Repression, es gibt ja zunehmend Repression, wenn “falsche” politische Meinung vertreten wird, insbesondere ist die bundesdeutsche Handhabung der AfD ein gutes Beispiel für gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit.
    Auch sind die Wahlforscher-Teams selbst zu prüfen, also ob dort nicht ein gewisser Bias eingezogen ist, könnte ja sein, die Fehlprognosen häufen sich.
    Es entsteht sogar teilweise der Eindruck, dass durch falsche Prognosen bestimmte Bürger mit bestimmten politischen Entscheidungsvorhaben entmutigt werden sollen zur Wahl zu gehen.
    ad 3)
    Das Antonym zu ‘populistisch’ ist ‘elitistisch’, jeder der das Amöbenwort ‘populistisch’ verwendet, soll (s)eine Definition des Populismus beibringen.
    Erfolgt dies nicht, ist rein praktisch davon auszugehen, dass ‘populistisch’ sinngemäß einem “Find ich nicht gut!” entspricht.

    MFG
    Dr. Webbaer

  2. #2 tomtoo
    10. November 2016

    @Christian
    Danke toller Beitrag der mir sozusagen aus der Seele spricht.
    Es kõnnte nämlich sein dass eine Frau Merkel wie eine Frau Clinton sonst sagen müsste “Das solch eine tiefe Spaltung durch unser Land geht, war uns nicht bewusst”
    Ich hoffe dass es soweit bei uns erst garnicht kommt.

  3. #3 Christian Reinboth
    10. November 2016

    @Webbär:

    1) Ich vermute, dass wir das aus unterschiedlichen Gründen glauben, sehe es im Endergebnis aber ähnlich: Wenn die USA (und die Chinesen) aus dem Klimaschutz aussteigen, werden andere Nationen folgen (Ländern der dritten Welt wären eine Hemmnis ihrer Industrialisierung dann ja auch rational nicht mehr vermittelbar). In diesem Fall bricht der ohnehin wackelige Sparkonsens auseinander, weshalb die Klimaanpassung den Klimaschutz als prioritäre Aufgabe ablösen müsste. Bei vielen überzeugten Klimaschützern dürfte ein solcher Umstieg – emotional – allerdings erst mal auf starke Ablehnung stoßen.

    2) Auch das geht in Richtung “Effekt der sozialen Erwünschtheit”, den ich (aber ich kann mich da natürlich auch irren) in diesem Fall nicht für ausschlaggebend halte. Die Medien und auch die persönlicheren Sozialen Medien waren in den letzten Monaten voll mit überzeugten Trump-Anhängern, die aus ihrer Meinung keinen Hehl gemacht haben. Auch hierzulande nehme ich nicht wahr, dass man – gerade in anonymen Wahlumfragen – Dinge nicht sagen “darf”. Im Vergleich von Umfrage- und Wahlergebnissen der AfD ist außerdem keine so dramatische Abweichung feststellbar, wie wir sie in den USA beobachten konnten. Insofern tippe ich auf eine Kombination von (derzeit größtenteils noch unbekannten Faktoren), in der die “soziale Erwünschtheit” im Gegensatz zum Undersampling keine bedeutende Rolle spielt. Wer am Ende richtig liegt, wird die Zeit zeigen.

    3) Der Populismus fängt bei mir dort an, wo man Wählerinnen und Wählern gegenüber Aussagen vertritt, obwohl man sich bewusst ist, dass diese faktisch falsch sind, weil man erwarten kann, dass eben diese Aussagen auf großen Zuspruch stoßen. Hierzu gehört beispielsweise die Andeutung, aus Mexiko kämen vor allem Vergewaltiger und andere Verbrecher in die USA. Auch wenn es natürlich solche Fälle (quasi anekdotische Evidenz) gibt, muss jedem rationalen Betrachter entsprechender Statistiken doch klar sein, dass es sich hier nicht um ein Massenphänomen handelt. Wer trotzdem mit solchen Ressentiments spielt, weil er weiß, dass sie beim Wähler gut ankommen, anstatt diesem die Wahrheit zu sagen, ist Populist. Ergänzend definiert z.B. die Wikipedia den Populismus wie folgt:

