Während des reduzierten Winterdienstes auf diesen Seiten, ein kurzes Zitat von H. L. Mencken zum Nachdenken:

No democratic delusion is more fatuous than that which holds that all men are capable of reason, and hence susceptible to conversion by evidence. If religions depended upon evidence for their prolongation, then all of them would collapse. it is not only that the actual evidence they offer is extremely dubious; it is mainly that the great majority of the men they seek to reach are quite incapable of comprehending any evidence, good or bad. They must get at such men through their feelings or resign getting at them altogether.

Und hier mein Versuch einer Übersetzung:

Kein demokratischer Irrglauben ist alberner als jener, der besagt, dass alle Menschen der Vernunft fähig seien und darum durch Beweise umgestimmt werden könnten. Würden Religionen für ihr Weiterbestehen auf Beweise angewiesen sein, sie würden alle zusammenbrechen. Es ist nicht nur so, dass die Beweise, die von ihnen angeführt werden, sehr zweifelhaft sind, es ist vor allem, dass eine grosse Mehrheit jener Menschen, die sie zu erreichen versuchen, kaum in der Lage sind, irgendwelche Beweise zu begreifen, gute wie auch schlechte. Religionen müssen diese Menschen über ihre Gefühle erreichen, oder es aufgeben, sie überhaupt erreichen zu können.

Mann muss mit ihm nicht einer Meinung sein. Wer sich über das Zitat aufregt, soll sich aber überlegen warum. Eine Sache über die man stolpert, ist der unverhohlene Elitismus von Mencken. Dies so laut zu sagen ist in unseren Demokratien halt politisch inkorrekt (oder etwa nicht, liebe Anti-Political Correctness Leserinnen und Leser?).

Ich finde das Zitat passt ausgezeichnet in dieses Blog und spannt wunderbar einen Bogen über die häufigsten Themen hier: Wissenschaft, Politik und Religion. Ich gebe zu, ganz von diesem “albernen Irrglauben” trennen kann ich mich nicht. Es gibt aber immer wieder Abstimmungen in der Schweiz (und deren Fallout konnte man auch in diesem Blog schon mehrmals beobachten), die mir das schmerzhaft vor Augen führen, dass Mencken vermutlich doch recht hat.

(Gefunden habe ich das Zitat hier bei den Scienceblogkollegen Ed Brayton (Dispatches from the Culture Wars), leider ohne Quellenangabe. Ich werde diese nachreichen sobald ich sie habe).

Edit: Als Quelle wurde vorgeschlagen: H. L. Mencken, „The Foundations of Quackery” (Baltimore Evening Sun, 4. Juni 1923) [nicht überprüft]

Kommentare (32)

  1. #1 A.S.
    Januar 13, 2011

    Wenn ich mich nicht irre, ist das Zitat aus „The Foundations of Quackery“ (Baltimore Evening Sun, 4. Juni 1923). Elitär finde ich es übrigens nicht.

  2. #2 ali
    Januar 13, 2011

    @A.S.

    Herzlichen Dank. Ich habe die Angabe hinzugefügt.

    Was das “elitär” betrifft: Stellt man die gleiche Behauptung z.B. in der Schweiz nach einer Volksabstimmung auf, kann man sich eines Meinungsfeuersturms sicher sein. Vielleicht ist es Kontext bedingt ob es als elitär wahrgenommen wird oder nicht.

  3. #3 Philipp Schober
    Januar 13, 2011

    Das erinnert mich doch direkt an folgenden Artikel:
    https://www.boston.com/bostonglobe/ideas/articles/2010/07/11/how_facts_backfire/

  4. #4 michael
    Januar 13, 2011

    Wie ist das jetzt zu Klammern ? so “(liebe Anti-Political Correctness Leserinnen) und Leser” oder so “liebe Anti-Political Correctness (Leserinnen und Leser)” ?

  5. #5 Sven Türpe
    Januar 14, 2011

    Welche Rolle sollte spielen, wieviele Menschen bereit und in der Lage sind, sich durch Beweise umstimmen zu lassen? Darauf kommt es doch überhaupt nicht an.

  6. #6 ali
    Januar 14, 2011

    @Sven Türpe

    Welche Rolle sollte spielen, wieviele Menschen bereit und in der Lage sind, sich durch Beweise umstimmen zu lassen? Darauf kommt es doch überhaupt nicht an.

    Alles hängt davon ab was man will und wie man dies erreichen möchte.

