Insgesamt erscheint die These auf den ersten Blick interessant, aber wenn ich genauer hinsehe, ist die Idee doch irgendwie lückenhaft – einige Argumente (beispielsweise in Sachen Ernährung) sind nicht wirklich schlüssig, Probleme und Widersprüche (die Nase oder die Stärke der Faust) werden auf nicht so ganz plausible Weise wegdiskutiert und Dinge wie die Proportion der Faust lassen sich auch zwanglos anders verstehen: Die Hand ist als Universalwerkzeug geeignet, und ihre Proportionen erlauben es, eine Faust zu machen. Würden sie das nicht tun, würden wir eben anders kämpfen – daraus zu schließen, dass die Hand wegen des Faustkampfes selektiert wurde, scheint doch etwas arg übertrieben. Insgesamt erinnert mich die Idee ein bisschen an die “Wasseraffen-Theorie“, nach der der Mensch seine Besonderheiten amphibisch gelebt hatte – auch damit lassen sich viele Dinge (aufrechter Gang, nackte Haut, die Form unserer Nase usw.) erklären – trotzdem gilt die These inzwischen als wenig plausibel.
Aber wie gesagt, ich bin kein Experte. Es mag also sein, dass meine Gegenargumente in Wahrheit nichts taugen, dass wir demnächst Fossilien mit klaren Faustkampfspuren finden und ich demnächst (oder vielleicht schon aufgrund kluger Kommentare) diesen ganzen Artikel hier widerrufen muss. Drauf wetten würde ich allerdings nicht…
David R. Carrier and Michael H. Morgan
Protective buttressing of the hominin face
Biol. Rev. (2014), doi: 10.1111/brv.12112
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