Warum es Unsinn ist, merkt man, wenn man sich ein Queue (Das Bild zeigt Pool-Queues) mal anschaut. Die Spitze sieht so aus:
By SMcCandlish – Own work, CC BY-SA 3.0, Link
Mit so einer Spitze könnt ihr die Weiße nicht auf einen Zehntel oder Hunderstel Millimeter genau treffen, dafür ist sie zu groß (etwa 9-10 Millimeter). beim Stoß verformt sich die Spitze elastisch, so dass sie eine größere Kontaktfläche mit dem Ball hat. Dass der Ball trotzdem in die richtige Richtung rollt, liegt daran, dass die Richtung beim Stoß durch die Richtung des Queues vorgegeben ist – so wie sich das Queue bewegt, so bewegt sich auch der Ball. Wer schon mal Billard gespielt hat weiß, dass der Ball auch dann in die Stoßrichtung rollt, wenn man ihn nicht genau mittig, sondern etwas seitlich anspielt – es gibt eine leicht gekrümmte Bahn, sobald der Drall, den man dem Ball mitgegeben hat, greift, und nach dem Kontakt mit dem anzuspielenden Ball oder der Bande dreht die Kugel auf seltsame Weise ab, die Richtung stimmt aber schon.
Die Präzision braucht man also bei der Führung des Queues – das Queue muss die Weiße genau in die richtige Richtung losschicken, ob dabei ein leichter Drall dabei ist, ist nicht ganz so entscheidend (aber schon wichtig, falls man mal gut werden will und nicht wie ich nur in der “Weiß, wie ein Queue aussieht”-Klasse spielen will). Das ist auch der Grund, warum man beim Stoß selbst auf den Objektball, den man lochen will, gucken soll, nicht auf die Weiße – denn diese Richtung ist die entscheidende.
Die Präzision ist also die des Queues am Ende – und da ein Queue etwa 1,47Meter lang ist und man die Spitze so etwa 20-30Zentimeter vor der Handauflage (“Bockhand”) hat, machen sich hier leichte Abweichungen am hinteren Ende nicht ganz so bemerkbar – Hauptsache, man bewegt die Queuespitze in die richtige Richtung. Wenn wir einen Meter vom Objektball entfernt sind und den auf einen Millimeter genau treffen wollen, ist das eine Genauigkeit von 0,1%, das entspricht einer Winkelabweichung von weniger als einem Zehntel Grad. Kein Wunder, dass immer gepredigt wird, dass man den Arm gerade halten soll.
Das ist schon ziemlich wenig, aber durchaus vergleichbar mit der Präzision, die man in anderen Sportarten braucht – bei Wikipedia habe ich gerade gelernt, dass man beim Pistolenschießen auf eine Scheibe schießt, deren Zehnerring einen Durchmesser von 10 Millimeter bei 50 Meter Distanz hat, die Genauigkeit ist hier also 0.02%, wenn man die Zehn trifft.
Die Sache verkompliziert sich übrigens noch etwas weiter, wenn man den Objektball unter einem Winkel spielen muss – zum einen ist es dann ja auch noch notwendig, den anzuspielenden Punkt exakt zu bestimmen, zum anderen werden die zulässigen Abweichungen noch etwas kleiner. Und dann will man in einer realen Partie ja auch noch die Weiße so positionieren, dass man eine Fortsetzung für den nächsten Stoß hat – das erfordert dann den richtigen Drall oder Effet und das genau dosierte Tempo. (Und bei den Profis kommen dann noch andere Dinge hinzu: In “Successful Snooker” macht sich Steve Davis auch Gedanken dazu, wie die Richtung, in der das Tuch gewebt ist, den Stoß beeinflusst, aber darum habe zumindest ich mich bisher nicht gekümmert.)
So oder so – Snooker ist tatsächlich ein Präzisionssport, so viel steht fest.
PS: Ein Wort zur Warnung: Ich habe hier alles ziemlich schnell runtergeschrieben und übernehme keine Garantie, dass ich mich nicht irgendwo verrechnet habe. Die Größenordnungen sollten passen, zumal sie auch mit dem oben verlinkten Buch etwa übereinstimmen.
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