Auch am Samstag vormittag gab es noch einige spannende Vorträge, und danach ging es nach Münchehagen zum Dinopark. Dort hat man 1980 einige Spuren entdeckt – es stimmt übrigens laut Dr. Richter nicht (auch wenn es bei Wikipedia steht), dass sie bei einer Feuerwehrübung entdeckt wurden. Ich selbst habe die Spuren 1988 durch Zufall auf einer Fahrradtour zum ersten Mal gesehen – damals gab es dort noch keinen Park sondern nur eine Art Barracke über den Spuren, wenn ich mich richtig erinnere.

Inzwischen ist Münchehagen aber ein großer Dino-Freizeitpark mit den Spuren als Zentralattraktion. In der Nähe des Parks selbst wurden vor ein paar Jahren weitere Spuren entdeckt, die wir uns zuerst ansehen konnte – hauptsächlich dreizehige Theropodenspuren, aber auch ein pflanzenfressender Iguanodontid war vermutlich dabei. Eine besonders seltsame Spur ist eine eiförmige Vertiefung, geschätze 30 oder 40 Zentimeter im Durchmesser. Mit viel Fantasie (davon habe ich ja reichlich) kann man sich vorstellen, dass hier ein kleiner schnell laufender Dino ausgerutscht und auf dem Bauch gelandet ist; an einem Ende des Eis sieht man eine kleine Ausbuchtung, die von Hals oder Schwanz kommen könnte, an den Seiten kleine Absätze, wo die Arme waren. (Wohlgemerkt, das ist meine persönliche Fantasie die genau keine wissenschaftliche Begründung hat.) Hätte ich eine Kamera dabeigehabt, dann wäre jetzt hier das Foto davon…

Neben der Spurenplatte (die zur Zeit vermessen und dann teilweise in den Dinopark verlagert wird, denn der Steinbruch wird ja noch gebraucht) gab es einen Geröllhaufen, in dem alle eine Weile nach Fossilien suchen konnten. Ich fand einen Stein mit Abdrücken, die vielleicht von Muscheln oder Brachiopoden stammen mochten. Schnell die Experten gefragt. Experte Nummer 1: “Ja, das sind Schalen.” Nummer 2: “Nein, das sind nur Schlammspuren.” Nummer 3: “Eindeutig Schalen – hier erkennt man die Schalenstruktur ganz deutlich.” Nummer 4: “Auf keinen Fall Schalen, das sind nur Schlammabdrücke.”
Nun ja, die Leute sind ja auch Fußspurenexperten…

Anschließend ging es in den Dinopark selbst. Falls ihr noch nicht da wart: Der ist ein muss für jeden, der Dinos mag (und wer tut das nicht???): Zentrale Attraktion sind natürlich die Spuren selbst, aber drum herum gibt es einen großen Park mit lebensgroßen Dinosaurierfiguren. Besonders beeindruckend ist die lebensgroße Seismosaurus-Figur (und wenn ich meine Kamera nicht vergessen hätte…) – etwa 40 Meter lang und so hoch, dass ein Erwachsener dem Seismosaurus so gerade bis zum Ellbogen reicht. Hier immerhin ein Bild von Wikipedia:

SeismosaurusDB.jpg
By ДиБгд at Russian Wikipedia – Transferred from ru.wikipedia to Commons., Public Domain, Link

Diesmal war ich ja nun mit echten Paläontologen unterwegs – und welchen fachkundigen Kommentar gibt ein Doktor der Paläontologie von sich, wenn er ein solches Modell sieht? O-Ton Peter Falkingham: “That’s big!”

Dann ging es weiter zu den Spuren selbst. Da wir als Symposiumteilnehmer natürlich VIPs waren, durften wir die Besucherplattformen verlassen und uns direkt bei den Spuren umsehen, während Dr. Richter uns einige Details erklärte. Im wesentlichen sind es Sauropodenspuren (also von Verwandten des Seismosaurus) – einige davon sind nur so genannte “undertracks”, also Spuren in Schichten, die nicht direkt an der Oberfläche lagen, als der Dino darüber lief, so dass man nur Vertiefungen ohne viel Struktur erkennt, andere sind dagegen deutlicher mit erkennbaren Abdrücken der Zehen.

