Auf diese Weise finden die aus den Sporen entstehenden Farmer-Amöben gleich Bakterien als Nahrung vor. Das ist natürlich ein großer Vorteil für sie, was die Frage aufwirft, warum nicht alle Schleimpilze Bakterien züchten, sondern nur einige von ihnen.
Ein kniffliges Optimierungsproblem
Zunächst galt die Frage zu klären, ob die Farmer überhaupt zur selben Art gehören wie die Non-Farmer. DNA-Analysen zeigen, dass das der Fall ist. Die Veranlagung zur “Landwirtschaft” wird anscheinend sexuell ausgebreitet. Obwohl sich diese Amöben meist asexuell vermehren, können zwei von ihnen verschmelzen und sich dann in mehrere Nachkommen teilen, die dann ein gemischtes Erbgut besitzen.
Aber warum breitet sich diese vorteilhafte Eigenschaft dann nicht über alle Schleimpilze dieser Art aus? Die Antwort ist ein Gemeinplatz: Alles im Leben hat seinen Preis.
Es ist zunächst relativ einsichtig, dass die ganze Speicherei von Bakterien nicht viel nützt, wenn der Schleimpilz eine bakterienreiche Umgebung findet – wenn es überall etwas zu essen gibt, braucht man sich nicht erst mit Lunchpaketen abzuschleppen. Es ist aber nicht allein das “Herumschleppen” der Bakterien, das Kosten verursacht. Um überhaupt Bakterien zum Herumschleppen zu haben, dürfen die Schleimpilze diese vorher ja nicht fressen. Tatsächlich zeigte sich im Experiment, dass die Farmer auf bakterienreichen Nährböden weniger Sporen produzieren und somit weniger Nachkommen hervorbringen als die Non-Farmer, denn sie lassen etwa die Hälfte der vorhandenen Bakterien übrig.
Weiterhin zeigte sich, dass sich die Farmer in der “slug”-Phase weniger weit bewegen als die Non-Farmer – die einen legen im Mittel eineinhalb Zentimeter zurück, die anderen drei. Ob dies daran liegt, dass die Farmer tatsächlich unbeweglicher sind, oder ob sie sich die Mühe nicht machen, weil sie ja wissen dass sie sich eigentlich überall ansiedeln können, ist nicht so klar.
Die “Landwirtschaft” der Schleimpilze ist also eine Überlebensstrategie, die Vor- und Nachteile mit sich bringt, die sich anscheinend etwa die Waage halten, so dass beide Eigenschaften parallel existieren können. Faszinierend und unerwartet ist sie aber auf jeden Fall.
Brock DA, Douglas TE, Queller DC, & Strassmann JE (2011). Primitive agriculture in a social amoeba. Nature, 469 (7330), 393-6 PMID: 21248849
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