Phenylalanin können nicht mal die beiden Bakterien zusammen herstellen, das können sie nur unter Beteiligung der Laus selbst, die das Protein für den letzten Schritt bereitstellt.
Vollkommen offen ist zur Zeit, wie die Bakterien den Prozess koordinieren: Welche Reaktion findet wo statt? Welche Substanzen werden wie transportiert? Betrachtet man wieder das Tryptophan, so müssen entweder die Proteine oder die Zwischenprodukte der Synthese zwischen den beiden Bakterien in geeigneter Weise ausgetauscht werden. Wie und wo welcher Schritt stattfindet, weiß im Moment niemand.
Interessant ist das ganze nicht nur, weil es so schön komplex ist. Interessant ist natürlich auch die Frage, wie sich diese enge Vernetzung zwischen den drei Lebewesen evolutionär entwickeln konnte. Da die Bakterien aber hierzu nur vorhandene Gene verlieren mussten, ist das sehr gut vorstellbar – weniger Proteine herstellen zu müssen, ist für ein Bakterium ja vorteilhaft, man kann sich also leicht vorstellen, dass es einen Selektionsdruck dahin gibt, Teile der Proteinsynthese auszulagern, weil es weniger Aufwand bedeutet. Womöglich (diese Spekulation ist jetzt von mir) gibt es eine Art evolutionäres “Wettrennen” zwischen beiden Bakterien, bei denen jedes möglichst viel Proteinsynthesearbeit auf das andere “abwälzt”, wobei aber natürlich diejenigen Bakterienkombinationen, bei denen beide Bakterien ein bestimmtes Protein nicht mehr herstellen können, zum Aussterben verurteilt sind (ja, ich schreibe das hier teleologisch, aber es funktioniert natürlich per Mutation/Selektion). Danach kann man spekulieren, dass in der Zukunft entweder T. princeps oder M. endobia die Fähigkeit zur Herstellung von zum Beispiel TrpG verlieren wird – ihr könnt ja in ein paar Hundert oder Tausend Jahren mal nachgucken…
Und schließlich kennen wir ja – wie am Anfang schon erwähnt – mit den Mitochondrien in unseren Zellen eine andere sehr enge Symbiose zwischen Bakterien; vielleicht kann uns die unscheinbare Zitrusschmierlaus mit ihrer Symbiose eine Idee geben, wie diese für das Leben entscheidende Verzahnung entstanden ist.
McCutcheon, J., & von Dohlen, C. (2011). An Interdependent Metabolic Patchwork in the Nested Symbiosis of Mealybugs Current Biology, 21 (16), 1366-1372 DOI: 10.1016/j.cub.2011.06.051
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