Soeben habe ich auf The Monkey Cage gelesen, dass Charles Tilly vorgestern gestorben ist.

Sein Tod scheint (vorläufig zumindst) nur ein geringes Echo im Netz ausgelöst zu haben. Erstaunlich bei der Bedeutung seines Werkes (1).

Tillys Werk ist schwer einzuordnen. In den Politikwissenschaften darf man auch immer wieder Tilly lesen, aber sein Werk lässt sich nicht so einfach schubladisieren. Soziologie, politische Soziologie, ein kräftiger Schuss Geschichte, vergleichende Politikwissenschaften und anderes sind Etiketten die seine Arbeit beschreiben und eben auch nicht.

Einer seiner berühmtesten Artikel (der auch in den Politikwissenschaften zum Standardrepertoire gehört) Warmaking and Statemaking as Organised Crime in dem er aufzuzeigen versuchte, wie sich die modernen Nationalstaaten entwickelt haben. Er zieht eine Parallele zu Schutzgelderpressung und argumentiert, das eine treibende Kraft hinter der Staatenbildung Rüstungsfinanzierung war.

Was ich persönlich an Tillys Arbeiten schätze sind nicht nur die interessanten Denkanstösse und die ‘grosse’ Perspektive, sondern dass sie dazu ansprechenden geschrieben waren und es ein Vergnügen ist sie zu lesen.

Hier ein kurzer Nachruf zu seinem Tod be Crooked Timber und das offizielle Statement des Präsidenten der Columbia University.

Nachtrag (11.54): Hier noch ein Video von einem Interview mit ihm. Es kann auch hier in höherer Auflösung runtergeladen werden (via UnderstandingSociety).

(1) Weder eine Google News Suche hat zum Zeitpunkt meiner Recherche etwas ergeben noch gibt es einen Wikipedia Eintrag zu Charles Tilly auf Deutsch (und der Englische ist sehr kurz).