Zumindest hat Romneys wenig durchdachte, faktisch dünn unterlegte, sich auf schlecht definierte Konzept stützende und sich auf ein denkbar schlechtes Beispiel beziehende Aussage nun eine interessante Diskussion ausgelöst. Selten bekommt man die Möglichkeit, diese Debatte breiter führen zu können und etwas sozialwissenschaftlichen Hintergrund für oft einfach dahingeworfene Begriffe wie Kultur (“wir wissen ja was es bedeutet”) einzubringen.

Zum Schluss aber noch eine andere politische Randnotiz: Ebenfalls interessant finde ich, wie immer wieder erwähnt wird, dass Romneys Patzer nicht so schlimm seien, dass US Präsidentschaftswahlen nicht mit Aussenpolitik gewonnen werden. Ich glaub das stimmt zwar. Aber es ist ein Teil des Bildes des Kandidaten. Er hat diesen Auslandsabstecher bestimmt auch nicht geplant weil es völlig irrelevant ist (dann hätte er lieber die Zeit in den USA auf Kampagnen-Pfaden verbracht). Es mag nicht entscheidend sein, aber er wollte staatsmännisch und weltgewandt erscheinen und sich als Freund Israels profilieren. Ersteres scheiterte ziemlich klar. Wie sehr es das zweite Ziel beeinflusst hat, ist schwer zu sagen.

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Kommentare (5)

  1. #1 Jörg
    August 3, 2012

    Der Trip nach Israel war auch klar ein Angriff auf Obama (neben den Bergen an Millionen in Spenden, die er da eingetrieben hat). Kurz vor der Reise wurde Obama naemlich angegriffen, dass er ungefaehr ueberall hin gereist sei ausser Israel.

  2. #2 threepoints...
    August 5, 2012

    “Romeny spielt intellektuell ziemlich sicher in einer anderen Liga als einige sogar zum Präsidenten gewählten Politkern. ”

    -> Kann man das so sicher sagen?

    Was also würde das denn bedeuten, so er Präsident werden würde?

  3. #3 mutmaßlicher Abitourist
    August 5, 2012

    Au weia. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Romney zwischen den Zeilen das jahrhundertealte und -bewährte antisemitische Bild des “raffgierigen Juden” geparkt und in einen seiner Audienz genehmen Kontext gesteckt hat. Wenn da nicht mal in jemandes Hinterkopf die stumpfe Gleichung steckt, “jahrhundertelang ghettoisiert? Jahrhundertelang Geld- und Bankgeschäfte getätigt? Das muss Teil der Kultur dieses Volkes sein!”.

    Sorry, falls das zu paranoid klingt, aber der Typ riecht braun.

  4. #4 Jack
    August 5, 2012

    Der Mann macht Sarah Palin wirklich ernsthafte Konkurrenz, wenn es um undurchdachte Aeussrungen und an den Haaren herbeigezogene Thesen geht. Wuerde der gute Frank Zappa noch leben, haetten Beide eine gute Chance darauf, dass ihnen ein eigener Song gewidmet wuerde.

    Auch gut:

    https://www.thedailyshow.com/watch/tue-july-31-2012/democalypse-2012—national-geogaffe-ic—romney-abroad?xrs=synd_facebook

  5. #5 Stöver Hermann
    August 10, 2012

    @Jack: Tolle Episode. Kann ich jedem nur ans Herz legen.

    Link und Name wegen Spam-Verdacht geändert.