Nach dem Experiment vergleichen Alice und Bob ihre Ergebnisse. Nehmen wir an, so sahen sie aus:
Alice | Bob | ||
---|---|---|---|
Filter | Messung | Filter | Messung |
+45 | 0 | -45 | 1 |
-45 | 0 | -45 | 0 |
0 | 1 | 90 | 0 |
90 | 0 | 0 | 1 |
+45 | 0 | 0 | 0 |
+45 | 0 | -45 | 1 |
90 | 1 | +45 | 1 |
0 | 1 | 90 | 0 |
0 | 0 | +45 | 1 |
90 | 0 | 0 | 1 |
-45 | 0 | 90 | 0 |
90 | 1 | 90 | 1 |
Dabei steht eine 1 für “Photon kommt durch den Filter” und die 0 für das Gegenteil. Dann ignorieren sie alle Fälle, bei denen die Polfilter nicht entweder parallel oder um 90° zueinander verdreht waren. (Wenn also Alice unter +45° gemessen hat und Bob senkrechte Polarisation, dann nützt uns das hier nicht viel.) Bei den übrigen Experimenten vergleichen sie:
Alice | Bob | ||
---|---|---|---|
Filter | Messung | Filter | Messung |
+45 | 0 | -45 | 1 |
-45 | 0 | -45 | 0 |
0 | 1 | 90 | 0 |
90 | 0 | 0 | 1 |
+45 | 0 | -45 | 1 |
0 | 1 | 90 | 0 |
90 | 0 | 0 | 1 |
90 | 1 | 90 | 1 |
Sie stellen fest, dass ihre Photonen immer im selben Zustand angekommen sind, egal wie die Winkelstellung war. Hatten sie beide dieselbe Stellung, dann haben beide eine 1 oder 0 gemessen, hatten sie um 90° verdrehte Stellungen, dann bekommt der ene die 1, der andere die 0. Das ist die Verschränkung, genau wie oben beschrieben.
Ihr könnt an diesem Experiment auch gleich ein sehr wichtiges Ergebnis sehen: Um die Verschränkung tatsächlich nachzuweisen, müssen die beiden ihre Ergebnisse auf herkömmlichen Wege austauschen. Alice kann allein aus ihren Daten nicht sehen, was Bob gemacht hat (nicht einmal, ob Bob nicht lieber einen Kaffee trinken gegangen ist, weil er Quantenmechanik langweilig findet). Obwohl also die Messungen sich gegenseitig beeinflussen, so dass immer derselbe Polarisationszustand herauskommt, kann man mit Hilfe der Verschränkung keine Nachrichten verschicken.
Ich gebe zu, dass das Argument ein bisschen kompliziert ist. Man muss ein paar Mal drüber nachdenken (ich erinnere mich, dass ich über den entsprechenden Abschnitt in den Feynman Lectures lange gebrütet habe) – also nicht verzweifeln, wenn ihr nicht auf Anhieb seht, wie’s geht. Falls ihr gar nicht klarkommt, dürft ihr natürlich gern in den Kommentaren nörgerln oder nachfragen.
Tja, auf diesen dritten Teil, in dem ich endlich die Verschränkung erkläre, musstet ihr ganz schön lange warten. Nicht nur, weil ich doch etwas grübeln musste, wie es am besten geht, auch nicht nur, weil ich zwischendurch auf Dienstreise war, einen Workshop und eine Doktorprüfung (als Prüfer) hatte, sondern vor allem, weil ich in den letzten zwei Wochen mehr Zeit beim Augenarzt als sonstwo verbracht habe – immerhin ist meine Netzhaut jetzt in beiden Augen dank Argonlaser sicher festgetackert (auch wenn das linke Auge immer noch – bisher nicht klar diagnostizierte – Sehstörungen hat).
Kommentare (122)