    Mir kommt es auf jeden Fall darauf an. Aber ich habe nie geleugnet ein Idealist zu sein. Alles andere wäre mir in der Konsequenz zudem zu zynisch und manipulativ.

  7. #7 Dr. Webbaer
    Januar 14, 2011

    Kein demokratischer Irrglauben ist alberner als jener, der besagt, dass alle Menschen der Vernunft fähig seien und darum durch Beweise umgestimmt werden könnten.

    Jaja, dem ist wohl so, die moderne Wissenschaftlichkeit ist weitgehend unverstanden von der Menge – wobei auch einige wissenschaftlich bemühte Kräfte große Probleme zu haben scheinen mit der Wissenschaftstheorie. Sie, lieber Herr Arbia, haben’s ja mit der ganz weichen Politologie leicht, so wie auch die WiWis bspw. oder die sozial Bemühten generell.

    Was ein wenig stört am Zitat, ist die Betonung des Demokratischen am o.g. Irrglauben. Klar, die Menge wird erst nach der Europäischen Aufklärung wirklich demokratisch eingebunden und mehrwertmäßig abgeschöpft, aber der o.g. Irrglaube ist u. E. nicht “demokratisch”, sondern “humanistisch” oder “idealistisch”.

    MFG
    Dr. Webbaer

  8. #8 ma_il
    Januar 14, 2011

    Ich denke nicht, dass man es elitaer nennen kann, wenn jemand eine Beobachtung wiedergibt, die sicher schon viele gemacht haben. Das Stichwort Volksabstimmungen i.d. Schweiz trifft es ja ganz gut.
    Mein Eindruck ist, dass die Gesellschaft die Uninformiertheit zusehr toleriert oder gar foerdert. Wie auch schoen in dem von Philipp Schober verlinkten Artikel (danke dafuer) erwaehnt, gilt es ja als gesellschaftliches Tabu – ob da mglw neurologische Faktoren reinspielen, sei mal dahingestellt – seine Meinung zu aendern. Im Fall von Religion ist es noch dazu so, dass diese als soziales Bindemittel dient. Und ich moechte sogar soweit gehen, dass ein weitverbreiteter Glaube es auch anderen Themen nicht einfacher macht, sich ueber Fakten durchzusetzen.

    Andererseits muss man auch sehen, wo wir herkommen. Kant ist, auf der Zeitleiste der Menschheitsgeschichte, noch gar nicht lange her, da sind wir schon auf dem richtigen Weg. Ganz positiv betrachtet: das wird schon noch 🙂

  9. #9 Gwendolan
    Januar 14, 2011

    Dass alle oder auch nur die meisten Menschen fähig oder gewillt seien, vernunftgemäss zu handeln, halte ich auch für unzutreffend. Wahrscheinlich ist es aber eine notwendige Fiktion. Denn nach wie vor trifft wohl Churchills Aussage zu, dass die Demokratie die schlechteste aller Staatsformen ausser aller anderen sei. Das lässt uns wohl alternativenlos.

  10. #10 Basilius
    Januar 14, 2011

    Ich empfinde das Zitat auch nicht als offenkundig elitär. Wahrscheinlich kommt es tatsächlich auf den Kontext an. Danke für die (IMHO gelungene) Übersetzung Ali. Ich würde allerdings in der Übersetzung des Zitates so weit gehen den Begriff ‘fatuous’ durch das doch etwas deutlichere ‘töricht’ zu ersetzen. Albern klingt mir an dieser Stelle zu lieb und verspielt. Dadurch wird der Ton zwar noch etwas schärfer, aber warum nicht? Ich halte es weder für notwendig, noch sinnvoll, sich immer einer political correctness verpflichtet zu fühlen.

  11. #11 Sven Türpe
    Januar 14, 2011

    Mir kommt es auf jeden Fall darauf an.

    Warum? Ich halte ehrlich gesagt schon das Vorhaben des Umstimmens für ein zweifelhaftes Unterfangen. Die Beobachtung, dass die Umzustimmenden daran nicht willig mitwirken, überrascht nicht. Dass unter den unzähligen versagenden Methoden nun auch das Lieblingsverfahren einiger Oberschlauer ist, überrascht ebenfalls nicht. Das Problem liegt nicht in der Demokratie und nicht im Volk, das Problem liegt in der Absicht, die Evolution der Gesellschaft zu managen. Und das ist der elitäre Kern der Sache, der sich bei Betrachtung nur der Oberfläche natürlich nicht zeigt.

  12. #12 Sven Türpe
    Januar 14, 2011

    Wahrscheinlich ist es aber eine notwendige Fiktion.