    “Populismus ist geprägt von der Ablehnung von Machteliten und einigen Institutionen, Anti-Intellektualismus, einem scheinbar unpolitischen Auftreten, Berufung auf den „gesunden Menschenverstand“ (common sense) und die „Stimme des Volkes“, Polarisierung, Personalisierung, Moralisierung und Argumenten ad hominem. Populismus betont häufig den Gegensatz zwischen dem „Volk“ und der „Elite“ und nimmt dabei in Anspruch, auf der Seite des „einfachen Volkes“ zu stehen. Populismus hat hingegen kein bestimmtes, eigenes Wertesystem, das seinen ideologischen Kern ausmachen und ihn von anderen Ideologien abgrenzen würde.”

    https://de.wikipedia.org/wiki/Populismus

    Jedes einzelne der hier genannten Elemente (bis hin zum fehlenden ideologischen Kern – Trump ist in vielerlei Hinsicht ja eben kein Hardcore-Neocon) war deutlich erkennbar Bestandteil des Trump-Wahlkampfes.

  4. #4 Johann
    10. November 2016

    Dr. Webbaer hat es wunderbar kommentiert. Zu drittens möchte ich allerdings härter ergänzen, daß populistisch in 99% aller Fälle als eine Beleidigung aller nicht dem linken Mainstream entsprechenden Meinungen bedeutet. Oder kann mir jemand irgendein Beispiel aus deutschen Medien nennen, in denen eine nicht konservative oder rechte Meinung als populisitisch bezeichnet wird?

    Weitere Ergänzung:
    4.) der Westen bekommt u.U. eine Lektion darin, daß er sich zu sehr von den USA abhängig gemacht hat.
    5.) Positiver Ausblick: Die Chancen von Bernie Sanders die nächste Wahl anzutreten und dann zu gewinnen dürften rapide gestiegen sein.

  5. #5 Christian Reinboth
    10. November 2016

    @Johann: Da finden sich schon Einiges. Beim schnellen Googlen nach Beispielen aus diesem Jahr habe z.B. auf Anhieb einen Artikel in der taz (!) gefunden, in dem Sahra Wagenknecht (LINKE) als Linkspopulistin tituliert wird:

    https://www.taz.de/!5285112/

    Zu 5: Ich glaube (leider) nicht, dass Sanders nochmal antritt – allein schon wegen seines Alters. Dieses Jahr hätte er gegen Trump auf jeden Fall bessere Chancen als Hillary Clinton gehabt – aber die Parteiführung der Demokraten wollte es ja anders. Vermutlich (hoffentlich) wird es aber einen würdigen Sanders-Nachfolger geben, der oder die auch mit dessen Hilfe zum Kandidaten für 2020 avanciert.

  6. #6 Bob
    10. November 2016

    @
    2020 hat Elizabeth Warren gute Chancen anstatt Bernie Sanders anzutreten.

  7. #7 Dr. Webbaer
    10. November 2016

    Die d-sprachige Populismus-Definition der bekannten Online-Enzyklopädie ist lausig.

    Opi W arbeitet mit dem Popul-Ismus begrifflich wie folgt:
    Der Populismus meint positiv konnotiert, dass der vom Souverän, dem Staatsvolk, beauftragte Mandatsträger den Meinungen seines Wahlvolks lauscht und sich selbst regelmäßig mit seinen Meinungen auch zurücknimmt, um seinem (Wahl-)Auftrag (möglichst) nahe zu kommen.
    Der Populismus meint negativ konnotiert Mandatsträger, die nur um ihr Mandat möglichst zu erhalten so ziemlich alles tun und quasi frei eigener Überzeugung auftreten, sozusagen jeder politischen Mode, wenn sie nur dem eigenen Machterhalt dient, folgen.

    Beim Antonym, dem Elit(ar)ismus ergeben sich spiegelbildlich ähnliche Konnotationen und politische Einstellungen von Mandatsträgern, mal gut, mal schlecht.


    Insofern ist der Mandatsträger auf der Schiene “Populismus-Elit(ar)ismus” vielleicht am besten mittig unterwegs, darf mal hier oder mal da in die eine oder andere Richtung abweichen, sich aber nicht permanent den Extrema zuneigen.

    Was halt nicht geht, wie dies von politisch linker Seite, gerade in der BRD, regelmäßig geschieht, ist den Meinungsgegner unbegründet als populistisch abzukanzeln oder von politisch rechter Seite her, hier sind Konservative gemeint, unbegründet als elitistisch.

