Ein weiteres Beispiel für die Terrorismus Paranoia die überall grassiert. Dieses mal wurde ein junger Forscher Opfer, weil er zum Thema Terrorismus für seine Masterarbeit recherchierte.

Der Guardian berichtete vor ein paar Tagen über diesen Fall (via). Der aus Algerien stammende Student recherchiert zu terroristischer Taktik und lud sich Dateien aus dem Internet runter, die den Behörden als verdächtig gelten.

A spokesman for Nottingham University said it had a duty to inform police of “material of this nature”. The spokesman said it was “not legitimate research material”, but later amended that view, saying: “If you’re an academic or a registered student then you have very good cause to access whatever material your scholarship requires. But there is an expectation that you will act sensibly within current UK law and wouldn’t send it on to any Tom, Dick or Harry.”

Also, liebe Kollegen. Erstens nehmt zur Kenntnis, dass der Staat euch von nun an vorschreibt, was legitimes Forschungsmaterial ist und was nicht. Zweitens, bittet die Polizei höflichst darum, dass ihr eure Kollegen bespitzelt und verdächtiges sofort meldet. Drittens, vergesst nicht die Polizei über eure Forschungsarbeit zu informieren.

Es kommt noch besser:

Despite his Nottingham University supervisors insisting the materials were directly relevant to his research, Rizwaan Sabir, 22, was held for nearly a week under the Terrorism Act, accused of downloading the materials for illegal use. The student had obtained a copy of the al-Qaida training manual from a US government website for his research into terrorist tactics.

Er hat sich das Material nicht von irgend einer dubiosen Al-Kaida Seite runtergeladen sondern von einer Website der US Regierung!

Der Student Sachbearbeiter der für den Studenten das Dokument ausgedruckt hat, riskiert nun eine Deportation nach Algerien wegen mit dem Fall nicht in Verbindung stehender Verletzung von Immigrationsgesetzen (wird zumindest behauptet). (Korrigiert 14:27, Dank an Andreas)

Wie soll so geforscht werden, wenn man nie sicher sein kann, ob das entsprechende Material von der Regierung als legitim abgesegnet ist oder nicht. Freie Forschung und akademische Freiheit sind so eingeschränkt. Auch wenn einige Details des Falls auf der Basis des Artikels zugegebenermassen noch unklar sind (warum genau er nach Algerien deportiert werden soll, an wenn er die Dokument weitergeleitet hat etc.) bleibt als Fakt bestehen, wenn ich zum aktuellen Thema ‘Terrorismus’ forsche, riskiere ich in Grossbritannien aufgrund meines Quellenmaterials verhaftet zu werden (1).

(1) Ich vermute, dass mein Name nicht hilfreich wäre.

Kommentare (2)

  1. #1 Andreas Kyriacou
    Mai 29, 2008

    Der Fall ist ja noch absurder. Derjenige, der nun deportiert werden soll, ist ein Sachbearbeiter, der von diesem Studenten lediglich gebeten wurde, das 1500-seitige Dokument auszudrucken:

    Sabir was arrested on May 14 after the document was found by a university staff member on an administrator’s computer. The administrator, Hisham Yezza, an acquaintance of Sabir, had been asked by the student to print the 1,500-page document because Sabir could not afford the printing fees. The pair were arrested under the Terrorism Act, Sabir’s family home was searched and their computer and mobile phones seized. They were released uncharged six days later but Yezza, who is Algerian, was immediately rearrested on unrelated immigration charges and now faces deportation.

    Vielleicht ist der wahre Grund für die Reaktion der Uni aber ein ganz anderer:

    It should also be noted that both of the people arrested are prominent in activist circles at the university and have been involved in peaceful protest action and publication in the past. It is widely viewed that these arrests were an attempt, instigated very deliberately by the university, to intimidate student activists.