Dazu wurden die Körperproportionen von vielen heutigen Reptilien vermessen und (mithilfe einer Hauptkomponentenanalyse – ein bei Paläontologinnen1 inzwischen beliebtes Werkzeug für so etwas) so gruppiert, dass man aus den Proportionen Rückschlüsse auf die Lebensweise ziehen kann. Dabei ergibt sich dieses Bild:
Eingetragen sind hier die unterschiedlichen heutigen Arten, jeweils mit einem Farbpunkt passend zur Lebensweise markiert (fossorial=grabend, arboreal=baumbewohnend, terrestrial=rennt normal auf dem Boden rum, semi-aquatic=lebt teilweise im Wasser, cryptic/leaf litter=versteckt sich am liebsten in alten Blättern und ähnlichem, terrestrial/burrowing=lebt auf dem Boden aber gräbt auch ein bisschen, saxicolous=findet Felsen und Steine super).
1Wurde ja mal wieder Zeit für ne weibliche Form – habe ich schon länger nicht mehr benutzt. Nur um euch mal wieder dran zu erinnern…
Cryptolacerta liegt in dem Bereich, wo sich in diesem Diagramm die Blätterverstecker und bodenlebenden Manchmal-Graber tummeln, nicht in dem Bereich der echten Gräber. Vermutlich hat sich Cryptolacerta also ganz gern am Boden zwischen Pflanzen versteckt und dort herumgewühlt – vielleicht war dabei die Verstärkung des Schädels schon nützlich. Zu echten Gräbern wurden dann erst seine Nachfahren.
Dass Cryptolacerta in der heutigen Grube Messel lebte, war jedenfalls ein Glücksfall – so wurde wieder eins der kleinen Rätsel der Evolution aufgeklärt.
Müller, J., Hipsley, C., Head, J., Kardjilov, N., Hilger, A., Wuttke, M., & Reisz, R. (2011). Eocene lizard from Germany reveals amphisbaenian origins Nature, 473 (7347), 364-367 DOI: 10.1038/nature09919
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