Nächstes Wochenende (am 4. und 5. Mai) ist es wieder so weit: Das Finale der Snooker-Weltmeisterschaft beginnt am Sonntag, und traditionell laden die Deutschen Billard-Vereine alle Interessierten zur Veranstaltung “Deutschland spielt Snooker” ein.
Eine Übersicht über alle teilnehmenden Vereine findet ihr bei Snookermania.
Falls ihr mit dem Begriff “Snooker” nicht so viel anfangen könnt (zwei gut gekleidete Typen schubsen Bälle in Löcher und ein Butler legt sie dann manchmal wieder auch hin oder nicht…?), macht nichts. Die Grundregeln des Snooker habe ich schon letztes Jahr erklärt, so schrecklich kompliziert sind sie auch gar nicht. (O.k., es gibt da so ein paar Feinheiten – auch die meisten geübten Spieler dürften Schwierigkeiten bei der Frage bekommen, ob es man hinter einem Free Ball einen Snooker legen darf, wenn nur noch Pink und Schwarz auf dem Tisch liegen (falls jemand dieses überaus esoterische Wissen benötigt: Ja, darf man)) Im Prinzip ist es aber nicht so schwer zu spielen, und für die ganz komplizierten Sonderregeln hat man ja im Verein immer ein paar Experten rumlaufen und bei uns liegt zur Not auch immer ein ausgedruckter Regelsatz auf dem Tisch.
Im wesentlichen ist Snooker eine Form von Billard und man versucht, mit der weißen Kugel eine andere zu treffen, meistens mit dem Ziel, diese andere Kugel zu versenken und gleichzeitig die weiße Kugel so weiterlaufen zu lassen (zu “stellen”), dass sie am Ende günstig liegt, damit man wieder die nächste Kugel lochen kann.
Wenn ihr theroretische PhysikerInnen seid, dann denkt ihr vielleicht, dass das ziemlich simpel ist – zwei ideale Kugeln (und Snooker-Kugeln sind ziemlich kugelig) von denen die eine ruht und die andere sich bewegt, laufen ja immer genau im Winkel von 90° auseinander, oder? Das zu beweisen ist eine simple Aufgabe für Physikstudis. Wenn eure bevorzugte Sportart Eis-Curling ist, dann ist das auch in sehr guter Näherung richtig – Curling-Steine laufen tatsächlich ziemlich genau unter 90° auseinander. Snookerkugeln allerdings tun das meistens nicht.
Der Grund dafür ist die Reibung – beim Curling sorgt der Eismeister dafür, dass die möglichst klein ist (dazu werden Wassertröpfchen aufs Eis gesprüht, die dann festfrieren und eine körnige Oberfläche erzeugen – ja, ich mag Sprtarten, die etwas abseitig sind, dafür finde ich Fußball laaaangweilig). Auch beim Snooker ist die Reibung zwischen Tuch und Kugel klein (je kleiner sie ist, desto “schneller” ist das Tuch) – aber sie ist nicht vernachlässigbar. Stoßt ihr die Weiße mit eurem Queue an, so gleitet sie zunächst mal übers Tuch (und rollt nicht etwa, wie man annehmen könnte). Dann aber “greift” die Kugel irgendwann ins Tuch und aus den Rutschen wird ein echtes Rollen. Und das gibt viele nette Möglichkeiten, mit dem Ball Dinge anzustellen, die auf den ersten Blick unmöglich erscheinen. Hier zum Beispiel seht ihr ein paar sehr schicke Zugbälle:
Dabei spielt man die Weiße ganz weit unten an, so dass sie sich entgegen der Laufrichtung dreht. Sie rutscht über den Tisch bis sie die andere Kugel trifft. Diese wird dabei ans Ziel befördert, gleichzeitig bleibt die Weiße beim Aufprall kurz stehen und das ist der Moment, wo die Reibung zuschlägt. Weil sich die Weiße immer noch rückwärts dreht, bleibt sie nicht einfach liegen, wie man erwarten könnte, sondern läuft wieder zurück. So schicke weite Zugbälle wie hier im Video können aber nur die ganz Großen; Hobbyspieler wie ich (und ich spiele wirklich schlecht, aber mit Spaß…) sind froh, wenn sie den Ball über ein paar Zentimeter zurückziehen können. Auch Nachläufer kann man spielen, wenn man die Weiße Kugel oben anspielt, dann läuft sie dem angespielten Ball hinterher.
Sehr schön ist auch der Einsatz von Seiteneffet. Was passiert, wenn die Weiße auf die Bande trifft? Die Theorie würde sagen: Einfallswinkel gleich Ausfallswinkel – aber das ist nicht unbedingt so. Dieses Trainingsvideo zeigt das sehr nett (bei 20 Sekunden und dann bei 1:10 in die andere Richtung):
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