Singe, o Blogger, vom Liede des wortgewaltigen Dichters,
welcher mit kunstvoller Sprache den Zorn des Achilleus besungen,
Ewige Verse ersinnend, die auch in der Zeit der Computer
Menschen bewegen und über den gähnenden Abgrund der Zeiten
Ihre Gedanken entführen, so dass sie in Troja sich wähnen.

Viele wohl glauben das Lied des Homer gut zu kennen,
Das doch gewiss vom gewalt’gen trojanischen Pferde berichtet,
Welches des listenreiche Odysseus erdachte um endlich zu siegen.
Die Ilias aber endet bevor die Stadt Troja endlich gefallen.

Zorn ist das Thema, der Zorn des Peleiaden Achilleus,
den Agamemnon entfachte als sie im Streite entbrennen,
der nämlich nahm im die Beute, das liebliche Mädchen Briseis.
Darauf verweigert Achilleus fortan mit den Troern zu kämpfen,
Schmollend nur sitzt er am Schiffe und tatenlos schaut er dem Kampf zu,
während die Griechen die Schlacht mit den Troern beginnen,
Dazu verführte sie Zeus mit dem Ziel Agamemnon zu strafen.

Reich ist das Lied an Beschreibung der blutigen Kämpfe,
Schattender Lanzen und tödlicher Schwerter, an Wunden und Toten,
Sogar die Götter erleiden Schmerz und Verwundung im Kampfe,
Wenn sie sich messen mit Kriegern in männermordenden Schlachten.

Nicht aber will ich erzählen den Inhalt des langen Gesanges,
welchen im Quell allen Wissen ihr findet wenn ihr dem Link folgt,
wie bald der Zorn des Achilleus zum tragischen Tod und Verderben
führt für den strahlenden Patroklos, seinen geliebten Gefährten.
Bis dann im streitenden Zweikampf der racheerfüllte Achilleus
Hektor, den strahlenden Prinzen der Troer, zum Hades befördert.

Liest man den großen Gesang aus der Sicht eines heutigen Menschen,
muss man sich erst an den seltsamen Stil alter Verse gewöhnen,
sieht das heroische Epos als alte und ehrwürd’ge Kunst nur,
achtet die Sprache und viele detailtreu geschilderten Bilder,
welche in Kunst und Kultur unseres Landes sich lange verbreitet.

Ich aber denke, dass früher die Menschen das Epos genossen,
weil es voll Spannung und Aufregung steckt und voller Geschichten,
die für die Hörer bewirkten, was heute Bücher und Fernseh’n
tun, die uns auch unterhalten und ablenken vom grauen Alltag.

Manches was ehrwürdig scheint und getragen ist durchaus auch komisch,
Nestor zum Beispiel der alte und weiseste Krieger, der immer
Alle belehrt und erinnert, dass damals, als er noch jung war,
er in die Schlacht zog im Krieg mit den grimmen Zentauren,
damals als Helden noch heldenhaft waren und nicht solche Memmen;
wäre er jung noch, so würde er alle der heutigen Griechen
mit seiner Kampfkunst beschämen, denn früher war alles ja besser.

Langweilig scheint auch zum Beispiel im zweiten Gesange die Liste
Griechischer Schiffe und Völker, die ganz im Detail sind beschrieben,
wer nun genau von wo kam und wieviele Schiffe er brachte.
Vielleicht aber war der Gesang wohlgesetzt zu dem nämlichen Zeitpunkt,
da bei dem Feste das Schmausen begann und das fröhliche Speisen –
so wie man heute Musik lässt erschallen ohn’ recht ihr zu lauschen,
so ließ womöglich man damals den Sänger die Verse verkünden,
welche an Spannung und Aufregung arm, nur damit er nicht schweige.
(Diese Idee ist – ich gebe es zu – etwas albern und gar nicht
irgend geprüft mit der hehren Method’ analytischen Denkens,
sondern von mir nur ersonnen aus übermütiger Laune,
denn, wie gesagt, jene Hörer von damals, sie waren wie wir wohl,
wir aber würden ermüden nach Stunden heroischer Lieder.)

Seltsam mutet den Heutigen an die Welt der Achaier,
seltsam und fremd auch erscheint für uns manchmal ihr Denken und Trachten,
die nicht die Freiheit zur Wahl ihren Frau’n zu gewähren bereit sind,
Sondern mit Schwertern versuchen das liebliche Weib Menelaos’
Heimwärts zu zwingen nach Sparta, doch diese liebte den Paris,
Wie es die Göttin bewirkte, da Paris den Apfel ihr reichte,
Sie zur Schönsten zu küren vor Athene und Hera.

Ihre Begriffe von Ehre und Ruhm erscheinen uns fremd oft
Voll Prahlerei ihre Worte. Ähnlich wie Beowulf , welcher,
Hrothgar begegnend, protzdend erzählt von erschlagenen Monstern,
loben sie gerne selbst sich und rühmen sich mit ihren Taten;
und als Thersites, der nervige Nörgler, schmählich zur Heimfahrt
drängt, da wird von Odysseus er nicht nur mit Worten gekontert,
sondern bezieht auch noch heftige Prügel, dass endlich er Ruh’ gibt.

Trotz dieser Fremdheit jedoch sind sie Menschen wie wir auch,
Menschen, mit denen wir bangen und hoffen, wenn sie in Not sich befinden,
Menschen, die lieben und streiten, die zornig sind oder auch ängstlich,
Fehlerhaft sind sie, wie wir, trotz des gähnenden Abgrunds der Zeiten,
Hat sich im Herzen seit damals die Menschheit nicht wirklich verändert.