Der Dinopark hat auch eine wissenschaftliche Abteilung – durch ein Fenster können Besucher den Präparatoren bei der Arbeit zusehen. Als VIPs waren wir natürlich privilegiert und konnten uns auch den Präparationsraum selbst angucken und unter anderem Knochen des Zwergsauropoden Europasaurus und einige andere Fossilien aus der Nähe bewundern. (Besonders gut hat mir ein winziger Flugsaurier gefallen.)

Nach dem Dinopark gab es eine kleine Pause (und ich hatte den dezenter Hinweis im Programm “possibility to change clothes” natürlich nicht als Wink mit dem Zaunpfahl verstanden, dass man sich doch bitte anständig zum Dinner kleiden möge – war aber bei weitem nicht der einzige), dann kam das Konferenzdinner. Es fand stilvoll im Hülseder Wasserschloss statt (manchmal hat man es als Wissenschaftler schon ziemlich gut…) und war nicht nur perfekt organisiert (wie die ganze Konferenz), extrem lecker, sondern auch ein unterhaltsamer Abend.

1 / 2 / 3 / 4

Kommentare (15)

  1. #1 Christian A.
    17. April 2011

    Kann eigentlich jeder bei dieser Veranstaltung teilnehmen? Ich finde, dieses Symposium klingt äußerst lecker! Und wenn ja, sind die 50€ auch für fachfremde Interessenten?

    Und nochwas: Ich les diesen Blog seit Anfang mit, bin allerdings glaube ich noch nicht darüber gestolpert: “Vor einigen Jahren habe ich per Internet einen der Konferenzteilnehmer namens Steve Gatesy kennengelernt und mit ihm (und John Hutchinson aus England) eine Veröffentlichung geschrieben.” Wahnsinn … ehrlich! Wie ist das zustande gekommen? Ich vermute, dass ihr irgendwie darauf gekommen seid, dass deine Erfahrung in der Materialwissenschaft und Simulation von (unter anderem) mechanischen Vorgängen auch bei den Dinos nützlich sein könnte. Aber wer ist da auf wen zugegangen? Und ist die Methode komplett neu? Ihr schreibt ja im Abstract “new method”, hat die vorher noch niemand verwendet?

    Ich muss sagen, da hätte ich auch mal Bock drauf. 50 Tacken kann man mal löhnen, Hotel geht auch, Urlaub genommen und hin da! (Wär nur blöd, wenn das Symposium nächstes Jahr (wenns denn regelmäßig ist) auf einmal von Dinodummies wie mir überlaufen ist 🙂 )

    (Und natürlich: Die Daumen für den glimpflichen Ausgang des Sturzes sind gedrückt!)

  2. #2 Dr. Webbaer
    17. April 2011

    …der Rest wurde von freundlichen Sponsoren getragen, darunter die “Schaumburger Landschaft” (eine Kulturförderungsorganisation), die Schaumburger Sparkasse und der Dinopark Münchehagen.

    Ein dinosaurierlanger Vorbericht – Dinoparks gibt es auch außerhalb Deutschlands, eine kleine Recherche hat jetzt aber nicht auf ein internationales Franchising und ein ausgefeiltes Marketingkonzept hingewiesen…
    Die Marke “Dinopark” könnte also noch frei sein.

    Gab’s Dinosaurierbraten?

    MFG
    Dr. Webbaer (ebenfalls dinoparkgestählt)

  3. #3 Stargazer
    17. April 2011

    Das nennt man wohl einen Cliffhanger – bin jetzt jedenfalls gespannt auf die Fortsetzung. 😉

  4. #4 MartinB
    18. April 2011

    @Christian A
    Ja, die Geschichte mit dem Dino-paper habe ich noch nicht erzählt – das fiel mir irgendwann letzte Woche auf. Ein ausführlicher Bericht ist gerade in Arbeit (der bekommt sicher auch mehrere teile…)

    Im Konferenzprogramm hieß es, falls noch freie Plätze offen wären, wären die auch für Laien buchbar – da das Ganze ja heftigst gesponsort war, war die Zahl der Teilnehmer begrenzt. In der lokalen Presse wurde das auch angekündigt und ich glaube, es waren auch gelegentlich eine Handvoll Nicht-Wissenschaftler dabei.

