Genf ist zurzeit nicht nur der kälteste Ort im Universum (das CERN ist dabei den LHC anzuwerfen). Auch politisch ist einiges los. Vor allem zwei Ereignisse rücken Genf ins Scheinwerferlicht der Weltmedien.

Zuerst einmal haben sich die Amerikaner zum ersten Mal seit langem einen Spitzendiplomaten direkt mit den Iranern sprechen lassen. Das mag nach einem kleinen Schritt klingen, insbesondere da natürlich nichts substantielles erreicht wurde (das hat wohl auch niemand erwartet), ist aber in Anbetracht der (zumindest offiziell) totalen Gesprächsverweigerung schon viel. Wirkliche Verhandlungen können nur stattfinden, wenn auch gesprochen wird.

Bestimmt viel geredet wird am Ministertreffen in der Welthandelsorganisation, welches die Doha Runde nach sieben Jahren nun endlich in Richtung Verhandlungsabschluss bringen sollte und heute beginnt. Pascal Lamy (der frühere EU Handelskommissar und jetzt Direktor der WTO) pokert hoch mit dem Treffen und scheint (fast) alles auf eine Karte zu setzen. Vielleicht schaffen die hohen Nahrungsmittelpreise genug Druck auf die Regierungsvertreter um einen Abbau von Landwirtschaftssubventionen (einer zentralen Punkte) rechtfertigen zu können. Falls doch nicht, wäre es nicht das erste Desaster dieser Verhandlungsrunde (man erinnert sich an Seattle und Cancun). Ausserdem die Uruguay Runde dauerte am Schluss auch 8 Jahre und dies mit um einiges weniger an Mitgliedern.

In Genf auf jeden Fall freut man sich. Seit dem Ende des kalten Krieges ist sehr viel der Diplomatie die hier stattfindet ‘low key’ und häufig eher technisch. Trotzdem ist und bleibt Genf ein Zentrum der multilateralen Weltpolitik. Jetzt ist es auch noch der kälteste Ort im Universum.