    Oder anders formuliert:
    Es ist möglich ohne diesen beiden Amöben- oder Wieselwörtern auszukommen, wenn politisch betrachtet wird.

    (Dass die politisch linke Seite in der BRD zumindest zurzeit gewonnen hat und auf der Schiene “Populismus-Elit(ar)ismus” missbräuchlich unterwegs ist, war von Kommentatorenkollege Johann korrekt angemerkt.)

    Bessere, der Schreiber dieser Zeilen zählt Herrn Reinboth (CDU) hinzu, sich selbst auch, wie auch alle Mitlesende vom Potential her, dürfen besser politisch betrachten.

    MFG
    Dr. Webbaer

  8. #8 roel
    *******
    10. November 2016

    @Christian Reinboth Seit den Vorbereitungen auf die Klimaschutzkonferenz der Vereinten Nationen in Marrakesch sehe ich deinen 1. Punkt anders. Deutschland hat den ambitionierten Klimaschutzplan von Barbara Hendricks zusammengestutzt. So werden in Deutschland die Braunkohle- und die Automobilindustrie geschützt. Es geht um Arbeitsplätze, die mehr wiegen als Klimaschutz. Anstatt die betreffenden Industrien zu ermutigen sich mit Neuentwicklungen aktiv am Klimaschutz zu beteiligen, lassen sich die zuständigen PolitikerInnen mit dem Totschlagargument Arbeitsplätze zum Stillstand zwingen.

    Zum 2. Punkt Die fehlerhaften Umfrageergebnisse sind die eine Sache. Ich denke es gibt auch ein Phänomen, dass die verschiedensten Typen der (Nicht)WählerInnen unterschiedlich beeinflusst: Die viel zu frühe Bekanntmachungen von Ergebnissen, Einigungen und Erreichtem. Wahlprognosen zähle ich je nach Formulierung mit dazu. Andere Beispiele sind z.B. die Verhandlungen zu Kaiser’s Tengelmann oder die Umrüstaktion der vom VW-Skandal betroffenen Motoren. Vieles wird viel zu früh als erreicht oder beschlossen gemeldet. Vielleicht kommt daher auch ein Teil der Faktenresistenz.

    Zum 3. Punkt. Ja, das wird so sein.

  9. #9 rolak
    10. November 2016

    Opi W arbeitet mit dem Popul-Ismus begrifflich wie folgt:

    Sämtliche Knallchargen berufen sich auf Privattheorien und Eigendefinitionen, Webaerschlein, erzähl doch mal was Neues. Oder schlag nach im Duden, diesem handlichen GebrauchsKonstatierer.

  10. #10 echt?
    10. November 2016

    Solange Trump nicht den dritten Weltkrieg auslöst, werden seine vier Jahre vielleicht mal ein heilsamer Schock sein.

  11. #11 lindita
    10. November 2016

    Zu 1) interessiert mich nicht, kann nichts zu sagen. Sobald ich etwas persönlich tun kann bzw muss, werd ich mich auch damit beschäftigen.

    Zu 2) Man braucht kein Hellseher und kein Professor- Doktor zu sein…. Die ganze Zeit über zeichnet man ein zerrissenes Bild von den USA, Kopf an Kopf Rennen der zwei Kandidaten, um am Ende was? Mit einer unglaublichen Sicherheit und Einstimmigkeit, ohne jeglichen Zweifel glasklare Forschungsmeinung abzugeben? Es gibt nur eine Erklärung: die versuchten alle für dumm zu verkaufen und jetzt mit den ganzen Rechtfertigungen an der Haaren herbeigezogen, denken die wohl, es merkt keiner.

    Zu 3)
    Ich (Atheistin) lebe mit einem gläubigen Moslem schon seit 8 Jahren zusammen. Wir haben oft verbale Auseinandersetzungen zum Thema Religion. Warum er mit mir dennoch zusammen ist? Er hat die Hoffnung, dass ich konvertiere (das gibt für ihn Punkte im Paradies). Bei unseren Streitereien geht es heiss her. Obwohl ich mich nur zu Religion und Glauben äussere, nennt er mich im Eifer des Gefechtes “sale Juif” oder “sale race” (franz: “dreckige Judin” oder “dreckige Rasse”) und natürlich kommt das Wort “Rassist(in)” nicht zu kurz. Dabei sieht seine Familie mich ihm unwürdig, wenn ich wenigstens christlich gläubig wäre – “Athé” geht ja gar nicht. Ich bin ein Mensch niedrigster Sorte für Muslime. (Ansonsten passen wir alltagsmässig zu gut zusammen, weswegen es trotz allem viele Jahre hält).

