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Wieder sind Kämpfe ausgebrochen in der Demokratischen Republik Kongo. Tausende von Menschen sind auf der Flucht. Die Abhärtung gegen solche News vom afrikanischen Kontinent ist beträchtlich. Das Ausmass der Not muss inzwischen riesig sein, damit Ereignisse in der Region überhaupt zur Kenntnis genommen werden. Der Konflikt rund um den Kongo, schon als ‘Afrikas Weltkrieg’ bezeichnet, wurde 2003 offiziell zumindest auf dem Papier beendet. Ein Kurzüberblick um die News einordnen zu können.

Die DR Kongo ist mit über 2,3 Millionen km2 Fläche und mit über 60 Millionen Einwohner aber kaum vorhandener Infrastruktur, ein extrem schwierig zu kontrollierendes Gebiet.1 Das Land grenzt an mehrere Länder mit eigenen Stabilitätsproblemen, die ebenfalls nicht von dem Konflikt zu trennen sind (zum Vergrössern auf Karte klicken).

Im Jahre 1994 flohen nach dem Genozid an den Tutsis viele der Mörder (vor allem Hutus und Mitglieder der Armee) von Osten her in den Kongo (siehe Karte). Viele von ihnen sind nach wie vor im Osten des Landes und militärisch organisiert.

Im Jahre 1997 wurde Mobutu dann von Tutsi-Rebellen und angeschlossenen Rebellengruppen gestürzt. Das Land das Zaire hiess wurde zur Demokratischen Republik Kongo.

1998 versuchten Rebellen, die von Rwanda und Uganda unterstützt wurden, wiederum Kabila zu stürzen. Dieser erhielt Unterstützung aus Angola, Simbabwe, Tschad und dem Sudan. 1999 wurde das Waffenstillstandsabkommen von Lusaka unterschrieben und 2003 ein Friedensabkommen.

Im verlauf der letzten Jahre hat sich eine kongolesische Tutsi-Miliz unter dem General Nkunda im Osten des Landes formiert und es flammten immer wieder Kämpfe auf. Nkunda behauptet Tutsi vor Hutu-Rebellen aus Rwanda zu beschützen. Es ist jedoch undurchsichtig was der genaue Grund ist für das erneute Ausbrechen von Kämpfen, da die Situation extrem komplex und verfahren ist. Es tummeln sich zu viele Akteure mit eigener politischer und ökonomischer Agenda (der Kongo ist reich an Rohstoffen) auf der politischen Bühne um sich leicht einen Überblick zu verschaffen.

Die ethnische Unterscheidung von Hutu und Tutsi und die Spannungen zwischen den Gruppen sollte nicht als ‘Erklärung’ verstanden werden. In der Kolonialzeit handelte es sich um soziale Schichten (vor allem Nomaden und Sesshafte) die von den Kolonialherren auf der Basis der damals modischen Rassenlehre zu politischen Zwecken ‘ethnisiert’ wurden. So regierte die Tutsi Minderheit über die Hutu Mehrheit in Rwanda. Dieses ‘Regieren durch Teilen’ scheint äusserst erfolgreich gewesen zu sein, denn diese ‘Ethnien’ werden nach wie vor zur politischen Mobilisierung benutzt. Diese ‘ethnischen’ Konflikte wären im Grunde also eher als ‘politisch’ zu bezeichnen.

Es gibt jetzt wegen der im Osten ausgebrochenen Kämpfen geschätzte 250’000 Vertriebene. Dies in einer Region die schon unter einer riesigen Zahl an Flüchtlingen und Intern Vertriebenen leidet.2

1 CIA World Factbook
2Die meisten Flüchtlinge und Vertriebenen befinden sich sowieso in Entwicklungsländern. Die Zahlen sind indirekt proportional zum Geschrei das um die angeblichen ‘Probleme’ bei uns gemacht wird. Der Süden hat ein Migrationsproblem, nicht der Norden.

Kommentare (7)

  1. #1 Ingo
    Oktober 31, 2008

    Durch das Buch “Handschlag mit dem Teufel” von Romeo Dalaire, dem General, der die UNO-Truppen 1993 und 1994 dort führte, habe ich viel von dem “Innenleben” dieses Konfliktes lernen können – und auch über das Ungereimte an vielen UN-Friedensmissionen.

  2. #3 Ludmila
    November 1, 2008

    Das Ungereimte an diese Friedensmissionen ist aber auch, dass man den Leuten verkaufen muss, warum die eigenen Soldaten in einem fremden Land, dass die einheimische Bevölkerung mit Verlaub gar nicht interessiert, töten und sterben sollen. Denn darauf läuft es hinauf, wenn man wirklich wirkungsvoll intervenieren will.

    Ganz abgesehen davon, dass sie Soldaten meist zahlenmäßig und auch waffentechnisch überlegen sind. Mit einem Maschinengewehr sich gegen einen wütenden Mob aus hunderten mit Macheten zur Wehr zu setzen. Mach das mal! Wenn die sich kaum selbst schützen können, dann können sie auch keine anderen schützen.