    Erfordert Demokratie Vernunft?

  13. #13 threepoints...
    Januar 14, 2011

    Wir “spielen” Demokratie doch nur, wenn wir gerade entspannt genug dazu sind und also eine Lust dazu haben… der eine mehr, der andere weniger…

    Und in der letzten Konsequenz (aus welchen Blickwinkeln und Bedingungen auch immer) muß etwas auf genau eine Richtung entschieden werden…. was dann die völlige Auflösung von einer demokratischen Struktur und Entscheidungsfindung zur Folge hat.

    Interessant finde ich die Idee, dass man sich frgt, wer sich denn an Demoktratie beteiligen darf – hinsichtlich seiner/ihrer Eignung aufgrund der kognitiven Fähigkeiten. Aber da tappt man schnell in eine Missverständnissfalle….

  14. #14 threepoints...
    Januar 14, 2011

    Achso, ….

    das beste demokratische Ergebnis ist immer dieses, wenn sich die Individuen überzeugen liessen und geistig hinter der Entscheidung stehen und sie dadurch in der Anwendung bestens unterstützen.

    Leider ergibt sich aus bestimmten Lebensumständen immer wieder ein Anteil Selbstbeschränkung, der sich dann als Erscheinungsform der verweigerung ansieht…

  15. #15 AndreasM
    Januar 14, 2011

    Jeder Mensch ist bis zu einem gewissen, variablen Grad fähig, vernünftig zu sein. Insofern halte ich das nicht für einen albernen Glauben.
    Aber es ist nicht leicht, Menschen dazu zu bringen, diese Vernunft auch in einem konkreten Fall einzusetzen. Menschen vereinfachen sich ihre Umwelt, indem sie mit der Zeit Überzeugungen aufbauen, um nicht alles immer wieder neu evaluieren zu müssen. Viele Menschen verlassen sich dabei auch auf die Evaluierungen von Menschen oder Medien, denen sie vertrauen oder die sie für kompetent halten. Insbesondere im Kindesalter werden solche Überzeugungen von den Eltern übernommen und nur sehr begrenzt hinterfragt.

    Dazu kommen dann noch drei weitere Probleme: Emotionen, Information und Manipulation.
    Um eine vernünftige Entscheidung zu treffen, brauche ich zugrundeliegende Informationen. Und an die muss ich erst mal ungefiltert kommen. In der Wirklichkeit sind diese Informationen häufig manipulativ gefärbt, also von den Interessen desjenigen gekennzeichnet, von dem ich diese Informationen habe. Das muss noch nicht mal absichtlich geschehen. Dabei werden diese Informationen auch häufig emotional aufgeladen, was die vernünftige Entscheidung nicht gerade erleichtert.

    Ist es deshalb schlecht, direkt alle abstimmen zu lassen wie im schweizer Demokratiemodell?
    Dieses Modell hat einen grossen Vorteil: Die Beeinflussung des Ergebnisses durch direkte Korruption (also Stimmkauf) ist prohibitiv teuer. Demgegenüber ist es in einer repräsentativen Demokratie billig, die Entscheidenden direkt zu korrumpieren (verglichen mit dem Vorteil, den man davon hat, ist es sogar sehr billig).
    Manipulation über die Medien (und der Kauf von PR und Mietmäulern) scheinen in der direkten Demokratie erstmal einfacher. Andererseits haben die letzten Jahre in Deutschland gezeigt, dass in einer Parteiendemokratie der Einfluss der Medien auf die Parteien auch massiv ist.

    Ich glaube nicht, dass unsere heutigen Demokratieformen alternativlos sind, wie ein Kommentator weiter oben ausführt. In der Ausführung, wohlgemerkt. Aber es gibt Alternativen, bei denen auch alle Macht vom Volk ausgeht.
    Beispielsweise Varianten von Liquid Democracy.

    Die ideale demokratische Staatsform muss einige Probleme versuchen zu lösen, um die besten Entscheidungen im Gesamtinteresse zu treffen ohne von Partikulärinteressen dominiert zu werden. Das betrifft nicht nur die Entscheidungs- und Machtstrukturen, sondern auch die Informations- und Diskussionskultur.

  16. #16 stoffel
    Januar 14, 2011

    @Gwendolan
    Wenn schon Churchill-Zitate, dann sollte bei diesem Thema das folgende Zitat nicht fehlen:
    The best argument against democracy is a five-minute conversation with the average voter.

