kryptodrakon2

Aus Andres et al., s.u.

Wie ihr sehen könnt, ist er nicht so lang wie bei den Pterodactyloiden, aber deutlich länger als bei den urtümlicherren Flugsauriern. Am rechten Ende (dem körpernahen) sieht der Knochen allerdings ähnlich aus wie der des Comodactylus in Teilbild A, am linken (körperfernen) Ende dagegen ähnelt die Knochenform eher der eines echten Pterodactyloiden. Der Mittelhandknochen ist also ein schönes evolutionäres Zwischenstück zwischen den beiden.

Stopft man alle Daten, die man über Kryptodrakon hat, mit den Daten über andere Flugsaurier in einen Computer und lässt den eine Weile rechnen, dann bekommt man ein Kladogramm, also eine Darstellung der Abstammungsverhältnisse. (Das Bild zeige ich hier nicht, weil es sehr sehr viele Details enthält.) Und darin sitzt Kryptodrakon tatsächlich genau ganz unten an der Wurzel des Pterodactyloiden-Stammbaums.

Wie man vorher vermutet hatte, ist die Formation, in der man Kryptodrakon gefunden hat, tatsächlich die eines Binnenlandes, Kryptodrakon lebte also entfernt vom Meer. Die Autoren des papers nehmen das (und ihre Datenmatrix) zum Anlass, die Flügelformen von Pterosauriern ein wenig genauer unter die Lupe zu nehmen. Sie kommen dabei zu dem Schluss, dass es nicht ganz zulässig ist, Flügelformen von Pterosauriern direkt mit denen heutiger Vögel zu vergleichen (wie es zum Beispiel hier gemacht wurde), sondern dass man bei solchen Vergleichen berücksichtigen muss, dass Flugsaurier vom Bauplan her tendenziell immer schmalere Flügel hatten als heutige Vögel. Wie sauber dieses Argument allerdings ist, kann ich nicht beurteilen – denn unabhängig vom Bauplan ist die Aerodynamik auch für Flugsaurier dieselbe. Hier wird es wahrscheinlich noch eine längere wissenschaftliche Debatte geben.

Immerhin haben wir jetzt mit Kryptodrakon aber eine weitere Lücke unserer Kenntnis der Evolution geschlossen.

PS: Zugegeben, im Titel des Artikels müsste es korrekterweise “Pterodactyloide” heißen – aber das schien mir etwas zu unverständlich…

                                

Brian Andres, James Clark, and Xing Xu
The Earliest Pterodactyloid and the Origin of the Group
Current Biology 24, 1011–1016, May 5, 2014

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