    Dann:
    Trump-Wähler sind weiss und ungebildet (wahrscheinlich alle rassistisch)

    Obama-Wähler sind Schwarz (und wahrscheinlich alle mit Hochschulabschluss und ihre Wahl hat nichts mit Schwarz-Weiss zu tun und populistisch ist es schon gar nicht)

    Frage: wann wird der inflationäre Gebrauch vom Wort “Populismus” selbst zum Populismus eine andere Bevölkerungsgruppe bedienend? Oder ist so eine Entwicklung bzw Sicht der Dinge unmöglich?

  12. #12 Smørrebrød
    10. November 2016

    Bevor Sie sich um die Begriffdefinition “Populismus” aus der deutschen Wikipedia streiten – die wird sich nicht von den dortigen Mitstreitern einfach ausgedacht, denn das wäre Theoriefindung, sondern sie geht natürlich auf eine andere Quelle zurück, in diesem Fall auf den Aufsatz Wesensmerkmale des Populismus von Karin Priester, erschienen in ApuZ 5-6/2012. Der schon erwähnte Duden dämpft das Ganze dann prägnant auf einen recht treffenden Satz ein. Dass es in Deutschland momentan weniger Links- als Rechtspopulismus gibt, liegt mMn hauptsächlich an einer recht “linken” Politik, insbesondere in der Flüchtlingsfrage.

    Die AfD wird bei der nächsten Bundestagswahl ins Parlament einziehen, egal wie sehr manche Medien sie jetzt versucht “niederzuschreiben”. Vermutlich werden allerhöchstens 12% der gültigen Stimmen für diese Partei abgegeben werden. Insofern können die großen Volksparteien die AfD dann so behandeln wie jetzt die Linkspartei auch. Ob die AfD ihr Ergebnis nach der nächsten Legislaturperiode wiederholen kann, steht ebenfalls noch nicht fest.

    Aber spannend wäre ein Parlament mit 7 Parteien in 6 Fraktionen allemal.

  13. #13 michael
    11. November 2016

    > Webaerschlein

    Da hab ich doch zuerst ‘Webbaerschleim’ gelesen.

  14. #14 Dr. Webbaer
    11. November 2016

    @ Smørrebrød :

    Es handelt sich bei diesen politologischen gesellschaftlichen Begriffsbestimmungen in der Regel um Sicht des politisch linken Lagers.
    Es bleibt möglich derartige Sichtenbildungen abzulehnen und sozusagen etymologisch näher am Begriff zu bleiben, so wie er lange Zeit gewohnt war – bevor die oben Genannten ihn zu besetzen suchten oder wussten.

    Es gibt in diesem Sinne weltweit deutlich [1] mehr “Rechtspopulismus” /und “Sexismus” oder “Rassismus” [2] und was es da noch alles gibt, bspw. “Islamophobie”) auf der politisch konservativen und liberalen Seite, weil eben so theoretisiert und passend gemacht.

    MFG
    Dr. Webbaer

    [1]
    “deutlichst” sozusagen

    [2]
    Zum Beispiel konnte in der bekannten Online-Enzyklopädie diese sehr gute Rassismus-Definition mittlerweile “passend gemacht” werden, sie ist ausgetauscht worden:
    -> ‘Racism is usually defined as views, practices and actions reflecting the belief that humanity is divided into distinct biological groups called races and that members of a certain race share certain attributes which make that group as a whole less desirable, more desirable, inferior or superior.’ (Quelle: ehemals Wikipedia.en]

    PS:
    Ein weiteres Problem sind natürlich die politisch linken Bullies, die selbst diese kleine kommentarische Auseinandersetzung in einem wissenschaftsnahen WebLog zu belasten wissen.

  15. #15 Dr. Webbaer
    11. November 2016

    @ lindita :

    Frage: wann wird der inflationäre Gebrauch vom Wort “Populismus” selbst zum Populismus eine andere Bevölkerungsgruppe bedienend?