  17. #17 BreitSide
    Januar 15, 2011

    xxx

  18. #18 Jabroni
    Januar 28, 2011

    Leider sind wir kulturell noch nicht so weit, das Werkzeug Demokratie sinnvoll zu nutzen. Aus meiner Sicht stehen uns folgende Hürden im Weg (überspitzt formuliert):

    – Meinungen ändern, Fehler zugeben oder der “Gegenpartei” zustimmen wird als Schwäche ausgelegt.
    – Man weiß immer alles besser als andere und kann immer die besseren Entscheidungen treffen also die bessere Politik machen.
    – Man entscheidet nach Lust und Laune, nach kurzfristigen emotionalen Zuständen, manchmal auch nach aktuellen Interessen.

    Aus meiner Sicht lösen Elemente der direkten Demokratie (Volksabstimmung) diese Probleme nicht. Hier können sogar Probleme hinzukommen:
    – Man kann nicht über jedes politische Thema ausreichend informiert sein. Diese Zeit hat niemand.
    – Das Timing beeinflusst das Ergebnis (siehe o.g. Launen). Weitere Effekte verzerren: (Beispiele) Gegner einer Sache sind meistens aktiver als Befürworter. Wenn bei vorhergehenden Umfragen eine bestimmte Position eine Mehrheit hat, gehen die Befürworter eher nicht wählen, denn “die anderen” wählen ja schon “das Richtige”.

    Liquid Democracy ist sehr spannend und bietet aus meiner Sicht einen zentralen Vorteil:
    Heute wähle ich eine Partei, gehe automatisch Kompromisse ein und muss dann zusehen. Bei LD (zumindest bei einigen Konzepten) suche ich die Vorgehensweise aus. Ich wähle für jedes Thema den Politiker, der die für mich richtige Position vertritt und kann gleichzeitig bei anderen Themen direkt abstimmen. Somit muss ich auch nicht über alles informiert sein, kann aber gleichzeitig dort aktiv werden, wo die interessantesten Themen sind.

    Leider sind die Piraten mit diesem Projekt etwas ins Stocken geraten. Mal sehen, wie es weitergeht.

  19. #19 threepoints...
    Januar 28, 2011

    LD…

    Liquid demokratie….

    Habe ich irgendwo jüngst was gesehen…

    Wenn aber nicht “jederman” – also jede/r vollständig mit dem jeweiligen Thema firm ist …. dann kanns auch damit nicht viel besser gehen. Und “jede/r” ist ein Ideal, dass es nicht gibt….nicht geben wird können. Es braucht also weitere Bedingungen.

  20. #20 Jabroni
    Januar 28, 2011

    @threepoints
    Bin da kein Experte. Afaik gehts beim LD darum, dass es quasi nur Abgeordnete gibt, die unabhängig voneinander bestimmte Positionen vertreten. Als Bürger kannst du bei allen Themen abstimmen. Du kannst aber deine Stimme für bestimmte Themen (oder alle) an die für dich passenden Abgeordneten delegieren.
    Wenn du also z.B. für Mindestlohn bist, aber nicht jede einzelne Abstimmung mitmachen willst, gibst du deine Stimme einem Abgeordneten, der nach deiner Meinung diesen Punkt am besten vertritt.
    Beim Thema Vorratsdatenspeicherung bist du aber “voll” dabei, da du z.B. als ITler dich gut auskennst und dich stärker betroffen fühlst.

    Das bedeutet dann auch, dass Parteien und Koalitionen weniger Bedeutung bekommen, zumindest im Bundestag.

    Bei den Piraten läuft da ein Pilotprojekt hierzu. Leider haben sie sich in eine Anonymisierungsdebatte verheddert. Damit LD nichts zum Wahl-O-Mat (und damit unsicher) wird, muss es transparent bleiben. Viele Piraten wollen aber genau das nicht.

    Zumindest schwappte die Idee auch zu den etablierten Parteien rüber. 2010 fing man mit Adhocracy an – und begrub das Projekt wieder. Das war denen dann doch zu heiß:
    “„Das könnte langfristig als Argument genutzt werden, die repräsentative Demokratie auszuhebeln“, hieß es in der Fraktion. Außerdem würde es die Würde des Parlaments beschädigen, wenn sich „irgendwelche Netzchaoten“ auf den Seiten des Bundestages ausgetobt hätten.”

