Vor 10 Millionen Jahren aber hatten die damals lebenden Elefantenarten noch keine hohen Zahnkronen – damals fraßen sie ja noch die leichter zu futternden C3-Pflanzen. Man kann jetzt also schauen, wann sich die Elefantenzähne umgestellt haben. Hier die entsprechende Grafik (zum Vergrößern anklicken):
Aus Lister et al., s.u.
Links seht ihr den Anteil an C¹³, also ein Maß dafür, ob die Tiere eher C3 oder C4-Pflanzen gefuttert haben, rechts seht ihr zwei unterschiedliche Maßzahlen für die “Hochkronigkeit” (Hypsodontie) der Zähne. Das Bild sagt eigentlich schon alles: Die Elefanten haben ihre Ernährung vor so etwa 8 Millionen Jahren umgestellt, aber erst einige Millionen Jahren später haben sich dann die dazu passenden Zähne entwickelt.
Es zeigt sich also ziemlich klar, dass sich zuerst das Verhalten änderte und erst danach die Form der Zähne angepasst wurde. Allerdings stellt sich natürlich die Frage, wie die Elefantenarten in der Zwischenzeit mit dem erhöhten Zahnverschleiß klarkamen. Hatten sie eine spezielle Strategie, um mit dem Zahnverschleiß fertig zu werden, beispielsweise, indem sie ihre Lebensdauer verkürzt haben und früher geschlechtsreif wurden?
Allerdings ist – wie so oft – das Bild nicht ganz so eindeutig, wie es scheint. Der hohe Zahnverschleiß bei Grasfressern kommt nämlich nicht nur durch die eingelagerten Teilchen im Gras zu Stande, sondern auch dadurch, dass Grasfresser beim Grasen mehr Teilchen vom Boden aufnehmen (jeder, dem schon mal schlecht gewaschener Salat zwischen den Zähnen knirschte, kennt das Phänomen). Es könnte sein, dass die Entwiclung besonders offener Grasländer und die zunehmende Trockenheit vor etwa 3,5 Millionen Jahren zu mehr Sand und Staub führten und dass erst diese erhöhte Menge dann die spezielle Anpassung der Zähne notwendig machte. Ein absolut sicheres Beispiel für die evolutionäre These “form follows function” (die Form entwickelt sich erst nach der Funktion) sind die Elefantenzähne also nicht, aber schon ein ziemlich guter Hinweis darauf.
Adrian M. Lister, The role of behaviour in adaptive morphological evolution of African proboscideans, doi:10.1038/nature12275
Kommentare (31)