Willkommen zu unserem heutigen Kampf der Superlative, dem kiefernbrechendsten Zweikampf aller Zeiten, dem Beißduell der Monster-Echsen!
In der roten Ecke, mit einer Länge von 11 Metern und einem Körpergewicht von 3,5 Tonnen: Der Schrecken der Flussufer, das Ungeheuer aus der Tiefe, Deinoooosuuuuchus!
Und sein Widersacher in der blauen Ecke, mit über zwölf Metern Länge und einem Gewicht von 6 Tonnen: Das furchterregendste Landraubtier, das es je gab, der Herrscher der Dinosaurier, der König der Tyrannenechsen, Tyrannosaurus reeeex!!!
Ja, wenn Wissenschaft nicht in Veröffentlichungen oder auf Konferenzen präsentiert würde, sondern auf dem Sportkanal, dann würde es wohl so oder so ähnlich aussehen. (Freunde des Wrestling, Boxen oder ähnlicher Sport(?)-Arten mögen mir verzeihen, falls die Vorstellung nicht so ganz passte – hab sowas noch nie geguckt…)
Aber schon gut, ich versuche, wieder halbwegs normal zu werden (oder jedenfalls so normal, wie ich üblicherweise bin…). Interessanterweise gab es in den letzten Wochen nämlich gleich zwei neue Veröffentlichungen, die sich mit der Bisskraft von “Echsen” (im weitesten denkbaren Sinne des Begriffs) befassen. Karl Bates und Peter Falkingham (mit dem ich gerade ein nettes kleines Projekt beackere) haben die Bisskraft von Tyrannosaurus rex untersucht – da sie gerade keinen beißfreudigen T. rex da hatten, haben sie sich auf die bewährte Methode der Computersimulation verlassen. Gregory Erickson und sein Team dagegen haben sich mit Krokodilen beschäftigt – und da von denen ja heute auch noch welche rumlaufen, konnten sie sogar experimentell untersuchen, wie stark die Bisskraft von Krokodilen ist. Ihre Veröffentlichung enthält auch eine handfeste Überraschung – von der stand in den Pressemitteilungen, die ihr vielleicht gesehen habt (selbst der ZEIT war die Sache einen kurzen Artikel wert) natürlich nichts.
Bevor wir uns die Arbeiten im Detail angucken, müssen wir erst mal über’s Beißen allgemein nachdenken. Wenn ihr gerade eine Möhre oder eine Nuss parat habt (oder noch besser beides), dann könnt ihr erst mal eure eigene Bisskraft angucken – falls nicht, müsste ihr euch mit der Erinnerung begnügen. Beißt erst einmal ein Stück von der Möhre ab, ohne großartig darüber nachzudenken. Wenn ihr das so tut, wie die meisten Leute, dann habt ihr die Möhre mit dem Eckzahn durchgebissen. Wenn ihr dagegen einen Apfel abbeißt, dann tut ihr das typischerweise mit dem Schneidezahn, richtig? Und wenn ihr zum Beispiel ein Stück Schokolade abbeißt, dann kann es vorkommen, dass ihr erst einmal probehalber mit den Schneidezähnen zubeißt, und dann – falls die Schokolade zu hart ist – auf die Eckzähne umschwenkt.
Das tun wir alles ganz automatisch und ohne dass wir dazu irgendwelche Biomechanik-Blogeinträge lesen müssten, das haben wir als Kinder so gelernt. Unsere Schneidezähne sind ja breit und dünn – sie sind deswegen etwas empfindlicher gegen Verbiegen als unsere konischen Eckzähne. Hier ein (computergeneriertes) Bild unserer Zähne:
Von Jordan Sparks – Open Dental – Open Source Dental Management Software, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2756634
Schneidezähne sind die in der Mitte (deren Nummern mit eins und zwei enden – Zähne werden von den Schneidezähnen aus nach außen durchnummeriert, deswegen sagt eure Zahnärztin zu ihrer Hilfe beim Angucken eurer Zähne auch sowas wie “Zwei-Sechs Füllung”, was heißen soll, dass Zahn Nummer sechs (Backenzahn) in Zahnviertel zwei (rechts oben) eine Füllung hat. (Ich hoffe, ich habe das richtig erklärt – falls hier Dentisten mitlesen, korrigiert mich))
Also. Schneidezähne (im Bild in der Mitte) sind eher dünn und ein bisschen spatelförmig – mit denen können wir sehr kontrolliert etwas abbeißen, deswegen nehmen wir normalerweise die zum Zubeißen. Wenn wir aber zu viel Kraft brauchen wie bei der Schokolade, dann merken wir das und beißen stattdessen lieber mit den Eckzähnen zu. Die sind erstens konisch und deswegen weniger biegeanfällig und zweitens haben sie eine Spitze, so dass sich die Kraft auf das Beiß-Objekt stärker konzentriert.
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