Als die Bewohner des Stechpalmenwaldes geleitet vom Petersen Wolfgang,
jüngst die Geschichte verfilmten, veränderten vieles sehr stark sie,
um es dem heutigen Menschen leichter verständlich zu machen,
schwiegen vom Wirken der Götter, von Zeus und Apoll und Athene,
(auch wenn das Drehbuch sie schrieben, dass jed’ Propheizeiung erfüllt ward).
Trotzdem gelang dieser Film ihnen wohl, denke ich, denn er fing doch
vieles der Stimmung gut ein welche sonst auch beim Lesen sich einstellt,
schuf auch gigantische Bilder gewaltiger Schlachten und Heere.

Dichter und auch Philosophen haben viel schon geschrieben
Über die Lieder Homers – viel weiser als ich es je könnte;
drum schweig ich nun, und ich schließe den Text mit dem einfachem Ratschlag:
Lest dieses Lied einfach selbst, es wird sich gewiss für euch lohnen.

Kommentare (10)

  1. #1 Frank Wappler
    3. August 2011

    Martin Bäker schrieb (03.08.11 · 12:00 Uhr):
    > Singe, o Blogger, vom Liede des wortgewaltigen Dichters,
    welcher mit kunstvoller Sprache den Zorn des Achilleus besungen,
    Ewige Verse ersinnend, die auch in der Zeit der Computer
    Menschen bewegen und über den gähnenden Abgrund der Zeiten […]

    Erstick’, Lärmender, im Keime!
    (Es sei denn, du singst Reime.)

  2. #2 WolfgangK
    3. August 2011

    Oh weh,

    ein klassisch´ Werk in neuem Licht,
    ich kenn´das Buch, doch les´ich´s nicht.
    Erzählt von Göttern und vom Krieg,
    von Diebstahl, Mord und auch vom Sieg.

    Mein Lehrer schon hat mich gescholten,
    dass Opa Homer nichts gegolten,
    in meinem Hirn als wichtig´ Stoff.
    Vom Lehrer gab es mächtig Zoff.

    Ich sei ganz böse, meinte er,
    ´ne schlechte Note fiel nicht schwer.
    Kein Vers ich auch noch heute lese,
    nach anderen Dingen strebt der Böse.

    Nach Proton, Neutron und dergleichen,
    die Quanten mit Verstand erreichen.
    Denn wenn sich Fragen auftürmen, horten
    Homer wär´ tot und gäbe keine Antworten.

    Wenn ich nicht wissen würde, dass dieser Artikel schon vor dem Urlaub geschrieben und nun automatisch freigeschaltet wurde, würde ich sagen: “es war wohl ein launig-spassiger Ferien-Weinabend gestern…” 🙂

  3. #3 Frank Wappler
    3. August 2011

    Ach was,

    Er stellt sich taub, der schnöde Stromer;
    nun gar bedröhnt er sich mit Homer.
    Doch ächzt das Versmaß noch so sehr:
    Ein jeder Reim hat mehr Homer.

  4. #4 DerLustigeRobot
    3. August 2011

    @Vorredner aka Vor-Kommentatoren:

    Witz mit Geist ist stets beliebt,
    weil man ihn recht selten sieht.

  5. #5 Kandisbunzler
    4. August 2011

    Die strengen Hexameter sind keine Sache für Gebrauchslyriker. Daran müßte noch gearbeitet werden.
    Hing auch im Spamfilter, seufz.
    Wo genau habe ich denn bei den HExametern geschlampt?

  6. #6 Nashorn
    4. August 2011

    Sehr schön 🙂
    Wobei ich gestehen muss, dass mich die Ilias immer eher gelangweilt hat. Da ziehe ich doch die Odyssee dreimal vor.

  7. #7 MartinB
    5. August 2011

    @Nashorn
    Habe ich früher auch so gesehen – die Odyssee hat deutlich die coolere Fantasy-Geschichte. Aber die Ilias finde ich – auch wenn das angesichts der Schlachten etc. seltsam erscheinen mag, menschlich interessanter.

    @alle anderen
    Reime nur schreibt ihr mir? Einfache Reime? Welch weichlicher Minnesang!
    Edle Hexameter sind doch das Versmaß der ewigen Götter.

    Allenfalls akzeptiere ich Altenglische Langverse
    Kunstvoll und kräftig köstlich dem Ohre.

  8. #8 Andrea N.D.
    5. August 2011

    Von dem Standpunkt des Historikers aus sind beides (Ilias und Odyssee) wahre Fundgruben. Wie für so vieles gilt: Einlassen ist zunächst mühsam, aber dann wunderbar.

  9. #9 koi
    6. August 2011

    Ein Hörtipp für alle, die viel Zeit mit Tätigkeiten verbringen, die es erlauben zuzuhören: Odyssee als Hörbuch in der Prosafassung von Christoph Martin (z.Z. leider vergriffen, ich weiß leider nicht wo man sie herkriegt)
    Ich hatte damals einige Folgen im Radio gehört und mit dann die CDs besorgt. Seid ihr schon mal 10 Minuten länger im Auto sitzen geblieben, weil ihr euch nicht losreißen könnt?
    Die Fassung ist umstritten, vor allem bei Puristen. Ich finde sie genial.

  10. #10 Jenny
    6. August 2011

    Ebenfalls umstritten, aber meiner Meinung nach genial, ist die Neufassung von Schrott. Habe zwar einen Monat gebraucht, die 21 CDs zu hören, aber das war es wert.