    Ein Gutteil dieser Friedenstruppen stammt übrigens aus anderen afrikanischen Ländern und nicht aus den USA oder Europa. Die halten ihren Kopf eher in Afghanistan und Irak hin. Und wozu das führt, sehen wir.

    Es reicht einfach nicht, ein paar Soldaten ins Land zu schicken, wenn man keinen Marshall-Plan im Gepäck hat.

  3. #4 ali
    November 2, 2008

    @Ludmila

    Ich glaube man sollte unterscheiden zwischen peace-keeping und peace-enforcing. Ersteres wird schon lange von der UNO (und meist erfolgreich) praktiziert und bildet die überwältigende Mehrheit der Einsätze (inklusive EU und AU). Diese Einsätze sind aber in der Regel nach einem Waffenstillstand oder Friedensabkommen. Die Soldaten stellen sich dann sozusagen dazwischen und trennen so die Parteien. Solche Missionen sind in der Regel recht erfolgreich (zumindest solange die Soldaten dort sind). Bei Friedenserzwingenden Missionen hingegen sind vor allem politische Fragen ein Problem. Darf Gewalt eingesetzt werden und falls ja wann und wieviel? Was sind die Rules of Engagement? Was sind genau die Zielsetzungen (Einstellung der Kampfhandlung, schaffen eines Versorgungskorridors, Friedensabkommen, Schutz der Zivilbevölkerung, etc.)? Was sind die kurzfristigen Ziele und was die langfristigen?

    Jede Friedensmission unterscheidet sich somit stark von anderen und meist sind es keine militärischen Interventionen im klassischen Sinn auch wenn Soldaten vor Ort geschickt werden. Ich vermute mal (ohne die Zahlen zu haben), dass Friedensmissionen (keeping und enforcing) gesamthaft gesehen, gar nicht so gefährlich sind. In einem Punkt stimme ich dir aber voll und ganz zu: Es ist verdammt schwer die Bevölkerung vom Nutzen solcher Einsätze zu überzeugen. Als Schweizer ist mir das sehr bewusst.

  4. #6 Ronny
    November 3, 2008

    Die Grundfrage: einmischen oder zusehen ? Die ist nur sehr schwer zu beantworten und sicher auch vom Konflikt abhängig.
    Aber stellt euch mal vor die NATO hätte in Jugoslawien nicht interveniert trotz heftiger Proteste, da würds noch immer rundgehen. Auch im Kosovo sähe es ohne NATO Präsenz düster aus.

    In Afrika hingehen ist es ungleich schwieriger, da auch die Mentalität der Menschen dort anders ist als bei uns. Auch die hemische Bevölkerung auf seine Seite zu bringen ist fast unmöglich. Bei uns Ösis wars der Dafour Einsatz. Dort sterben tausende Menschen und wenn dann einmal versucht wird dort humanitär zu unterstützen bricht in der Heimat das Gejammer aus über Kosten und Gefahren für die Soldaten. Hey, das ist ihr Job. Keiner zwingt sie dazu. Andere (z.b. Ärzte) begeben sich da öfter in Gefahr.
    Die Kosten sind auch lächerlich im Vergleich zu anderen sozialen Ausgaben.

  5. #7 Ingo
    November 3, 2008

    Ich sehe das Hauptproblem bezüglich all dieser Krisen- und Friedenseinsätze in der mangelnden demokratischen Kontrolle. Der einfache Bürger in einem beliebigen Land auf der Erde hat schon Mühe, sich ein eigenständiges Urteil über die Konflikte und Probleme zu bilden, die sein eigenes Land betreffen und die Region, in der dieses Land sich befindet. Wie soll man sich über so ganz unterschiedliche Länder wie Afghanistan oder irgend ein beliebiges innerafrikanisches Land jeweils ein eigenständiges, sachgerechtes Urteil bilden können?

    Die Dinge geraten dann immer mehr in die Hände von “Spezialisten” und sie werden dadurch der demokratischen Kontrolle immer unzugänglicher. Deshalb befürworte ich Militäreinsätze von Soldaten des eigenen Landes jeweils günstigstenfalls in der näheren geographischen Region dieses Landes, nicht so weit weg wie Afghanistan, Dafur, Kongo etc..

    Bei letzteren muß zunächst mit konsequenten (!!!) politischen Maßnahmen versucht werden, Einfluß zu nehmen. Zumeist waren ja überall auf der Welt die friedenbehütenden, nichtmilitärischen Maßnahmen des demokratischen Westen nie konsequent genug, um überhaupt einen Militäreinsatz als nächsten Schritt befürworten zu können.

    Was ist mit der Eindämmung des Kleinwaffenhandels zum Beispiel, der die meisten Todesfälle weltweit verursacht und so viele andere Dinge mehr.