Das klingt zunächst mal wie Trickserei: wir definieren uns ein Feld, das überall ist und das man deshalb nicht detektieren kann. Diese Trickserei macht dann aber auch eine klare und konkrete Vorhersage: Es müsste möglich sein, Störungen im Higgsfeld zu verursachen, indem man dem Higgsfeld genügend Energie zuführt. Diese Störung würde sich dann als echtes Teilchen bemerkbar machen, das man lokalisieren kann – und genau das ist das Higgsteilchen.
Wenn man also das Higgsteilchen findet, dann zeigt das, dass es auch das Higgsfeld gibt. Die Theorie sagt auch genau voraus, was mit dem so erzeugten Higgsteilchen passieren sollte – es müsste sehr schnell zerfallen, und zwar in ganz charakteristischer Weise.
Deswegen ballert man am CERN Teilchen gegeneinander, um hinreichend viel Energie zu erzeugen, dass dabei Higgsteilchen entstehen können, und sucht nach deren Zerfallsprodukten. Weil bei solchen Kollisionen unglaublich viele andere Dinge passieren können, ist es sehr schwierig, aus all den vielen Teilchen, die sich bilden, genau die herauszufiltern, die von Higgsteilchen stammen könnten. Deswegen muss man sehr viele Kollisionen angucken und sehr viel Statistik betreiben, bis man sich sicher sein kann, dass man das Higgsteilchen gefunden hat. Florian hat das mal sehr schön erklärt.
Noch ist das nicht sicher – man hat zwar ein Teilchen gefunden, dessen Eigenschaften zum Higgsteilchen passen, aber man hat noch nicht alle Details der Kollisionen ausgewertet. Es könnte sein, dass sich herausstellt, dass das neue Teilchen gar nicht das Higgsteilchen ist, sondern etwas anderes und unerwartetes.
Wenn es aber das Higgsteilchen ist (und das werden wir in ein paar Monaten wohl wissen), dann wäre das ein Triumph der Physik: Die verrückte Idee, dass alle Materieteilchen eigentlich masselos sind, wäre damit bestätigt. Und deswegen sind alle Physiker so hinter dem Higgsteilchen her.
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