    Diese politisch angeleitete etymologisch ferne Begriffsverwendung ist elitistisch.

    Das Wahlvolk soll so lustigerweise von Mandatsträgern, auch Amtsträger sind hier gemeint, herabgesetzt und in seiner (politischen) Meinung geführt werden, dem Wahlauftrag fremd.

    Der Elitismus (das nicht gerne genannte Antonym zum Populismus) ist dabei für die gewohnten Gesellschaftssysteme gefährlich zu werden.

    MFG
    Dr. Webbaer (der den “nackten” Populismus natürlich auch nicht gut findet, hier den Mittelweg bewirbt, wie weiter oben beschrieben)

  16. #16 anderer Michael
    11. November 2016

    Dann wären doch Muhammed Ali und seine Nation of Islam ast – und lupenreine Rassisten.

  17. #17 Mark
    11. November 2016

    “Zweitens: Die Niederlage der Demoskopen ist ein neues „Literary Digest Desaster“”
    Schwer zu glauben, die Demoskopen hätten sich versehntlich verrechnet. Ausgerechnet bei dieser so wichtigen Wahl verrechneten sie sich. Ist dies ein Fehler oder Absicht?

  18. #18 Christian Reinboth
    14. November 2016

    @Mark: Fairerweise muss man anmerken, dass die US-Medien dazu tendieren, jede Wahl als “die wichtigste Wahl unseres Lebens” zu vermarkten. Da zudem eine Vielzahl von Demoskopen aus verschiedenen politischen Lagern zu nahezu gleichen Ergebnissen gelangt ist, kann man eine Absicht wohl guten Gewissens ausschließen. Sehr viel wahrscheinlicher dürfte da das oben erwähnte “undersampling” sein, wobei ein gewisser Filterblasen-Bias bei der Anpassung von Umfrageergebnissen natürlich ebenfalls nicht ausgeschlossen werden sollte. Welche Faktoren letztendlich ausschlaggebend für die Fehlprognosen waren, wird in den kommenden Monaten sicher Gegenstand zahlreicher spannender Paper sein…

  19. #19 Dr. Webbaer
    15. November 2016

    @ Herr Reinboth :

    Da zudem eine Vielzahl von Demoskopen aus verschiedenen politischen Lagern zu nahezu gleichen Ergebnissen gelangt ist, kann man eine Absicht wohl guten Gewissens ausschließen. [1]

    Nicht ganz klar, Demoskopen wollen ja auch beauftragt werden, sind kostenpflichtig und -wie ganz böse Zungen meinen- auch so über finanzielle Transaktionen in gewissem Umfang steuerbar.

    Das Sein bestimmt hier sozusagen das demoskopische Bewusstsein oder könnte dies bestimmen. [2]

    Selbstverständlich müssen derartige Demoskopen nicht direkt zu Gefälligkeitsgutachten angeleitet sein, aber einerseits bestimmt der Gast die Musik und andererseits könnte hier sich gegenseitig bestätigender Bias der Meinungsfroscher, pardon, der Meinungsforscher vorgelegen haben.

    Es gab zuletzt eine Abfolge von demoskopischen Fehleinschätzungen, die Sie, werter Herr Reinboth, vielleicht ebenfalls kritisch zur Kenntnis genommen haben.

    BTW, wer ist ‘man’? und wer meint sein ‘gutes Gewissen’?

    Zur Medien- und zur möglichen demoskopischen Auftragslage hier kurz webverwiesen:
    -> https://en.wikipedia.org/wiki/Newspaper_endorsements_in_the_United_States_presidential_election,_2016

    Hier schaut’s ganz ganz unausgewogen aus und auch das Kapital, die Namen Buffett, Soros und Bloomberg nur ganz beispielhaft genannt, das Medienkapital hat sich hier womöglich sein Ding gemacht.

    MFG
    Dr. Webbaer

    [1]
    Es gab Abweichler.

    [2]
    Muss nicht bös gemeint sein, die falsche Demoskopie, vermutlich belauern sich an demoskopischen Erfassungs- oder Bestimmungs-Stellen Froscher oder Forscher gegenseitig, Wahlforscher sind gemeint und die politisch “korrekte” Einschätzung.