Ein Dino-Spuren-Symposium ist eine tolle Sache, keine Frage. Über den äußeren Rahmen, die Exkursionen, die absolut perfekte Organisation und das sonstige Drumherum habe ich ja schon geschrieben. Jetzt werfen wir mal einen Blick ins Vortragsprogramm und ich erzähle euch, was mir besonders gefallen hat. (Vorträge, auf die ich nicht eingehe, waren nicht unbedingt schlecht oder langweilig, sondern liefern mir einfach kein gutes Material.)
Vorher habe ich aber noch was schönes für euch: Peter Falkingham (thanks, Peter) hat mir nämlich dankenswerterweise auf mein Betteln hin ein paar Bilder geschickt – nun könnt ihr also doch eine Ahnung bekommen, wie der Hühnerhof bei Nacht aussah. Hier Bilder direkt von oben:
Und dieses Bild zeigt euch, dass man die eindrucksvollen Spuren nicht mehr ganz so deutlich sieht, wenn man direkt davor steht:
Nun aber zu den Vorträgen.
Wie gesagt, den Donnerstag und den Freitag Vormittag musste ich schwänzen, weil ich Vorlesung halten musste – deshalb habe ich die Vorträge über den “Hühnerhof” verpasst, was natürlich schade ist. Von besonderem Interesse sind dabei zweizehige Fußspuren, die von eher kleinen Raubsauriern stammen – aber von welchen?
Zweizehige Raubsaurier kennt man vor allem in der Gruppe der Deinonychosaurier, zu denen auch der berühmte (und in Jurassic Park “etwas” zu groß geratene) Velociraptor gehört. Hier ein schönes Bild von Deinonychus (von Wikipedia):
Von Dinoguy2, bearbeitet durch Conty, CC BY-SA 2.5, Link
Wie ihr sehr, ist der Deinonychus nicht wirklich zweizehig, sondern hat an einer seiner Zehen die berühmte namensgebende Sichelklaue (Deinonychus=Schreckensklaue). Damit die nicht ständig abgeschubbert und stumpf wird, wird sie nach oben geklappt getragen, so dass der Deinonychus (und seine Verwandten) auf zwei Beinen Zehen läuft. Hier noch ein schönes Bild dazu:
By Created by: Ballista. Uploaded by: Dudo. – Own work, CC BY-SA 3.0, Link
Die Klaue sitzt dabei an Zeh Nummer 2; Nummer 3 und 4 sind die, die den Boden berühren. (Über einen ungewöhnlichen Dromaeosaurier mit gleich zwei Sichelklauen habe ich vor einiger Zeit schon mal geschrieben.)
Die Deinonychosaurier teilt man wiederum in zwei Gruppen ein – die Dromaeosaurier (zu denen gehört auch der Deinonychus) und die Troodontiden. Die sind nicht ganz so berühmt, haben aber auch ein paar spektakuläre Fossilien geliefert – beispielsweise Mei long, den “schlafenden Drachen” aus China, der versteinert wurde, während er seinen Kopf unter den Arm gesteckt hatte, so wie es heutige Vögel tun. Mit ziemlicher Sicherheit hatten alle diese Saurier auch tatsächlich Federn, denn sie zählen zu den engsten Verwandten der Vögel. (Einige Forscher glauben sogar, dass sie Nachfahren von Vögeln wie Archaeopteryx sind und ihre Flugfähigkeit verloren haben.)
Weil diese Dinos so vogelähnlich sind, sind sie natürlich auch besonders interessant. Und deswegen möchte man auch gern wissen, ob die Spuren im Hühnerhof nun zu einem Dromaeosaurier oder einem Troodontiden gehören.
Wie gesagt, gehört habe ich den zugehörigen Vortrag nicht, aber zum Glück habe ich zumindest das “Book of Abstracts”, das zu jeder guten Tagung dazugehört und in dem zu jedem Vortrag eine kurze Inhaltsangabe steht. Das Team um Annette Richter hat die Spuren im Hühnerhof vermessen und mit anderen Spuren und mit den Fußskeletten der in Frage kommenden Dinos verglichen. Die vierte Zehe ist in Troodontiden kürzer als in Dromaeosauriern – in den zweizehigen Oberkirchener Fährten ist der Abdruck der Zehe IV besonders kurz – das spricht also für einen Troodontiden. Auch andere Merkmale der Fährten deuten eher auf diese Dinogruppe hin – vermutlich handelt es sich hier also um die ersten relativ eindeutig identifizierten Fährten von Troodontiden.
Kleiner Einwurf: Was soll das alles? Vielleicht denkt ihr ja jetzt, dass Dinoforscher (und solche die Dinoforschung spannend finden so wie ich) einen Sprung in der Schüssel haben: Wen interessiert es denn auch nur im Mindesten, welche Dinosorte nun ganz genau vor 140 Millionen Jahren durch Hannover und Umgebung gerannt ist? Ist das zu irgendetwas gut?
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