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Die französischsprachige Schweizer Wochenzeitschrift L’Hebdo titelte letzte Woche: “Die Chinesen kaufen Afrika – Die neuen Kolonisten” Das Titelblatt zeigt in kolonialer Ikonographie einen geschäftigen Asiaten am Telefon während ihm ein Schwarzer in Uniform einen Schirm über den Kopf hält.

Ich gestehe, ich habe den Artikel nicht gelesen, es geht mir hier um die Symbolik des Bildes, die, so vermute ich, hier durchaus ein Grundgefühl anspricht. Es ist jedoch eine typische auf den Westen zentrierte Sicht. Sie suggeriert, dass die Chinesen nun dort einsteigen, wo der Westen spätestens in den sechziger Jahren eine ‘höhere’ moralische Stufe erreicht hat (1).

Es ist durchaus korrekt, dass die Chinesen im Moment massiv auf dem afrikanischen Kontinent investieren. Es stimmt wohl auch, dass ein Teil davon durch Rohstoffhunger motiviert ist. Mit Kolonialismus hat das aber nichts zu tun. In diesem Zusammenhang dieses Wort zu gebrauchen riecht nach Diffamierung. Der afrikanische Markt war schlicht in den letzten Jahrzenten nicht sehr interessant für viele westliche Firmen (oder wurde als nicht sehr interessant wahrgenommen) (2). Wenn westliche Firmen die Geschäftschancen nicht nutzen, kann man das nicht den Chinesen zum Vorwurf machen.

Zu den privaten Investitionen kommt zusätzlich ständig mehr Geld für Entwicklungshilfe aus China. Das Geld der Chinesen ist in den meisten Ländern Afrikas gerne gesehen. Die Chinesen stellen nämlich nicht so viele oder gar keine Bedingungen zur Vergabe von Hilfsgeldern und machen kaum Vorschriften wie diese eingesetzt werden sollen. Die Industriestaaten haben eine lange Tradition Bedingungen an solche Gelder zu knüpfen. Teils sind diese bestimmt gut gemeint, Teils aber auch an knallharte Wirtschaftsinteressen geknüpft oder politischem Klientalismus verpflichtet. Die Chinesen als ‘neue Konlonialherren’ zu betiteln ist in diesem Zusammenhang also unfair. Eines der Modewörter in der Entwicklungshilfe ist schliesslich die durch die Nachfrage angetriebene Hilfe (‘Demand driven’). Genau das liefern nun die Chinesen. Wer immer dieses Konzept in die Welt gesetzt hat, dachte vielleicht doch weniger an die Bedürfnisse der Empfänger und mehr an die der reichen Länder.

(1) Was so natürlich auch nicht stimmt. Kolonialismus ist aber häufig in der Wahrnehmung ein Übel, welches der Westen aus Einsicht hinter sich gelassen hat.
(2) Solches Interesse ist auch sehr volatil. Mit steigenden Rohstoffpreisen ändert es sich bestimmt. Es gibt auch spezifische Produkte die interessant sind oder waren (Beispiele die ich kenne sind Bier oder Mobiltelefonie)

Kommentare (4)

  1. #1 Soziobloge
    Mai 19, 2008

    Wie ich von einem Senegalesen erfahren habe, bauen die Chinesen vor allem. Also die fragen praktisch dann nach was die brauchen und das wird dann von denen gebaut. Klar, dass man dann lieber zu denen geht, als wenn man vorgeschrieben bekommt was für einen am “besten” ist.

  2. #2 David Marjanović
    Mai 19, 2008

    Ich gestehe[,] ich habe den Artikel nicht gelesen

    Euh… lis-le, quoi ! 😐

  3. #3 ali
    Mai 19, 2008

    Euh… lis-le, quoi ! 😐

    Pourquoi? J’ai voulu discuter l’iconographie de la première page. Je ne dis rien sur l’article. J’ai assez d’autres choses à lire et le petit film sur le site de l’Hebdo ne m’a pas donné envie de le lire. Si tu me dis que ça vaut la peine (mais après lecture), je le lirai.

    Grüsse nach Paris 😉

    P.S. Danke für das verlorene Komma.

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