Mit diesem Aufbau kann man jetzt ein ansonsten einigermaßen handelsübliches Verschränkungsexperiment steuern und prüfen, ob die Vorhersagen der Quantenmechanik sich erfüllen. Es wird euch nicht überraschen, dass sie das tun, ansonsten hättet ihr das vermutlich in den Nachrichten zu hören bekommen, denn alles andere wäre vermutlich die größe wissenschaftliche Sensation seit knapp 100 Jahren.
Wenn man also trotzdem noch annehmen will, dass der Zustand der Photonen, die bei S ausgesandt werden, irgendwie passend zu den Einstellungen der Detektoren determiniert war, dann müssten sich die beiden Quasare irgendwie “abgesprochen” haben, als sie ihr Licht ausgesandt haben. Der nähere der beiden Quasare hat sein Licht vor 7,78 Mrd. Jahren ausgesandt, der entferntere vor 12,21 Mrd. Jahren. Das Universum hätte damit also bereits vor knapp 8 Milliarden Jahren die Photonen der beiden Quasare passend so korrelieren müssen, dass wir heute die richtigen Quanteneffekte messen.
Fairerweise muss man zugeben, dass es einen philosophischen oder metaphysischen Ausweg gibt, der auch durch dieses Experiment nicht ausgeräumt werden kann: Betrachtet man die Zeit als Illusion und das Universum im Bild des Blockuniversums, dann ist das Universum schlicht ein vierdimensionales Raumzeit-Gebilde, in dem das Vergehen der Zeit eine Illusion ist. In so einem Universum wären alle Ereignisse vollständig determiniert und damit wäre es auch möglich, dass alle Quantenverschränkungen immer passend zu den jeweiligen Messungen entstehen. (Als einfaches Modell könnt ihr euch vorstellen, das Universum wäre ein Buch und ihr wärt die Autorin – natürlich wäre es für euch kein Problem, alle Elemente der Handlung so zu steuern, wie ihr es braucht, ohne dass innerhalb des Buches Widersprüche entstehen.) Dieser Ausweg macht aber natürlich auch ziemlich spezielle Annahmen und ist auch nicht mehr wirklich physikalisch, denn das Bild des Blockuniversums macht ja keine anderen physikalischen Aussagen als andere Ideen. (In gewisser Weise ist das Blockuniversum natürlich auch nicht-lokal, weil ja sozusagen alles “auf einmal” stattfindet.)
Auf jeden Fall zeigt die Quantenmechanik wieder einmal, dass sie einerseits ziemlich seltsam ist und andererseits unsere Welt anscheinend extrem gut beschreibt.
Cosmic Bell Test Using Random Measurement Settings from High-Redshift Quasars
Dominik Rauch et al., Phys. Rev. Lett. 121, 080403 (open access)
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