Damit ist natürlich immer noch nicht geklärt, ob das langsame Winterwachstum für Edmontosaurier normal war oder den besonderen Bedingungen in Norden geschuldet wurde. Hier hilft zunächst ein Vergleich mit den etwas weiter südlich lebenden Edmontosauriern. Deren Knochenstruktur unterschied sich statistisch deutlich von der der polaren Verwandten. Die Struktur war hier zum Teil knochenabhängig, mit wechselnden Bereichen im Schienbein, aber nicht im Oberschenkel. Es gab auch Exemplare, die nur den schnell-wachsenden retikulären Knochen hatten.
Damit steht schon einmal fest, dass die Polar-Edmontosaurier es schwerer hatten als ihre in wärmeren Gefilden lebenden Verwandten. Trotzdem ist es natürlich denkbar, dass sie im Winter wegen notwendiger langer Wanderungen langsamer wuchsen. Dagegen sprechen allerdings Fossilienfunde in (moderat) warmen polaren Küstengebieten, hinter denen Berge lagen. Hier wurden Edmontosaurier in Sedimenten begraben, die durch Schmelzwasser von den Bergen entstanden. Unter diesen waren auch junge Tiere. Es erscheint unwahrscheinlich, dass diese jungen Edmontosaurier während der starken Schneeschmelze schon so weit im Norden waren, wenn sie weiter südlich überwinterten und erst eine Wanderung hinter sich bringen mussten.
Beides spricht also dafür, dass Edmontosaurier tatsächlich in der Nähe des Pols überwinterten. Dass ihnen das nicht leicht fiel, sehen wir am langsamen Knochenwachstum während des Winters – hier gab es vermutlich weniger zu fressen und die Kälte bedeutete eine zusätzliche Belastung.
Chinsamy A, Thomas DB, Tumarkin-Deratzian AR, & Fiorillo AR (2012). Hadrosaurs Were Perennial Polar Residents. Anatomical record (Hoboken, N.J. : 2007) PMID: 22344791
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