Der nächste Präsident der USA hat für einigen Wirbel gesorgt, als er für seine Amtseinführungs-Zeremonie den umstrittenen evangelikalen Pfarrer Rick Warren eingespannt hat. Dieser ist vor allem bei Homosexuellen wegen seinen konservativen Ansichten verhasst. Inzwischen hat der Papst auch noch in meinen Augen wenig weihnachtliches zum Thema Homosexualität von sich gegeben.
Rick Warren soll für Obama bei seiner Amtseinführung sprechen. Der Einbezug eines Religionsvertreters ist vielen Säkularisten ein Dorn im Auge. Dass nun ein Priester (oder vielleicht wäre Religionsenterpreneur passender) mit einer Geschichte von intoleranten Äusserungen diese Rolle innehat, ist zusätzlich unschön (Christopher Hitchens findet wie so häufig die treffenden Worte). Warren hat sich auch schon abfällig über Nicht-Christen geäussert (namentlich Juden und Atheisten) und ist ein bekennender Kreationist. Die Hauptopposition kommt aber von Homosexuellen, da Warren in der Vergangenheit mit unrühmlichen Bemerkungen auf- oder man könnte gar sagen ausgefallen ist. Er hat sich auch für die sogenannte Propostion 8 in Kalifornien eingesetzt, eine Vorlage die angenommen wurde und Homosexuellen-Ehen verbietet.
Die meisten vermuten hinter Obamas Entscheid eine taktische Absicht, sich nämlich bei der religiösen Rechten anzubiedern (man sollte vielleicht erwähnen, dass Warren nicht so klar in diese Schablone passt: Er hat in den ‘Werte’-Debatten einen konservativen Standpunkt, die Arbeit seiner Kirche ist wie bei vielen liberaleren Institutionen dagegen sehr auf das Soziale fokussiert). Eine gewisse Ironie ist wohl darin zu erkennen, das Obama während des Wahlkampfes wegen seines Priesters Jeremiah Wright unter Beschuss war, der ähnlich Dummes von sich gab. Die Hautfarbe macht wohl den Unterschied. Trotzdem verstehe ich besonders die Wut vieler Obama Anhänger, hat doch Warren zum Beispiel schon Homosexualität mit Inzest gleichgesetzt.
Zu Weihnachten hat uns nun auch noch der Papst mit seinen Ansichten zum Sexualverhalten anderer beglückt. Er verglich Umweltzerstörung mit Homosexualität und bezeichnete letztere als “Zerstörung von Gottes Werk”. Soviel zum Thema Auslegung weihnachtlicher Nächstenliebe.
Ich verstehe diese Obsession mit Homosexualität von einigen religiösen Gruppierungen überhaupt nicht. Was kümmert diese Leute, was Erwachsene Menschen im gegenseitigen Einverständnis in ihren Schlafzimmern tun (und um Schlafzimmer geht es doch meistens). Was in der Welt kratzt sie, wenn zwei Menschen sich lieben und darum in einer Beziehung leben und woher kommt diese Gewissheit, dass Homosexualität ‘unnatürlich’ sei, wo doch das meiste auf das Gegenteil hinweist? Und selbst wenn, was solls. Autos, Satelliten, Antibiotika und eine Lebenserwartung weit über 70 Jahren ist auch unnatürlich.
Ich vermute dieser Eifer ist für mich nicht nachvollziehbar, da diese Leute diese Gewissheiten aus einer Quelle beziehen, die ihre Autorität auf dem begründet, was ihre Anhänger glauben (was hier im Gegensatz zu wissen steht). Für all diejenigen, die nicht das gleiche glauben und es liegt in der Natur der Sache, dass dies immer eine grössere Gruppe ist, ist das Argument nicht nachvollziehbar. Noch dazu ist zum Beispiel die Bibel manchmal durchaus widersprüchlich was Homosexualität angeht. Es kommt also noch eine häufig anachronistische persönliche Interpretation dazu, welche die Nachvollziehbarkeit noch weiter erschwert. Das wäre alles gut und recht, nur wenn solche Ansichten das Leben anderer Leute bestimmen sollen, dann ist es inakzeptabel. Wo ziehen wir die Grenze? Hat die Bibel in solchen Fragen Autorität, dann auch der Koran, die Veden, Griechische Mythologie, das Geschreibsel von Hubbard und damit wohl auch die Romane von Douglas Adams (ich würde mich dann wohl letzterem anschliessen).
Erwachsene sollen tun und lassen dürfen was sie wollen, solange niemand anderes irgendwelche Nachteile daraus zieht. Darum hat Religion in der Politik nichts zu suchen. Auch nicht bei einer Amtseinführung. Vielleicht könnten wir uns dann endlich auf die wirklichen Probleme konzentrieren, wie zum Beispiel Umweltzerstörung.
Kommentare (35)