    @Wb
    Dinosaurierbraten? Klar gab’s den – Vögel sind ja bekanntlich Dinosaurier, und beim Dinner gab’s Poulardenbrust (auch ziemlich lecker…)

  5. #5 Anke
    18. April 2011

    Hallo!
    Oh da werde ich derart neidisch….
    Ein toller (Vor-)bericht. Auf die spannenden Spuren-Fakten bin ich natürlich sehr neugierig. Da wird man gleich zum Träumer. Ich liebe Spuren. Hier bei Jena wurden ja Cheirotheriumfährten entdeckt, auch eine spannende Angelegenheit.
    Ich hoffe auf eine schnelle Fortsetzung des Artikels und auf eine ebenso detailreiche Schilderung der Inhalte.

    Ganz toll. Die beleuchtete Platte im Stiftshof hätte ich wirklich gern gesehen. Gibts keine Pressefotos?

    Gruß Anke.

  6. #6 rolak
    18. April 2011

    <OT>
    Weia, was die Lesegewohnheit doch in die Irre führen kann: Bei ‘Cheirotheriumfährten’ dauerte es schon einen Moment, bis nach Fähren?, wer umfährt was?, other?, etwa ‘Chiro-‘? etc diese dauernden ‘Erkannt!’vorschläge nicht mehr die Sicht vernebelten 😉
    </OT>

  7. #7 MartinB
    18. April 2011

    @rolak
    Ja und im Periodensystem steht das Cheirotherium gleich unter dem Rutherfordium…

  8. #8 MartinB
    18. April 2011

    @Anke
    Ich weiß nicht, ob Pressefritzen dabeiwaren – hab keine gesehen und auch im Internet bisher keine Bilder gefunden.

  9. #9 Anke
    18. April 2011

    @MartinB
    Och das wäre ja schade….
    @all.
    ja, ein Tippfehler schlich sich ein. Chirotherium. Ups 🙂

  10. #10 MartinB
    18. April 2011

    @Anke
    Das war mit jetzt gar nicht aufgefallen – im Griechischen ist es ja auch χειρ

  11. #11 Anke
    18. April 2011

    @MartinB
    Ha! Im Englischen heisst es auch so. Wusste ich doch, dass ich das schon so gelesen habe.

  12. #12 Christian A.
    18. April 2011

    @MartinB: der [Bericht, wie das Dino-Paper zustande kam, Anm. d. Übersetzers] bekommt sicher auch mehrere teile… Ich bin sicher, das ist es wert ^^

  13. #14 Torsten van der Lubbe
    27. April 2011

    Hallo allerseits!

    Dank an Martin für den sehr nett geschriebenen Bericht (ich glaube, wir sind uns während des Symposiums kurz über den Weg gelaufen). Tja, etwa ein halbes Jahr haben die Vorbereitungen für das Symposium gedauert. Für unser Team vom NLM-H hat sich die ganze Arbeit bereits jetzt mehr als gelohnt. Wir konnten bereits bestehende Kontakte und Kooperationen ausbauen, und neue Kontakte knüpfen. Neben mehreren kleineren Projekten wird gegen Ende 2012 ein großer Symposiumsband erscheinen, der nicht nur die Arbeiten der Symposiumsteilnehmer ausführlich zum Inhalt haben wird, sondern auch mindestens ein einführendes Kapitel, in dem Begrifflichkeiten und Methodik der Ichnologie detailliert erklärt werden.

    Die erste ausführliche Veröffentlichung zu den Fährten der Troodontidae wird wahrscheinlich im Juli bei PlosOne erscheinen. Mindestens 2 weitere Publikationen zu diesem Thema sind noch für dieses Jahr geplant. Eine weitere wird in Zusammenarbeit mit dem IVPP in Peking die Struktur des Fußskelettes der Paraves genannten Dinosauriergruppe zum Inhalt haben.

    Die geradezu überwältigende internationale Unterstützung und Zustimmung, die unser Forschungsprojekt durch das Symposium erhalten hat, wirkt sich bereits jetzt überaus positiv auf unseren seit drei Jahren anhaltenden Kampf um die Erhaltung des “Hühnerhofes” aus. Die lokalen Entscheidungsträger haben ihre Bemühungen zum Schutz der Fährtenflächen nochmals verstärkt. Zumindest der (drohende) Verkauf von undokumentierten Fährtenplatten an “fremde” Institutionen ist endgültig vom Tisch.

    An dieser Stelle also nochmals der Dank des gesamten Symposium-Teams an alle Teilnehmer!

    Torsten van der Lubbe

  14. #15 nordlicht
    3. Juli 2011