Während des reduzierten Winterdienstes auf diesen Seiten, ein kurzes Zitat von H. L. Mencken zum Nachdenken:
No democratic delusion is more fatuous than that which holds that all men are capable of reason, and hence susceptible to conversion by evidence. If religions depended upon evidence for their prolongation, then all of them would collapse. it is not only that the actual evidence they offer is extremely dubious; it is mainly that the great majority of the men they seek to reach are quite incapable of comprehending any evidence, good or bad. They must get at such men through their feelings or resign getting at them altogether.
Und hier mein Versuch einer Übersetzung:
Kein demokratischer Irrglauben ist alberner als jener, der besagt, dass alle Menschen der Vernunft fähig seien und darum durch Beweise umgestimmt werden könnten. Würden Religionen für ihr Weiterbestehen auf Beweise angewiesen sein, sie würden alle zusammenbrechen. Es ist nicht nur so, dass die Beweise, die von ihnen angeführt werden, sehr zweifelhaft sind, es ist vor allem, dass eine grosse Mehrheit jener Menschen, die sie zu erreichen versuchen, kaum in der Lage sind, irgendwelche Beweise zu begreifen, gute wie auch schlechte. Religionen müssen diese Menschen über ihre Gefühle erreichen, oder es aufgeben, sie überhaupt erreichen zu können.
Mann muss mit ihm nicht einer Meinung sein. Wer sich über das Zitat aufregt, soll sich aber überlegen warum. Eine Sache über die man stolpert, ist der unverhohlene Elitismus von Mencken. Dies so laut zu sagen ist in unseren Demokratien halt politisch inkorrekt (oder etwa nicht, liebe Anti-Political Correctness Leserinnen und Leser?).
Ich finde das Zitat passt ausgezeichnet in dieses Blog und spannt wunderbar einen Bogen über die häufigsten Themen hier: Wissenschaft, Politik und Religion. Ich gebe zu, ganz von diesem “albernen Irrglauben” trennen kann ich mich nicht. Es gibt aber immer wieder Abstimmungen in der Schweiz (und deren Fallout konnte man auch in diesem Blog schon mehrmals beobachten), die mir das schmerzhaft vor Augen führen, dass Mencken vermutlich doch recht hat.
(Gefunden habe ich das Zitat hier bei den Scienceblogkollegen Ed Brayton (Dispatches from the Culture Wars), leider ohne Quellenangabe. Ich werde diese nachreichen sobald ich sie habe).
Edit: Als Quelle wurde vorgeschlagen: H. L. Mencken, „The Foundations of Quackery” (Baltimore Evening Sun, 4. Juni 1923) [nicht überprüft]
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