Gestern berichtet der britische Guardian vom Verbot einer Werbung für Shampoo. In dieser TV Werbung sieht man leicht bekleidete Damen
die für schöneres Haar beten. Unter anderem beanstandet wurde die Benutzung des Satzes ‘Dein Wille geschehe’ und der Slogan ‘Eine neue Religion fürs Haar’ (1) (den die Firma schon seit sieben Jahren zu benutzen scheint). Die Werbung wurde nach Protesten aus christlichen Kreisen verboten. Man fühlt sich an die Geschichte mit der Linie ‘Gut ausssehen für Jesus’ erinnert, die vor ein paar Wochen durch die Medien geisterte. Die Produkte verschwanden in Singapur aus den Regalen wegen Protesten von religiöser Seite.
Dazu eine Bemerkung und eine These.
Zuerst die Bemerkung: Warum wird von religiöser Seite der Anspruch erhoben, ästhetisch nicht beleidigt zu werden? Ich finde die Werbung tendenziell eher sexistisch. Ausserdem findet man auf der Website des Herstellers eine Seite die unter ‘Enlightement’ läuft (‘Aufklärung’). Warum darf denn hier diese mir so wichtige Epoche für Kosmetikwerbung missbraucht werden? Oder vielleicht verletzt das Verbot einer Werbung aus Rücksicht auf eine religiöse Gruppe meine Gefühle. Wenn es mir wichtig genug ist, schreibe ich dagegen an, poltere und protestiere. Ich käme hingegen nie auf die Idee ein Verbot zu fordern.
Jetzt zu meiner These: Ich glaube es gibt einen Grund warum das Religionsmotiv für Schönheitsprodukte als Werbebotschaft spezifisch interessant ist (abgesehen vom Skandal, der Produktunabhängig ist). Ich vermute das hängt mit dem über lange Zeit von der Religion gepflegte Konzept der Reinheit zusammen. Dieses Bild, welches oft mit ‘Weiblichkeit’ in Verbindung steht, ist tief in unserer Kultur verwurzelt und wird deshalb bewusst zur Manipulation benutzt. Es kommt bestimmt nicht von ungefähr, dass beispielsweise das Entführungsopfer Natascha Kampusch bei ihrem ersten Auftritt ein Kopftuch trug (mit dem berühmten Bild in der Madonna Pose zu sehen links). Diese These wird auch von ihrem damaligen Medienberater bestätigt.
Wird nun Reinheit mit Erotik vermischt wird das als Tabubruch wahrgenommen. Das darf nicht zusammengehen, weil es antithetisch zum Konzept dieser Unbeflecktheit steht. Es geht also eigentlich nicht um Religion, sondern um deren sexualfeindlicher Haltung.
(1) Wieder diese Verbindung zwischen Religion und Haar. Ich muss mich wirklich mal an einen Eintrag zu diesem Thema machen.
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