*Falls ihr meinen Blog sonst nicht lest und nur wegen der Rezension hier gelandet seid: Ich verwende durchweg weibliche Formen, ungeachtet vom Geschlecht der Beteiligten. Warum, erkläre ich hier, wer darüber diskutieren will, tut das bitte auch dort.
Wer einen Roman lesen will, nach dem man das Gefühl hat, wirklich auf dem Mars gewesen zu sein, wird also vermutlich (so wie ich) von diesem Buch enttäuscht sein – zur Abhilfe empfehle ich Kim Stanley Robinsons Mars-Trilogie, dort hat man wirklich das Gefühl, die Autorin hätte Jahre auf dem Mars verbracht.
The Three-Body-Problem
Das Buch “The Three-Body-Problem” hat ja Florian schon besprochen. Anders als Florian fand ich die Geschichte allerdings nicht wirklich toll – sie hatte viele gute Ideen, die aber alle für mich nicht so ganz zusammenpassten. Ja, die Handlung ist ohne Frage extrem originell, aber für mich weist sie einfach zu viele Probleme und Inkonsistenzen auf.
Anders als Florian habe ich auch keine Skrupel, hier böse Spoiler zu verbreiten – sonst kann ich nicht wirklich klarmachen, wo mein Problem steckt. Ein Haupthandlungsstrang des Buches beschäftigt sich mit einer Nanophysikerin namens Wang. Wang wird in eine mysteriöse Geschichte hineingezogen. Zum einen erfährt sie vom Tod vieler Wissenschaftlerinnen in der letzten Zeit, die alle durch Selbstmord gestorben sind, weil “die Wissenschaft zu Ende ist”. Zum anderen erlebt sie seltsame Phänomene: Auf Fotos, die sie macht, sind Zahlen zu sehen, die in einem Countdown rückwärts gezählt werden, dann sieht sie diese Zahlen ständig vor ihrem Auge und schließlich sogar (dank technischer Unterstützung) für eine ihr vorher angekündigte Zeit in der kosmischen Hintergrundstrahlung. (Vielleicht habe ich etwas überlesen – aber wann fing der Countdown eigentlich wieder an? Wang hörte ja auf, ihn zu sehen, als sie ihre Nano-Experimente stoppte, aber später taucht der Countdown dann wieder auf. Oder hatte nur Wang den Countdown nicht mehr zu sehen bekommen, er lief aber weiter? Wurde das irgendwo erklärt?)
Gleichzeitig erfährt Wang, dass bei modernsten Beschleunigerexperimenten bei höchsten Energien widersprüchliche und sinnlose Ergebnisse herauskommen – die grundlegende Physik selbst scheint plötzlich nicht mehr stabil, sondern vollkommen erratisch zu sein. Möglicherweise sind die Gesetze der Physik doch von Ort und Zeit abhängig? Was für eine coole Idee – ein SF-Roman, der die gesamte Physik auf den Kopf stellt? Obwohl natürlich die Tatsache, dass die sonstige Technik weiter funktioniert, zeigt, dass sich auf anderer Skala die Physik ganz vernünftig benimmt. Aber vielleicht ist die Idee ja ähnlich wie bei der Quantenmechanik, wo plötzlich der inhärente Zufall in die Welt einzog, und auf höheren Energieskalen bekommt die Welt noch einmal einen völlig neuen Charakter. Das wäre schon ziemlich cool.
Dass so etwas Grundlegendes hinter dem Ganzen stand, war meine Hoffnung, hohe Erwartungen wurden geweckt. Am Ende stellt sich dann heraus, dass all diese Phänomene von Aliens hingetrickst wurden. Das fand ich schon sehr enttäuschend – man erwartet, dass die Grundfesten des Alls erschüttert werden und man mit Phänomenen konfrontiert wird, die das ganze Universum erfassen, stattdessen handelt es sich um eine Invasion von nebenan aus Alpha Centauri. Ungefähr so, als würde sich die drohend herannahende Zwergenarmee aus den Finsterbergen als Laster voller Gartenzwerge entpuppen.
In Wahrheit wollen nämlich die Aliens von Alpha Centauri die menschliche Technik und Wissenschaft bremsen, damit sie die Erde überfallen können (ihre Flotte ist ein paar Jahrhunderte unterwegs). Um das zu erreichen, haben sie Protonen zu Supercomputern umgebaut, indem sie ihre 11-dimensionale Struktur “auseinandergefaltet” und dann mit einem “Prozessor” versehen haben. Als Idee etwas abstrus – aber wie gesagt, habe ich nicht per se ein Problem mit solchen abstrusen Ideen. (Auch wenn es mich nervt, dass mal wieder Quantenverschränkung verwendet wird, um überlichtschnell zu kommunizieren – nein, das geht wirklich nicht.)
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