(Quelle: L. Trut, s.u.)
Nach 20 Generationen fanden sich Füchse mit verkürzten Schwänzen und auch einige mit einem Über- oder Unterbiss; ebenfalls Merkmale, die man von vielen Haustieren kennt. Alle diese Veränderungen sind zwar selten, aber eben doch signifikant häufiger als bei der Kontrollgruppe.
Auch im Verhalten gibt es deutliche Unterschiede – die Füchse reagieren früher auf Geräusche als es die Welpen der Kontrollgruppe tun und sie reagieren erst nach 9 statt 6 Wochen mit typischen Angstreflexen auf ungewohnte Einflüsse. Insgesamt wird so das Zeitfenster, in dem die Füchse als Jungtiere für soziale Kontakte offen sind, deutlich vergrößert.
Diese Veränderungen korrelieren mit einer Änderung des Hormonhaushalts. Wenn Fuchswelpen älter werden, dann steigt ihr Corticosteroidspiegel – diese Hormone sind für aggressives Verhalten mitverantwortlich. Bei den gezähmten Füchsen findet dieser Anstieg deutlich verzögert statt. Auch bei erwachsenen Füchsen ist der Gehalt an diesen Hormonen kleiner als bei den nicht gezähmten Verwandten.
Die Selektion auf zahmes Verhalten hat also vermutlich zunächst einmal den Hormonhaushalt verändert. Die Tatsache, dass damit ähnliche physische Veränderungen einher gehen, wie wir sie auch an unseren gewöhnlichen Haustieren beobachten, spricht dafür, dass entweder diese Hormone direkt für diese Entwicklungen verantwortlich sind oder dass sie genetisch aneinander gekoppelt sind (beispielsweise über Steuergene). Es ist also kein Zufall, dass unsere Haustiere einander ähneln, sondern hat biologische Ursachen.
Auch wenn wir natürlich nie genau wissen werden, wie der Wolf zum Hund wurde, so geben diese Experimente doch eine gute Idee davon, wie sich Säugetiere verändern, wenn sie einem Selektionsdruck hin zu weniger Aggression unterliegen.
Es ist sogar möglich, dass ähnliche Evolutionsprozesse auch bei Wildtieren auftreten, die nie in Kontakt mit Menschen stehen. Aber dazu schreibe ich demnächst etwas mehr – solange könnt ihr ja fröhlich spekulieren, welche Tierart hier gemeint ist.
Lyudmila N. Trut
Early Canid Domestication:The Farm-Fox Experiment
American Scientist, Volume 87
Schöne Bilder und schlecht aufgelöste Videos gibt es auch hier.
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