    Hier ein interessanter Artikel zu den Hintergründen: https://www.netzpolitik.org/2011/die-wahren-grunde-gegen-adhocracy/

    Btw, hier gibt es ein interessantes Interview zum Thema “Demokratie im Netzzeitalter”: https://www.taz.de/1/leben/alltag/artikel/1/das-internet-ist-perfomativ/

  21. #21 threepoints...
    Januar 28, 2011

    “Du kannst aber deine Stimme für bestimmte Themen (oder alle) an die für dich passenden Abgeordneten delegieren.”

    -> Das ist ja defakto eh der Fall. Nur, dass wir eher nach erheblich reduzierten Details (Wahlversprechen) und der Sympatie nach bewerten….

    Das jede/r nun alles im Detail abstimmen wird können …. siehe oben … ist kaum möglich (zu verlangen) – auch, wenn es möglich gemacht wird.

    Eine “Online-Demokrtie” scheint mir derzeit auch nicht vertrauensvoll genug…. in der Durchführung.

    Aber nach meinen Erfahrungen und Beobachtungen geht es darum überhaupt nicht. Es geht eben nur um die Stimme – und das Gefühl … eine gegeben zu haben.

    Ist wie mit der Spende an Bedürftige… gegeben und aus dem Sinn… und ich schwimme in meiner eigenen Wohltätigkeit in den siebten Himmel …. Aderlass ganz neu deffiniert.

  22. #22 Jabroni
    Januar 28, 2011

    Du hast recht. LD wird nicht besonders viele Probleme der Demokratie lösen. In naher Zukunft ist eine vollständige Umsetzung auch eher unsinnig. Dafür sind schon die Grundideen kaum ausgereift.
    LD ist aber auch ein spannendes Experiment, um die Möglichkeiten des Internets für mehr Beteiligung zu erforschen. Hier wäre etwas mehr Mut angebracht.

  23. #23 threepoints...
    Januar 28, 2011

    “repräsentative Demokratie”

    Diese Begriffzusammenhang muß man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Offensichtlich wird “REpräsentiert” … also noch einmal oder wieder… wohl durch die Politiker selbst … was vom Bürger präsentiert wurde…. oder so.

    Das Delegieren von Abstimmung … ist ja dann etwa mit der Regionalpolitik vergleichbar… wo ich dachte, dass es die bald nicht mehr gibt, weil sich der politische Rahmen immer mehr erweitert – durch die Europapolitik. Woraufhin also alle Polit-Ebenen eine Stufe höher rutschen und in der Regionalpolitik ein Loch entsteht….ein vakuum….

    Hatte ich vor 10 Jahren schon befürchtet – dass ganz im Sinne von Globalisierung (und eben europa) das Regionale klammheimlich entfällt. Gebietsreformen und Eingemeindung/Gemeindefusionen sind auch Anzeichen dafür.

    Das Gerücht, dass die Konservativen mit EDV und dem Internet nicht umgehen und also auch nicht vertrauen können … ist ja weder neu … noch unerwartet – und schon Anlass zu kleinen Stichelleien in die Richtung gewesen. Etwa in satire/kabaret-Sendungen….
    Was der bauer nicht kennt ….

  24. #24 threepoints...
    Januar 28, 2011

    Jabroni· 28.01.11 · 21:15 Uhr

    “LD ist aber auch ein spannendes Experiment, um die Möglichkeiten des Internets für mehr Beteiligung zu erforschen. Hier wäre etwas mehr Mut angebracht.”

    -> Na, Experimente sollte man damit aber nicht machen…. Allerdings muß sich wohl irgendwas tun.
    Sonst muß ich leider feststellen, dass dieses/das demokratische System aufgrund von Globalisierung und anderen Bedingungen an seine Grenzen angekommen ist.
    Das mag ich mir aber gerade lieber nicht vorstellen wollen.

    Was haben wir denn oben rum noch:

    Nato, G8/20 … in Zukunft vielleicht G200 ?

    … noch andere institutionen von Relevanz? Brauche eine Systematik zur Assoziation von Möglichkeiten. Vielleicht noch Strukturen aus Geheimgesellschaften …!? … die dann irgendwie in eine öffentlich und weltweite Ebene transferiert werden…vollständig entkoppelt und legalisiert natürlich … oder so

  25. #25 threepoints...
    Januar 28, 2011

    Ach ne, … die FDP spricht ja fast im O-Ton von meinen Zweifeln….
    (Netzpolitik.org Link von oben)

    Erklärt sogar er lebe noch … sehr lustig. Manchmal fragt man sich das nämlich. Ich glaube ihm mal.

  26. #26 threepoints...
    Januar 29, 2011

    Angesichts von LD kommt mir eine ganz andere Struktur in den Sinn … welche durchaus vergleichbar angewendet werden kann.

