(Hinweis: Man kann sich hier fragen, warum die Wechselwirkung mit der Wand nicht schon im Zeitentwicklungoperator mit drin ist. Das ist eine Frage der Bequemlichkeit – man könnte das tun, dann ändert sich der Zeitentwicklungoperator entsprechend. Oft ist es aber nützlich, die “ungestörte” Zeitentwicklung und den Einfluss von zum Beispiel einer Wand (oder einer Messung oder sonst etwas) zu trennen.)
So weit, so gut. Man kann die Gleichungen aber auch etwas anders anschauen. Dazu nehmen wir erstmal die Gleichung von oben für den Erwartungswert:
Jetzt bauen wir in die Gleichung die Tatsache ein, dass sich der Zustand zur Zeit t ja aus dem zur Zeit Null entwickelt hat, wir setzen also den Zeitentwicklungsoperator ein:
Links muss man dabei auch den Operator “konjugieren”, dafür steht das kleine Kreuz oben rechts. (Ich spare mir, die Details zu erklären – wenn ihr ne QM-Vorlesung besucht habt, kennt ihr die, wenn nicht, braucht ihr sie auch nicht zu kennen, um das, was gleich kommt, zu verstehen.)
Als nächstes bastle ich in die Gleichung oben eine Klammer ein:
Oben hatte ich ja gesagt, dass A nicht von der Zeit abhängt. Wir können jetzt aber in dieser Formel die Zeitabhängigkeit vom Zustand auf die Messgröße abwälzen und schreiben.
Dann sieht unsere Formel für den Erwartungswert so aus:
Mathematisch ist das erst mal kein Problem, wie ihr seht, es ist lediglich eine andere Schreibweise. Diese Schreibweise ist gerade das sogenannte “Heisenberg-Bild”.
Wir können dasselbe auch mit unserem Wandoperator machen und definieren und diesen Operator dann auf loslassen:
Dabei habe ich die Gleichungen von oben eingesetzt – U entwickelt den Zustand von der Zeit Null nach t, dann wirkt W drauf und macht aus dem einen Zustand den anderen. Für den Zustand nach Anwendung von W kommt jetzt nicht heraus, sondern es steht noch ein davor. Was bedeutet das?
Um das herauszubekommen, muss man sich angucken, wie der Zeitentwicklungsoperator mathematisch funktioniert. (Zum Beispiel auf der entsprechenden Wiki-Seite, wo ihr die meisten der Formeln hier wiederfinden könnt.) Dann sieht man, dass , angewandt auf einen Zustand zur Zeit t, zurückrechnet auf den entsprechenden Zustand zur Zeit 0. Es ist also
Also: Wenn das rechts von einem konjugierten Zustand steht, dann transportiert es diesen Zustand in der Zeit vorwärts, wenn es aber links von einem Zustand zur Zeit t steht, dann rechnet es den Zustand zurück.
Damit sehen wir jetzt, was nach Anwendung des Wandoperators im Heisenbergbild insgesamt passiert:
Im Heisenbergbild ist es also so, dass man alle Zeitabhängigkeit auf die Operatoren abwälzt – die Zustände selbst haben keine Zeitabhängigkeit. In vielen Büchern wird das sogar so formuliert, dass gesagt wird “Der Zustand im Heisenbergbild ist eingefroren”.
Und genau das ist der Punkt, mit dem ich immer meine Probleme hatte – ich sehe zwar mathematisch leicht ein, wie das Heisenbergbild funktioniert, aber wenn ich ein Elektron betrachte, dass zur Zeit Null in einem Zustand ist, ist es dann wirklich sinnvoll zusagen, dass sich der Zustand nicht ändert? Wenn es zum Beispiel bei t=0 bei Alpha Centauri lokalisiert war und jetzt hier auf der Erde ist, ergibt es dann Sinn zusagen, dass der Zustand des Elektrons immer noch bei Alpha Centauri eingefroren ist? Ist das nicht eine seltsame Verwendung des Begriffs “Zustand”? Mit dieser Art der Formulierung konnte ich nie etwas anfangen und hatte deswegen immer Probleme, mir das Heisenberg-Bild anschaulich zu machen.
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