Um das Ganze etwas abzusichern, wurden die Daten mit heute lebenden Tieren abgeglichen. Dabei verglichen die beiden den T. rex auch mit einem Huhn und schauten – spaßeshalber – was passieren würde, wenn man ein Huhn auf 6 Tonnen Körpermasse bringen würde. Das Huhn würde sogar eine noch höhere Muskelmasse benötigen: 99% der Körpermasse müssten in den Beinmuskeln stecken, damit es laufen könnte. Dieses schöne Bild diente, soweit ich weiß, als Cover für die damalige nature-Ausgabe:
Fazit dieser Arbeit: “Tyrannosaurus war kein schneller Läufer”
Die Beinstellung
Halt – ganz so einfach war es dann doch nicht. Einen Aspekt habe ich nämlich eben unterschlagen: Die notwendige Muskelkraft hängt auch von der Beinstellung ab. Das könnt ihr leicht ausprobieren, wenn ihr mal versucht, mit stark gebeugten Knien zu laufen – anstrengend, oder? Auch die genaue Lage des Schwerpunkts ist natürlich wichtig – je weiter vorn der liegt, um so größer werden die Momente.
Im Nature-paper wurden ein paar verschiedene Varianten untersucht – im etwas ausführlicheren späteren paper im Journal of Morphology (Teil I, Teil II) waren es ein paar mehr Varianten:
Dabei wurden auch die Position des Schwerpunktes und ein paar andere Dinge (beispielsweise die Beinmasse) variiert.
Bei diesen Variationen zeigte sich, dass es durchaus plausible Annahmen gab, bei denen die Muskelmasse sich deutlich reduziert – allerdings für schnelles Laufen mit GRF=2,5 nicht unter etwa 40% der Körpermasse. Für einen Tyrannosaurus, der im Gegensatz zu einem Strauß einen ziemlich kräftigen Schwanz und einen großen Kopf hatte, ist das immer noch unplausibel, zumal dies nur der Wert für die Extensor-Muskeln (also die Beinstrecker) ist; ein Tyrannosaurus möchte sein Bein aber vielleicht auch mal krümmen können.
Trotzdem: Eine kleine Unsicherheit bleibt ja schon – wenn die höhere Auswahl an Posen die Muskelmasse so deutlich verringert, vielleicht gibt es ja eine noch viel bessere Beinstellung, bei der schnelles Laufen plötzlich möglich wird. Um das herauszubekommen, müsste man viel mehr Beinstellungen ausprobieren und vielleicht ein Optimum suchen.
Zu dieser Zeit war John bereits aus den USA nach England umgezogen und forschte am Royal Veterinary College. Mariano Garcia, der ja das Matlab-Modell mit erstellt hatte, war nicht mehr greifbar. Um das Optimierungsproblem zu lösen, brauchte er also jemand anderes. Jemanden, der sich nicht unbedingt gut mit Biomechanik auskennt, aber schon jemanden, der gern Computerprogramme schreibt. Kurz: Jemanden wie – mich.
Aber das erzähle ich dann im dritten Teil der wie üblich nicht enden wollenden Geschichte…
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