    Aber soweit … scheint es nicht zu sein?

  27. #27 s.s.t.
    Januar 29, 2011

    Mencken hat schon recht, das Gros der menschlichen Entscheidungen beruht nicht auf Vernunft. Die wenigsten, die bei einer Wahl bzw. einem Bürger-/Volksentscheid abstimmen, haben sich vorher eingehend sachkundig gemacht. Beispielsweise wüsste ich auch nicht, wie ich mich bei einem hypothetischen S21-Volksentscheid verhalten sollte, denn ich habe absolut keine Lust mich durch die Gutachten und Gegengutachten zu quälen, obwohl die Entscheidung mich als regelmäßigen Bahnfahrer möglicherweise persönlich betreffen würde.

    Sehr deutlich sieht man das auch bei Kaufentscheidungen, die in schöner Regelmäßigkeit aus dem Bauch entschieden werden (vergl. hierzu den Eintrag zur Schnäppchenjagd bei @Jürgen Schönstein). Möglicherweise machen sich Viele (die weitaus meisten?) bei hochwertigen und teuren technischen Gegenständen durchaus eigene Gedanken, aber selbst da wird das Etikett häufig den Ausschlag geben.

    Ich würde Mencken insofern abändern: Alle Menschen sind grundsätzlich zur Vernuft fähig, aber niemals, niemals immer und schon gar nicht bei den meisten Entscheidungen. Oder etwas zynischer: Alle Menschen setzen ihre Vernunftfähigkeit höchst selten ein.

  28. #28 threepoints...
    Januar 29, 2011

    Naja, … S21 ist tatsächlich nicht viel mehr, als eine “Kaufentscheidung”.

    So zumindest scheinen sich die Streitfragen gestellt zu haben. Ich weiss es nicht genau, weil nicht verfolgt. Aber es ging eben um einen Anteil Größenwahnsinnigkeit … der von so manchen gerne mal unverstanden bleibt. Wie das Fremdschämen wird hier das budget als eigenes Kapital erkannt und also wird kritisiert – ob der hohen Kosten zur Auswechslung nahezu gleicher Leistungen…(Bahnhof bleibt Bahnhof).

    Ich möchte manchmal erkennen, dass die überwiegende Zahl der vernunftsentscheidungen darin bestehen, dass die verantwortung einfach weiter gegeben wird. Da ist Vernunft nur in dem Sinne sich von allen Folgen frei zu sprechen. Sich der begründeten Entscheidung zu entziehen.

    In diesem Sinne muß man den Vernunftsbegriff mal neu denken und ausloten, ober er so überhaupt besteht.

  29. #29 Thomas J
    Januar 29, 2011

    @sst

    Es wäre ja schon toll, wenn Politiker vernünftig debatierten… aber schon da hört man ja nichts Anderes, als “gefällt mir, will ich”, oder “kenn ich nicht, will ich nicht” und “war immer schon so, lassen wirs”

  30. #30 BreitSide
    Januar 29, 2011

    SST: ich bin empört! So dämlich soll der Mensch sein?

    Nach etwas Nachdenken kommt mir das aber als einzige Schlussfolgerung vor…:-(

  31. #31 s.s.t.
    Januar 30, 2011

    @threepoints…

    Naja, … S21 ist tatsächlich nicht viel mehr, als eine “Kaufentscheidung”.

    S21 war ein politisches Beispiel und die “Kaufentscheidungen” sollten den emotionalen Charakter von Entscheidungen näher bringen.

    Ansonsten sind für mich Kreuzchen und Einkauf das Gleiche, in jeder Hinsicht.

    @BreitSide
    Tja, die Dämlichkeit des Menschen; die eigene Dämlichkeit, bei der man immer wieder mal rot wird. Mir ist durchaus bekannt, dass ich bei gewissen Entscheidungen spontan reagiere, bei wichtigen und teuren lasse ich die Spontanität fast immer außen vor. Bei politischen Entscheidungen? Zu meiner Schande meist nicht, jedenfalls nicht besonders fundiert, da muss halt der Bauch ran. (Ascheregen über mich.)

  32. #32 GS
    Januar 30, 2011

    “No democratic delusion is more fatuous than that which holds that all men are capable of reason, and hence susceptible to conversion by evidence.”

    Das ist einfach so wahr und traurig zu gleich. Die Tragweite dieses Zitats erlebe ich täglich aufs neue.


    Link wegen Werbeverdacht entfernt.