Ein physikalisches Wurmloch in unserem normalen Universum wäre nicht stabil – auch dafür braucht man die oben erwähnte exotische Materie (im Bild eingezeichnet als “negative energy”), ansonsten würde das Wurmloch beim Durchfliegen kollabieren. Wenn man es durchfliegen könnte, würde man sich allerdings im ganz normalen Raum bewegen. Das ist in vielen SF-Geschichten anders, dort sieht das Innere von Wurmlöchern oft seltsam aus und es gelten andere physikalische Gesetze – eventuell fallen einige von diesen deshalb in die weiter unten zitierte Kategorie der Antriebe auf Hyperraumbasis.
Wir können bei solchen Wurmlochantrieben noch unterscheiden, ob die Wurmlöcher einfach schon “da” sind (so wie zum Beispiel das Wurmloch bei Star Trek Deep Space 9, das den Alpha- und Gamma-Quadranten verbindet), oder ob das Schiff das Wurmloch selbst erschafft. Für diesen letzteren Fall könnte (der ist nicht so genau beschrieben) der Antrieb aus dem Romanzyklus “der Wüstenplanet” ein Beispiel sein – dort verwenden die Mitglieder der Raumfahrergilde das sogenannte “Gewürz” um den Raum zu krümmen und ohne Zeitverlust von A nach B zu fliegen. Da Frank Herbert aber wohl nicht so sehr an Technik interessiert war, wird das in den Romanen nicht näher ausgeführt.
Wie gesagt, die häufig gezeigte “Einbettung” unserer Raumzeit hat zunächst keine physikalische Bedeutung. Aber was wäre wenn? Immerhin ist das hier ja science fiction, oder? Also, stellen wir uns vor, unsere Raumzeit wäre doch in einen höherdimensionalen Raum eingebettet, so wie in Stück Papier, das in eurem Zimmer liegt. Stellt euch vor, ihr seid ein Papierwesen – beim vorankommen werdet ihr durch die ganzen Papierfasern mächtig behindert. Könntet ihr euch dagegen quer zum Papier bewegen, könnte ihr einfach durch die Luft darüber fliegen – das ginge vielleicht viel schneller. Falls das Papier irgendwie gekrümmt oder aufgefaltet ist (so wie oben im Wurmlochbild, nur jetzt das Wurmloch wegdenken), könnt ihr auch direkt ne Abkürzung durch den Hyperraum nehmen.
Damit betreten wir das Reich der Hyperraumantriebe. Hier verlässt man das angestammte Universum und tritt in ein – wie es oft heißt – anderes Kontinuum über, in dem andere Regeln gelten. Einstein hat hier nix zu melden und Raum und Zeit sind im Hyperraum (der ja außerhalb der Raumzeit steht) eh etwas verwaschene Konzepte. Und weil der Hyperraum jenseits der bekannten Physik liegt, kann man sich jetzt hier also beliebig austoben und die Phantasie spielen lassen.
Für die Hyperraumantriebe gibt es auch wieder viele Möglichkeiten. Bei Isaac Asimov beispielsweise erlebt man den Hyperraumflug nicht mit – es handelt sich um einen Hyperraumsprung: Man tritt an einem Ort in den Hyperraum ein und kommt an einem anderen wieder heraus – dazwischen ist keine Zeit vergangen. Perry Rhodan hat diese Antriebsart (als Transitionsantrieb) auch eine ganze Weile benutzt. In einigen SF-Geschichten beherrschen auch Menschen diese Fähigkeit direkt als sogenannte Teleporter; prominentestes Beispiel ist sicherlich (neben diversen Teleportern in Perry Rhodans Mutantenkorps) Gilbert Gosseyn aus A.E. van Vogts Null-A-Romanen. (Das Beamen von Star Trek gehört nicht in diese Kategorie, denn dort wird das Signal nur einfach lichtschnell übertragen, der Hyperraum ist nicht involviert.)
Problematisch für die mutigen Weltraumhelden ist bei diesem Sprungantrieb natürlich, dass man nie genau weiß, was einem am Zielort erwartet – wenn man mitten in einer feindlichen Raumflotte auftaucht, kann das schon unangenehm sein. Auch dramaturgisch hat der Antrieb für den SF-Autor Nachteile: da der Raum nicht durchflogen wird, kann es keine “Reiseabenteuer” geben. Deshalb wird hier oft der Kunstgriff eingeführt, dass große Sprünge überproportional energieaufwändig oder gefährlich (weil schwerer zu berechnen) sind, so dass die Helden die eine oder andere Zwischenstation einlegen müssen.
Alternativ kann man die Helden den Hyperraum natürlich auch durchfliegen lassen. Gerade für Filme bietet dies der Special-Effects-Crew ein paar schöne Möglichkeiten, sich auszutoben. So fliegt man bei Babylon 5 (das für meinen Geschmack von allen SF-Serien die schönsten Raumschiffe und Weltallszenen hat) durch ein düsterrot glühendes Universum (in dem man sich an gesetzten Barken orientieren muss), bei Andromeda gibt es den Slipstream, der ungefähr so aussieht wie ein Wollknäuel, an dem sich eine Katze ausgetobt hat.
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