Auch den zweiten Plot muss man zumindest mit Vorsicht genießen – dort ist ja die spezifische Festigkeit aufgetragen. Wie wir oben gesehen haben, ist dies aber in vielen Fällen (nämlich wenn es um Biegung geht) nicht die entscheidende Größe – da ist es die Wurzel aus der Festigkeit, geteilt durch die Dichte. Hätte man die aufgetragen sähe das Ganze schon etwas schlechter aus.
Und dann gibt es noch ein drittes Problem: Hier haben wir also eine hochfeste Legierung mit vielen Ausscheidungsteilchen drin, von denen einige plattenförmig sind. Diese Teilchen sind spröde. Das wirft die Frage auf, wie sich das Material unter Ermüdung verhält – also unter wiederholter Belastung, wie sie in nahezu allen Anwendungen vorkommt. Dort sind solche Ausscheidungen nämlich oft kritisch, weil sich an ihnen kleine Risse bilden, die dann immer weiter wachsen können. Dass man eine solche neue Legierung in nature vorstellen kann, ohne dass das Wort Ermüdung im Artikel auch nur auftaucht, finde ich schon überraschend. (Und soo aufwändig sind Ermüdungsversuche nun auch nicht.)
Trotz dieser kleinen Einwände ist die Idee eines Leichtbau-Stahls aber sicher attraktiv und wird vermutlich zu weiteren Legierungsentwicklungen führen. Vielleicht wird das Material ja irgendwann tatsächlich eingesetzt, und die Fahrradrahmen werden wieder dünner…
Brittle intermetallic compound makes ultrastrong low-density steel with large ductility
Sang-Heon Kim,Hansoo Kim& Nack J. Kim,
Nature 518, 77–79
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