Google hat vor nicht langer Zeit angekündigt, dass sie nicht länger bereit sind, sich den chinesischen Zensoren für die Suchanfragen auf google.cn zu beugen. Ob dies nun eine Rückbesinnung auf das inoffizielle Firmenmotto “Don’t be evil” ist oder nur der Versuch sich aus halbwegs elegant aus einem Markt zurückzuziehen, in dem die Firma Schwierigkeiten hatte, Fuss fassen will ich hier nicht spekulieren.
Das letzte Wort in der Sache ist sowieso noch nicht gesprochen. Google sprach schliesslich nur von “Verhandlungen in den kommenden Wochen” (“and so over the next few weeks we will be discussing with the Chinese government the basis on which we could operate an unfiltered search engine within the law, if at all”). Die Ankündigung könnte also auch nur der erste Zug in einer längeren Partie Verhandlungsschach gewesen sein.
Wie auch immer, anscheinend hat China beschlossen, dass es mit der Kontrolle von Information innerhalb der eigenen Grenzen nicht mehr zufrieden ist. Der lange Arm mit der Zensorenschere wurde bis in die Schweiz nach Davos gestreckt. Der CEO der Deutschen Bank Joseph Ackermann (übrigens ein Landsmann von mir) und Co-Vorsitzender vom diesjährigen World Economic Forum (WEF) hat bei Bloomberg aus dem Nähkästchen geplaudert. Offensichtlich ‘wollte China nicht über Google sprechen’ am WEF. Eine Bitte der man mehr oder weniger nach gekommen ist.
Dieses Jahr legt das WEF viel Wert auf die sich rasant entwickelnden Schwellenländer, allen voran die Bevölkerungsgiganten China und Indien. Das ist insofern auch verständlich, da das WEF den tief in die Tasche greifenden Teilnehmern etwas bieten muss und dies scheint genau das zu sein, was die Kundschaft wünscht. Darum wollte man die Chinesische Führung wohl auch nicht verärgern.
Das ist natürlich gut und recht. Das WEF ist nicht öffentlich finanziert und kann hören auf wen es will und tun und lassen wie es ihm beliebt. Ich habe darum auch nie so ganz die Kritik am WEF nachvollziehen können, ausser dass es sich ausgezeichnet als Projektionsfläche für alles Übel das mit Macht in Verbindung gebracht werden kann, eignet (dies gilt besonders bei Menschen mit einem Hang zu Verschwörungstheorien).
Ein Problem besteht aber für die Glaubwürdigkeit des WEF. Vor allem weil man sich vermehrt Werte-Themen verschrieben hat und verspricht an Lösungen zu arbeiten von Klimawandel bis zu Menschenrechten. Vielleicht fanden die WEF Organisatoren dort gar keinen Widerspruch. Ihre eigenen Regeln für die anwesenden Medien lesen sich nämlich wie Anleitungen die man wohl auch auf chinesisch findet (offensichtlich müssen Journalisten einen Aufpasser dabei haben zum Fotografieren):
IMPORTANT: Any media who are found taking photos or video filming any of the sessions or public areas in the Congress Centre (i.e. do not abide by these media guidelines) and are not escorted by a member of the Forum Media Team will lose their accreditation for this Meeting and other World Economic Forum events.
(via Foreign Policy Passport)
Bildquelle: Chinas Vize Premierminister Li Keqiang, swiss-image.ch, copyright World Economic Forum/swiss-image.ch
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