Gesucht ist also ein großes, häufig vorkommendes und in Herden lebendes Tier, das damals lebte. Und da kommt eigentlich nur eins in Frage, nämlich ein Dicynodont, und zwar einer der Species Dinodontosaurus. Hier ein Skelett
Von Sergio Kaminski – Sergio Kaminski, Gemeinfrei, Link
und hier eine Rekonstruktion, wie so ein Dinodontosaurus etwa ausgesehen hat.
Von Dmitry Bogdanov – Eigenes Werk, CC BY 3.0, Link
Auch wenn Dinodontosaurus vom Aussehen her (und auch dem Namen nach) wie ein Dinosaurier erscheinen mag, ist er keiner. Er gehört zu den Synapsiden und früher hätte man ihn als “säugetierähnliches Reptil” eingestuft, aber diese Bezeichnung ist ein bisschen in Ungnade gefallen (weil der Begriff “Reptil” für die biologische Klassifikation problematisch ist.) Meist spricht man deshalb von “Nicht-Säugetier-Synapsiden” (jedenfalls im Englischen, da heißen die “non-mammalian synapsids” – ich lese solche Sachen fast ausschließlich auf Englisch; die deutsche Wikipedia hilft leider auch nicht weiter und der Text zu den Synapsiden ist zumindest kladistisch gesehen problematisch – die Synapsiden erlebten ihre Blütezeit in Perm und Trias???). Dinodontosaurus und die andere Dicynodonten gehören also eher in unsere Vorfahrenlinie und sind sozusagen entfernte Ur-Ur…-Großonkel und -tanten. Sie konnten auch zimelich groß werden – einige Dicynodonten erreichten Massen von über 3 Tonnen. (Wenn ihr die Serie “Walking with dinosaurs” gesehen habt, dann kennt ihr vielleicht den Placerias aus dem ersten Teil, der gehört auch in diese Gruppe.)
Über die Ernährung der Dicynodonten gab es bisher kein wirklich gesichertes Wissen; man vermutete zwar, dass sie Pflanzenfresser waren, aber sicher war das nicht. Zumindest für Dinodontosaurus und seine Verwandten ist diese Frage damit aber wohl geklärt.
Noch etwas anderes ist an den Dicynodonten sehr bemerkenswert: Sie sehen ja ziemlich plump und unförmig aus und man könnte meinen, dass es sich wohl eher um eine ziemlich erfolglose Seitengruppe handelte. Das ist aber vollkommen falsch. Dicynodonten waren über die ganze Erde verbreitet und haben als eine von sehr wenigen Wirbeltiergruppen das Massensterben am Ende des Perm nahezu schadlos überstanden, während viele andere Arten untergingen. Anscheinend waren sie also robuster und anpassungsfähiger, als man auf den ersten Blick denkt.
Und wie die Funde der Latrinen zeigen, haben sie in Herden gelebt; damit war vermutlich auch ihr Sozialverhalten deutlich komplexer, als man es bei so “primitiven” Tieren vielleicht erwartet. (Wir lernen ja auch jetzt erst, dass auch Eidechsen oder Krokodile ein durchaus kompliziertes Sozialverhalten haben können und nicht bloß dumpfe Reiz-Reaktions-Maschinen sind. – Zum Sozialverhalten bei Eidechsen gibt es vielleicht demnächst noch mehr, ich habe da ein interessantes paper auf dem gigantischen virtuellen Stapel…) Welchen Zweck die Latrinen hatten, ist damit natürlich noch nicht klar, auch wenn es sicher plausibel ist anzunehmen, dass es um den Schutz vor Krankheitserregern geht, so wie bei vielen heutigen Großsäugern auch.
Lucas E. Fiorelli et al.
The oldest known communal latrines provide evidence of gregarism in Triassic megaherbivores
SCIENTIFIC REPORTS | 3 : 3348 | DOI: 10.1038/srep03348
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