Aber selbst wenn es Atome gäbe, dürfte auch die Chemie der Spin-0-Welt uns sehr fremd sein. Wasserstoff ist in unserer Welt ein Tausendsassa, der mit fast allem Verbindungen eingehen kann und der besondere Tricks auf Lager hat, weil ein positives Wasserstoff-Ion nur ein winziges Proton ist. In der Spin-0-Welt ist aber die innere Elektronenschale des Wasserstoff mit einem Elektron bereits voll – Wasserstoff ist also ein Edelgas.
Im Helium haben wir dann ein Elektron auf der innersten und eins auf der zweiten Schale. Damit wäre jetzt Helium ein Metall, denn es fehlen ihm noch 3 weitere Elektronen, um die zweite Schale voll zu machen. (In unserer Welt hat die zweite Schale ja Platz für 8 Elektronen, in der Spin-0-Welt also nur für 4.) Das nächste Element wäre dann Lithium – mit zwei Elektronen auf der zweiten Schale fehlen ihm nur noch zwei, um energetisch günstig angeordnet zu sein. Zwei Lithiumatome würden also (so wie bei uns der Sauerstoff) eine Doppelbindung eingehen und wären damit energetisch zufrieden. Danach kommt Bor – dem fehlt nur noch ein Elektron auf der äußeren Schale, so dass es sich eher wie Fluor verhalten würde; chemisch ziemlich aggressiv, um eine energetisch günstige Konfiguration zu bekommen. Tja, und ein Element wie Kohlenstoff, das bis zu vier Bindungen eingehen kann, suchen wir in unserer Spin-0-Welt vergeblich. Auch Halbleiter dürfte es nicht geben – Stoffe sind entweder Metalle (wenn sie ein Elektron auf der äußersten Schale haben wie Lithium) oder Gase. Zusätzlich wären all diese Atome deutlich größer als in unserer Welt, weil ein Atom, bei dem die äußersten Elektronen auf zum Beispiel der zweiten Schale sitzen, eben weniger Protonen im Kern hat, so dass die Anziehung an den Kern schwächer ist.
Weiter unten im Periodensystem gibt es dann auch entsprechend weniger Nebengruppenelemente (das sind die, bei denen energetisch ungünstige innere Elektronenschalen aufgefüllt wären). Vermutlich würden sich hier einige Bindungsverhältnisse verschieben (weil Effekte wie die Wechselwirkung zwischen dem Elektronenspin und dem magnetischen Moment des Atomkerns verschwinden) – welche Effekte das hätte sehe ich aber gerade nicht.
Ach so – Magnetismus. Den üblichen Ferromagnetismus (also Materialien wie Eisen, das magnetisierbar ist) gibt es in unserer Spin-0-Welt nicht, denn der Effekt kommt allein dadurch zu Stande, dass im Eisen mehr Elektronen den einen Spin als den anderen haben. Andere magnetische Effekte kann es immerhin noch geben, weil Elektronen auf Bahnen um den Atomkern einen Bahndrehimpuls haben, der auch magnetische Effekte hervorruft.
Die Spin-0-Welt ist vielleicht etwas dichter an unserer Welt dran als die bosonische Welt – immerhin gibt es in ihr Atome (falls sie denn entstehen können) und eine rudimentäre Chemie. Leben wie wir es kennen, wäre aber sicherlich nicht möglich und die Spin-0-Welt wäre schon ziemlich fremdartig (und vermutlich auch ziemlich langweilig).
Auch wenn Dinge wie das Pauli-Prinzip und der Spin von Teilchen also sehr abstrakte Konzepte der theoretischen Physik sind – ohne sie gäbe es uns nicht.
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